Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 179

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

detto nach wie vor klein sind die Spitzengruppen. Das heißt, da besteht Handlungsbe­darf! Überhaupt keine Frage, dass wir da genau hinschauen müssen.

Was uns PISA auch erlaubt, ist ein weiterer tieferer Blick ins System im Hinblick auf die Frage: Wie schneiden Schülerinnen und Schüler, deren Eltern einen Pflichtschulab­schluss haben, im Vergleich zu Schülerinnen und Schülern ab, wo zumindest ein El­ternteil einen Hochschulabschluss hat? – Das Ergebnis zeigt sehr klar, dass zwischen den Schülerinnen und Schülern aus sozial schwächeren Elternhäusern und Schülerin­nen und Schülern mit Akademikerhintergrund 100 Punkte liegen! Das sind zwei ganze Lernjahre, und das mit 15! Das ist, wie ich meine, ein wirklich drastischer Befund. Die Herausforderungen sind mannigfach, und ganz klar zeigt uns das, dass Bildung immer noch viel zu stark vererbt wird.

Ich habe schon vorige Woche bei der Pressekonferenz gesagt, das ist für mich ein in­akzeptabler Befund, das ist ein Befund, an dem wir intensiv arbeiten müssen. Für mich ist Durchschnitt kein Ziel, für mich ist das Ziel, Österreich mit den Top-Ländern ver­gleichbar zu machen und unsere Kinder und Jugendlichen mit Kompetenzen auszustat­ten, sodass sie mithalten können. (Beifall bei der SPÖ.)

Fragt man Andreas Schleicher – er ist immerhin der OECD-Bildungsdirektor und ein wirk­licher Kenner der Bildungssysteme weltweit – nach den Unterschieden zwischen dem österreichischen Bildungssystem und den Bildungssystemen der wirklich gut abschnei­denden Länder, dann kommen immer zwei Themen sehr stark vor: Die Schulen in den gut abschneidenden Ländern haben viel mehr Autonomie, und ganztägige Schulformen sind dort die Regelschule. (Ruf bei der SPÖ: Schau, schau!) – Eine ganz klare Empfeh­lung!

Das Bildungsinvestitionsgesetz beschäftigt sich ganz intensiv mit den ganztägigen Schul­formen. Es werden 750 Millionen € zum Ausbau der ganztägigen Schulformen einge­setzt. Bis 2025 wollen wir es schaffen, dass 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler ganztägige Schulen besuchen können, egal, ob in verschränkter Form oder auch in of­fener Form. Gut gestaltet muss sie sein, pädagogisch innovativ gestaltet muss sie sein, das ist das Ziel!

Wir wollen den Schülerinnen und Schülern schlichtweg mehr Zeit in der Schule geben, um Hausaufgaben zu machen und zu lernen. Das adressiert besonders jene Schülerin­nen und Schüler, die aus sozial schwächeren Familien kommen, deren Eltern nicht in der Lage sind, Nachhilfe zu zahlen, deren Eltern nicht in der Lage sind, mit den Kindern zu üben, die Hausübungen zu machen und zu lernen. Deshalb adressiert das Thema ganztägige Schule, um das es sich da dreht, ganz intensiv Chancengleichheit und Chan­cengerechtigkeit für alle Kinder. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir leben in einem Land, das nicht über ausreichend Rohstoffe verfügt, die es ver­kaufen könnte. Der Rohstoff Österreichs sind unsere klugen Köpfe! (Abg. Peter Wurm: Das wissen wir ja! – Abg. Bösch: Das hören wir seit 40 Jahren! – Weitere Zwischen­rufe bei der FPÖ. – Gegenruf des Abg. Mayer.) Es ist das Wissen, es ist die Innova­tionskraft, es ist die Gestaltungskraft unserer Kinder und Jugendlichen.

Es geht um die Zukunft unseres Landes, und deshalb ist es ganz wichtig, dass wir die ganztägigen Schulen jetzt fördern und ausbauen. Es geht um die Talente aller Kinder: Es gilt, die Schwächeren an Bord zu holen, es geht aber auch darum – das ist heute auch schon gefallen –, die Talente zu erkennen, sie besonders zu unterstützen, sie zu fordern und auch zu fördern. Es geht also um beide Seiten, darum, sehr gute Schü­lerInnen, Spitzenschülerinnen und -schüler zu fordern, aber auch darum, den Schwä­cheren eine Chance zu geben zu lernen, denn auf jeden Einzelnen wird es ankommen.

Deshalb ist uns auch die soziale Staffelung im Gesetz so wichtig. Das ist ein ganz zen­trales Element. Es muss möglich sein, dass alle Kinder in der Lage sind, solch eine


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite