Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 101

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neter Spindelberger gesagt hat – alle Alarmglocken läuten. Was nützt uns das beste System, wenn niemand drin ist, der arbeitet? Darum brauchen wir schon im Spital Maß­nahmen, eben eine bessere Ausbildung. Wir brauchen endlich die Lehrpraxis, und wir brauchen auch ein Angleichen der Gehälter zwischen einem Hausarzt und einem Fach­arzt, diese differieren um 40 Prozent. – So kann es sicher nicht gehen.

Ich bin seit 35 Jahren Hausarzt, es ist ein sehr schöner Beruf, weil ich wohnortnahe über lange Zeit denselben Patienten betreue beziehungsweise hat der Patient densel­ben Arzt. Ich glaube, das ist ein wesentlicher Wert gegenüber anderen Systemen, ein Wert, der in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich sehr hochgehalten wird. (Bei­fall bei der ÖVP.)

Wir haben auch versucht, Ängste zu nehmen. Wir haben die Wahlarztkostenrückerstat­tung außer Streit gestellt. Wir haben das Nebenbeschäftigungsverbot für Spitalsärzte außer Streit gestellt. Es gibt keinen Eingriff in bestehende Rechte. Es soll keinen Vor­rang oder keine Zwangsbeglückung durch gewisse Modelle geben. Wir haben des Wei­teren im Ausschuss durch eine Feststellung ausdrücklich festgelegt, dass es ein Ge­samtvertrag sein soll und nicht ein freier Stil, dass jeder Arzt praktisch mit der Kran­kenkasse um den Vertrag streiten muss und dann mehr oder weniger in der Minder­heitsposition ist.

Wir haben auch außer Streit gestellt, dass es für diese neuen Modelle Obergrenzen geben soll. Wir haben auch außer Streit gestellt, dass wir nicht rein renditeorientierte Investorenketten wollen. Wir haben auch außer Streit gestellt, dass die Rolle der Ärzte natürlich sehr, sehr wichtig ist. Sie sind genauso wichtig wie Lehrer für das Schulwesen oder Richter für das Justizwesen.

Bei diesem Punkt möchte ich auch Danke sagen – Danke sagen den 4 000 Hausärzten und 3 000 Fachärzten, die 100 Millionen Arzt-Patienten-Kontakte abwickeln. Das ist sechsmal so viel wie in den Ambulanzen. Ich glaube, das ist ein Wert, den wir zu ver­teidigen haben, den es zum Beispiel in Amerika nicht gibt.

Es betrübt mich, wenn ein Hausarzt schreibt: Unser Beruf Hausarzt wird seit Jahren tot­geredet, das frustriert mich persönlich. Ich bin seit 30 Jahren Hausarzt. Ich muss gegen Ende meiner Tätigkeit leider erleben, wie dieser schöne Beruf schlechtgemacht wird. Ich halte das für unverantwortlich. – Zitatende.

Jawohl, wenn das so rüberkommt, wäre es unverantwortlich. Vonseiten der ÖVP gibt es ein doppeltes, dreifaches, vierfaches, zehnfaches, hundertfaches Ja zur niederge­lassenen Versorgung und zur Attraktivierung dieser Berufe. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir wollen nicht Geisterfahrer gegen die Meinung der Bevölkerung sein, die zu 94 Pro­zent sagt, sie schätzt ihren Hausarzt, aber wir wollen Neues zulassen. Zulassen des­halb, weil wir weiter an der Weltspitze im Gesundheitswesen bleiben wollen. (Beifall bei der ÖVP.)

12.56


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Loacker. – Bitte.

 


12.56.10

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bun­desministerin! Hohes Haus! Die Einrichtung der Primärversorgungszentren hätte ein echter großer Wurf werden können, nämlich eine Bereicherung der medizinischen Ver­sorgung im niedergelassenen Bereich, eine zusätzliche Arbeitsform für die niederge­lassenen Ärzte und eine neue Form der Zusammenarbeit auch über die Disziplinen hin­weg mit anderen Gesundheitsberufen. Dies in der Form, dass sich Ärzte frei entschei­den hätten können, ob sie allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Ärzten, in Zu­sammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen, ob sie angestellt oder freiberuflich ih-


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