Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 151

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gen, und überall wird Palmöl drinnen sein. Viele Konsumenten werden es nicht wissen und diese Sensibilität noch nicht entwickelt haben. Deshalb ist es gut und richtig, dass Kollege Steinbichler als Vorreiter dieses Thema aufgreift und wir als Meinungsbildner dieses Thema aktualisieren. (Beifall beim Team Stronach.)

Das Ziel von uns allen muss sein, und das ist nicht verhandelbar: Urwald darf nicht wei­ter gerodet werden. Da tragen wir alle Verantwortung, dafür muss sich jeder persön­lich, jeder Parlamentarier einsetzen.

Meine geschätzten Damen und Herren! 2011 sind viele Ureinwohner aus Indonesien nach Hamburg gefahren und haben dort vor Unilever demonstriert, weil sie gesagt ha­ben: Man nimmt uns unser Land, man nimmt uns unsere Zukunft, wir werden vertrie­ben – Land Grabbing im ärgsten Sinne. Sie wurden nicht gefragt: Wollt ihr abgelöst wer­den oder wie schaut es mit eurer Zukunft aus? Man hat ihnen das Land, ihre Existenz genommen. Sie haben dann mit Recht protestiert mit Schildern wie: „(…) Landraub zum Frühstück“.

Jawohl, wir frühstücken Landraub mit Nutella, Biomüsli, Bioriegeln und vielen, vielen Pro­dukten, und es ist uns nicht einmal bewusst, weil das Marketing so erfolgreich und so gut ist, dass jeder mit gutem Gewissen diese Produkte konsumiert. Es gibt aber viele Verlierer in der ganzen Reihe. Es sind die Ureinwohner die Verlierer, die ihre Existenz verlieren, es sind die heimischen Bauern die Verlierer, deren Produkte substituiert wer­den. Denken wir an Speiseeis! Vor einigen Jahren war da noch Schlagrahm drinnen, jetzt ist es ausschließlich Palmfett.

Da gibt es viele Produkte, die substituiert wurden, und es gibt einen Gewinner. Es gibt jene multinationalen Konzerne, die dort Palmöl produzieren und in jenen Ländern ver­steuern, in denen sie für den Gewinn nichts zu zahlen haben. Das sind die Gewinner. Jeder von uns, jeder Einzelne ist Verlierer, weil wir mit dieser Aktion den Klimawandel vorantreiben, und das müssen wir stoppen. (Beifall beim Team Stronach.)

Meine geschätzten Damen und Herren, uns geht es nicht darum, den Palmölkonsum zu verdammen, uns geht es ausschließlich darum, zu sensibilisieren. Wir wollen wis­sen, wer von all diesen Aktionen profitiert und wie angebaut wird – unter welchen Rah­menbedingungen. Es kann nicht sein, dass dort Kinder arbeiten müssen, dass unkon­trolliert Spritzmittel ausgebracht werden, die man in Europa schon längst verboten hat. Dagegen verwehren wir uns. Wir wollen eine faire Produktion, die für die Arbeiter in Ord­nung ist, dass soziale, ökologische und ökonomische Aspekte gleichwertig akzeptiert und beachtet werden.

Meine geschätzten Damen und Herren, es gibt eine kleine Gemeinde in Sumatra, die nicht wollte, dass bei ihnen Palmöl angebaut wird. Sie haben sich alle gemeinsam da­für eingesetzt, dass der Regenwald erhalten bleibt. Was ist passiert? – Trotzdem wur­de der Regenwald gerodet, die Arbeit wird von Kindern verrichtet, die mit Bussen he­rangekarrt werden. Die Kinder müssen dort zwölf Stunden am Tag bei 40 Grad Celsius arbeiten, nur damit wir billige Produkte haben. Ich sage Ihnen ganz klar: Wir wollen das nicht! (Beifall beim Team Stronach.)

Wie schaut die Zukunftsperspektive aus? – Deutschland will bis 2050 den Biotreibstoff auf 90 Prozent hinauftreiben. Die UNO warnt, dass bis 2050 die Fläche des Anbaus verdoppelt werden soll, und es ist jetzt schon so, dass alle zwei bis drei Sekunden für die Palmölproduktion eine Fläche des Urwalds so groß wie ein Fußballfeld gerodet wird. Jetzt soll das Ganze noch verdoppelt werden. Ich frage Sie: Wer, wenn nicht wir – wir als politisch Verantwortliche –, soll sich dagegen aufbäumen und sagen, wir wollen die­ses System nicht?

Da denke ich mir, das ist Verantwortung von jedem Einzelnen, der hier herinnen sitzt, Verantwortung dem ländlichen Raum gegenüber, aber auch Verantwortung seinen Kin-


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