Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 144

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Augen, die gesagt haben: Was hat diese Dose mit Milch und der Molkereiversammlung zu tun? (Der Redner hält den erwähnten Gegenstand in die Höhe.)

Es gibt zehn Sorten von Pflanzensprühsahne. Diese hier ist eine belgische und natür­lich ein Palmölprodukt mit fünf E-Nummern. Das Schlimme an dieser Sahne ist, dass der Generalimporteur eine bäuerliche Genossenschaft ist, die dann den Milchsee und Butterberg bejammert, aber gleichzeitig das Hauptkonkurrenzprodukt des bäuerlichen, regionalen Produkts vertreibt.

Ich möchte einen Bogen spannen, da ich mir denke, dass man auch eine gewisse Chro­nologie aufzeigen muss, die erklärt, warum sich so etwas so lange hinzieht. Ich habe von größeren Gebinden Abstand genommen. Es sind die kleinen Gebinde, die ich heu­te in dieser Begründung behandeln darf. Es gibt natürlich überall zehnmal größere Ge­binde.

Ich möchte mit der Situation vor Ort beginnen, da ich glaube, dass es ganz wesentlich ist, zu erkennen, was mit dieser Palmölthematik ausgelöst wird, was wir dadurch vor Ort verursachen – in Asien und nach neuesten Berichten bereits auch in Afrika. In Gabun beginnt gegenwärtig die Regenwaldrodung, und das unter brutalsten Umständen. Ich den­ke, auch das ist ein Grund für eine solche Anfrage, denn wie kann man ein Produkt, ei­ne Monokultur mit 20 Millionen Hektar, als nachhaltig bezeichnen? Wie kann man das Produkt einer Monokultur, die vor Ort die Natur zerstört, die Tierwelt ruiniert, durch die die einheimische Bevölkerung unter dem Vorwand vertrieben wird, es würden Arbeits­plätze geschaffen, bedenkenlos nach Europa importieren? Das Traurigste an dieser Si­tuation der Regenwaldrodung ist dieses Bild – ich wollte bewusst damit anfangen –: Die­ser Orang-Utan mit seinem Baby ist nur ein Beispiel von vielen. (Der Redner hält ein Bild in die Höhe, auf dem ein Orang-Utan mit seinem Baby vor einer gerodeten Urwald­landschaft zu sehen ist.) Wir könnten auch das Nashorn, den Elefanten oder den Kö­nigstiger als Beispiel nennen. Die gesamte Tierwelt wird ausgeräuchert, oder, wenn es ganz schlimm ist, gegrillt.

Ich werde noch einen weiteren Bogen spannen und aufzeigen, was dies in Europa aus­löst, aber bleiben wir noch kurz vor Ort: Wenn wir mit der Klimakatastrophe und den Umweltkatastrophen, die dadurch ausgelöst werden, Geschäfte machen, dann müssen wir das auch im Konnex mit – in diesem Haus wird das Thema sehr oft diskutiert – der Flüchtlings- und Asylantenthematik sehen. Wir haben gegenwärtig 80 Prozent Wirt­schafts- und Klimaflüchtlinge. Das steht in einem engen Zusammenhang, wie in den „Salz­burger Nachrichten“ und anderen Zeitungen berichtet wurde, mit den Unruhen vor Ort, so­wohl mit den kriegerischen Auseinandersetzungen als auch mit der Hungersituation – heutiger UNICEF-Bericht: 70 000 Kinder sind vom akuten Hungertod bedroht. Und wir diskutieren in Europa und auch in Österreich die Lebensmittelverschwendung.

Viele Produkte haben die Bezeichnung als Lebensmittel nicht verdient. Herr Minister, ich habe es bereits angesprochen: Bedenkt man, was oftmals unter österreichischer Fah­ne exportiert wird, dann gehört das hinterfragt, denn dabei geht es um die Zukunft. Da­zu komme ich dann aber im zweiten Teil.

Ich möchte noch kurz bei den Auswirkungen vor Ort bleiben: Trockenlegung der regio­nalen kleinen Familienbetriebe, Vertreibung der Familienbetriebe. Es gibt genug Dokus, ich erinnere an Kurt Langbeins „Landraub“, ich erinnere an Petra Ramsauers Buch „So wird Hunger gemacht“. Ich danke auch dem ORF für seine letzte „heute konkret“-Sen­dung, in der im Zusammenhang mit der Weihnachtsbäckerei erstmals darauf hingewie­sen wurde, dass in 80 Prozent der Produkte Palmöl enthalten ist. Ich stelle in diesem Zusammenhang die Zertifizierung infrage. Wie will man im Regenwald Zertifikate aus­stellen, wenn wir laut einem Bericht des WDR, der ebenfalls vorige Woche gelaufen ist, unter dem Titel „Wir tanken Regenwald – Die Lüge vom Öko-Diesel“, wissen, dass 90 Pro­zent der Rodungen im Regenwald illegal sind, ohne Genehmigung erfolgen und durch


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