Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll162. Sitzung / Seite 93

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Kommen wir zurück zur Behauptung im Bericht, der öffentlich-rechtliche Auftrag wäre erfüllt: 67,5 Prozent der Sendezeit auf ORF 1 ist Kaufware, und das ist keine gute. Dort kann man dieselbe Folge von irgendeiner amerikanischen Serie wie „Malcolm mitten­drin“, „Scrubs“ oder „Simpsons“ zum hundertsten Mal hintereinander anschauen. – Al­so vom öffentlich-rechtlichen Auftrag ist das mehr als weit entfernt. (Beifall bei der FPÖ.)

Zugegebenermaßen wurde dieser öffentlich-rechtliche Auftrag in die Spartensender ausgelagert, und da bin ich schon bei ORF SPORT +: Dieser Sender ist mir als Sport­sprecherin und aktiver Basketballerin ein großes Anliegen. Prinzipiell, und das möchte ich hier festhalten, halte ich es für sehr gut und wichtig, dass in Österreich auch Rand­sportarten übertragen werden. Die Frage ist allerdings nur, wie. Ich muss immer ein bisschen schmunzeln, wenn irgendein Freund zu mir kommt und sagt, Petra, ich hab dich gestern wieder auf ORF SPORT + live im Fernsehen spielen gesehen. Ich denke dann zurück und sage, die letzte Live-Übertragung hat vor ungefähr zwei Jahren statt­gefunden. Also da spielen sie dann ein und dasselbe Match in einer Dauerschleife monatelang. Zugegeben, aus nostalgischen Gründen schaue ich gerne einmal ein zwei Jahre altes Spiel von mir an, aber ich glaube, dass sich das Interesse beim normalen Zuseher wohl eher in Grenzen hält.

Was ich allerdings für einen wirklichen Skandal im Zusammenhang mit ORF SPORT + halte, ist, dass der ORF, der den öffentlich-rechtlichen Auftrag und auch das Budget da­für hat, Sport zu übertragen, dafür extra hohe Zwangsgebühren einkassiert, aber das Geld für Nationalteam-Spielübertragungen zum Beispiel aus dem Sportbudget bezieht. Das heißt, er holt sich von dort auch noch Geld – so geschehen zum Beispiel beim Bas­ketball-Herrennationalteam, wo für drei Spiele 60 000 € aus dem Sportbudget quersub­ventioniert wurden. Das, sehr geehrte Damen und Herren, ist ein Skandal und gehört dringend abgestellt! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Deimek: … haben das bis heute noch nicht bemerkt!)

Was steht in dem Bericht noch? – Es steht drinnen: bestes Programm Österreichs. Auch das stimmt nicht, wie schon einige ausgeführt haben. In Fernseh- und Programmana­lysen der RTR sowie in Umfragen bei Sehern wird dem Privatsender Servus TV weit mehr öffentlich-rechtlicher Inhalt bescheinigt als dem ORF, dort landet Servus TV re­gelmäßig auf Platz eins und schneidet fünfmal so gut ab wie der ORF. Auch in Sachen Unabhängigkeit und Objektivität könnte sich der ORF bei Servus TV eine gewaltige Scheibe abschneiden.

Apropos Servus TV: Man kann wirklich froh sein, ich möchte das deutlich sagen, dass es diesen Sender überhaupt gibt, ganz besonders jetzt vor dem Hintergrund, dass ATV von der deutschen ProSiebenSat.1-Gruppe, zu der auch Puls 4 gehört, aufgekauft wer­den soll und sich dann neben dem ORF ein zweites, ein aus Deutschland diktiertes Medienmachtzentrum in Österreich entwickelt. Das ist, sehr geehrte Damen und Her­ren, alles andere als gut für die österreichische Medienlandschaft.

Das alles zeigt vor allem eines auf: Das zeigt auf, dass der ORF dringend reformiert gehört. Das sagen nicht nur wir, das sagen zum Beispiel auch die NEOS, aber es tut mir leid, werte Kollegen von den NEOS, es fällt mir ein bisschen schwer, Ihnen abzu­kaufen, dass Sie das wirklich wollen, und zwar aus einem einfachen Grund: Gerade Sie mit Ihrem Großfinancier und Stiftungsrat Haselsteiner waren es, die sich bei der Wahl des Generaldirektors, nämlich der Wahl von Wrabetz, gegen jegliche Erneuerung ausgesprochen haben, indem Sie für ihn gestimmt haben. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Strolz: Was haben wir?! Das war eine Wahl zwischen Pest und Cholera!)

Sie haben damit jegliche Reform im ORF erst zunichtegemacht und damit eigentlich auch jeglichen Anspruch verwirkt, sich als Erneuerer dieses Systems aufzuspielen. Was Sie noch gemacht haben: Sie haben indirekt auch grünes Licht für diese Gebührenerhö­hung gegeben, die Sie jetzt so kritisieren. (Abg. Strolz: Nein, nein, nein, nein!) – Na-


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