Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 130

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sind so, wie sie im Moment dasteht, im Endausbau 15 Prozent der Kinder betroffen. Das heißt, auch wenn das umgesetzt wird, was Sie wollen, und auch wenn das Geld bis zum Ende des Tages reicht, dann sind es nur 15 Prozent der Kinder, die die Möglichkeit ha­ben, einen verschränkten Unterricht zu genießen.

Was ist ein verschränkter Unterricht? – An und für sich eine sinnvolle Sache, denn es gibt Kinder, die am Vormittag zum Beispiel in Mathematik zurückbleiben. Diese Kinder gehen dann mittags nach Hause, nach dem Essen, und dann ist die Frage: Gibt es zu Hause jemanden, der dieses Defizit kompensiert? Da ist die Frage: Gibt es zu Hause Eltern, die das entsprechend kompensieren können? Gibt es genug finanzielle Mittel, um möglicherweise Nachhilfe zu organisieren? – Da trennen sich dann sozusagen die Kinder in jene Kinder, die das organisiert bekommen, die mitkommen, die dann sozu­sagen diesen aufbauenden Stoff auch mitlernen, und jene Kinder, die einfach zurück­bleiben.

Die Ganztagsschule kann genau das kompensieren! Mit der Ganztagsschule, wenn die Lehrer vom Vormittag auch am Nachmittag die Kinder betreuen, fallen nämlich einige Dinge weg, unter anderem brauchen sich die Eltern nicht zu kümmern – was sie auch nicht können, denn sie sind nicht ausgebildet. Oder wollen Sie behaupten, dass es kei­nen Unterschied zwischen einem ausgebildeten Lehrer, der Inhalte vermittelt, und ei­nem Elternteil gibt? Der kann das nicht in der Qualität wie ein Lehrer, oder? Oder die Leh­rer haben anscheinend nichts gelernt, was pädagogische Möglichkeiten betrifft.

Deshalb: Lassen wir die Profis ran! Lassen wir die Lehrer am Nachmittag ran, jenen zu helfen, die es tatsächlich brauchen, und integrieren wir auch spielerische Einheiten, um hier eine Betreuung anzubieten – und das Ganze auf freiwilliger Basis! Da sind wir ganz bei der FPÖ. (Abg. Walser: Sonst auch noch!) Selbstverständlich wollen wir dazu nicht zwangsverpflichten. Es gibt natürlich Elternteile, die zu Hause sind und die das perfekt machen können. Nur, da geht es halt darum, dass man es auch überprüft: Wird das auch gemacht? – Nicht, dass die Kinder dann zurückfallen und in ihrer Entwicklung behindert werden.

Also: Grundsätzlich ist die Ganztagsschule eine gute Sache. Aber so, wie Sie sie anle­gen, ist sie es nicht: Nämlich 15 Prozent in zehn Jahren, das ist zu wenig. Wir müssen allen Kindern diese Möglichkeit geben. Wir müssen die Kinder, was die Bildung betrifft, ein Stück weit unabhängig von ihren Eltern machen, denn im Moment wird Bildung ver­erbt. Das heißt, die Eltern vererben ihren Bildungsstand an die Kinder. Das muss auf­hören! Das heißt, Eltern aus der Unterschicht müssen nicht zwangsläufig Unterschicht­kinder produzieren.

Das muss das Schulsystem leisten. Das sind wir auch allen Kindern schuldig, denn es gibt in allen Schichten Kinder, die es verdient haben, die besten Chancen zu bekom­men. Deshalb werden wir heute hier nicht zustimmen, denn es ist zwar ein kleiner Schritt in kleinen Teilbereichen, aber was wir von Ihnen erwarten, Frau Minister, ist nicht, dass wir in zehn Jahren nur noch 15 Prozent haben oder dass wir 2060 die Ganztagsschule beziehungsweise die Schulautonomie dann im Endausbau haben. Was wir wollen, das sind schnelle Maßnahmen.

Die schnellste Maßnahme, die es gäbe, wäre – das habe ich Ihnen ja, glaube ich, schon hundertmal gesagt, aber Sie wischen das immer vom Tisch, und zwar aus ideologi­schen Gründen; nicht aus praktischen, sondern aus ideologischen Gründen –: Wir müss­ten nur eines tun, nämlich die nichtkonfessionellen Privatschulen fördern. Dann hätten wir das Problem von einem Tag auf den anderen gelöst, denn die funktionieren näm­lich. Was nicht funktioniert, ist die staatliche Schule, die unter dem Einfluss von Ihnen und Ihren Freunden aus den Ländern leidet. Die funktioniert nicht, aber die nichtkon­fessionellen Privatschulen funktionieren.

 


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