Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll162. Sitzung / Seite 156

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Ich erinnere auch daran, wie sich die Regierungssprecher eingegraben haben, aber durchaus auch die Kollegen von den NEOS. Wenn ich mir jetzt die neue Wirtschafts­theorie des Kollegen Loacker angehört habe, so muss ich sagen: Das ist überhaupt eine neue These. Du hast da anscheinend große Erfahrung, wenn du sagen kannst, dass sich die Konzerne irrsinnig um die Klein- und Mittelbetriebe kümmern. Das ist ja eine ganz neue Sichtweise. Sprich einmal mit den Klein- und Mittelbetrieben, die an die Konzerne liefern, über die großen Gewinnmargen, die sie haben! Die wissen gar nicht mehr, wo überall sie noch ein Schloss bauen sollen, weil sie so gut verdienen. Aber man kann auch etwas schönreden, was sicher im Detail zu denken geben soll.

Ich frage mich: Warum konnte die Lenzing AG, warum konnte Magna, warum konnte die Firma Sticht, warum konnte Red Bull ohne Freihandelsabkommen, ohne Regulie­rungsabkommen so großartige internationale Erfolge erzielen? Also da muss es ein an­deres Interesse geben.

Ich bin dem ORF dankbar, dass er sich zunehmend auch dem Thema Ernährung wid­met. Wer heute früh die Morgensendung von „Zeit im Bild“ gesehen hat, in der eine Haubenköchin zum Thema gesunde Ernährung, von Slow Food gesprochen hat, war erstaunt, denn auf die Frage, ob sich die Leute gesunde Ernährung leisten können, ob das nicht zu teuer wäre, hat sie gesagt: Nein, wir werden dazu gezwungen, denn wir zerstören gerade einen Planeten mit unserer raubtierkapitalistischen Einstellung! (Bei­fall beim Team Stronach. – Abg. Heinzl: Woah!)

Und wenn ich mir vor Augen führe, was hier gesagt wird, wenn von teuren Lebensmit­teln gesprochen wird, dann muss ich sagen: Wir haben eine Realitätsverleugnung hier im Hohen Haus. Denn: 6,5 Prozent gibt der Österreicher/die Österreicherin für Grund­nahrungsmittel aus. Ich betone: 6,5 Prozent! Schauen wir einmal, wo die tatsächlichen Kostenfresser sind!

Aber meine größte Sorge gilt folgendem Faktum – ich habe es heute bei der Debatte über den Umweltbericht und auch in der gestrigen Sitzung dargelegt –: Bei nur mehr 38 Prozent nutzbarer Fläche haben wir die Ernährungssouveränität verloren. Wir brau­chen tatsächlich eine Nachhaltigkeitsstrategie. Wir müssen die lokalen Gegebenheiten in den Vordergrund stellen: Wie sieht es mit der Energiesouveränität aus? Wo sind wir bei den Stromimporten angekommen? Ist das die Wirtschaftsfähigkeit, die wir brau­chen, um nach Kanada zu exportieren?

Ich habe auch einige Beispiele mitgenommen, damit man sieht, was ohne diese Frei­handelsabkommen möglich ist. Ich habe hier Rindersteaks (eine Packung, auf der Steaks abgebildet sind, in die Höhe haltend), die 12 000 Kilometer weit transportiert wurden. – Sehr umwelt- und klimagerecht!

Natürlich haben wir hier in diesem Hohen Haus schon öfters das Weinwunder be­schwört. Herr Vizepräsident des Österreichischen Bauernbundes Schmuckenschlager ist dafür auch verantwortlich. Ich bin ja stolz darauf. Interessant wäre allerdings, warum wir dann in den österreichischen Supermärkten, die mit dem Klimaschutzpreis ausge­zeichnet werden (eine Weinflasche in die Höhe haltend), einen australischen Zinfandel brauchen. – 14 000 Kilometer, Kolleginnen und Kollegen! Was werden da die Erzeuger bekommen? Was werden da die Erzeuger in Australien und, lieber Kollege, was wer­den die Erzeuger im Burgenland und in Niederösterreich bekommen?

Und hier (einen Plastiksack mit Äpfeln in die Höhe haltend) ist Obst, das man unbe­dingt importieren muss, weil wir das in Österreich ja nicht haben. Wir haben ja in Öster­reich keine Äpfel und wir haben keine Obstbauern. Die Äpfel muss man natürlich aus Süd­tirol herankarren; auch wieder 400 Kilometer Transportstrecke! – Deshalb, so meine ich, müssen wir hier grundsätzlich umdenken.

 


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