Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll165. Sitzung / Seite 109

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diese Statistik sagt alles. Wenn Europa der zweitgrößte Palmölimporteur weltweit ist, dann wissen wir, dass wir Hauptverursacher und Mitverursacher von großem mensch­lichen Leid vor Ort und von diesen Flüchtlingsströmen sind. Kurt Langbein hat das in seinen Dokus „Landraub“ und jetzt „Die Fett-Falle – Leben ohne Palmöl“ behandelt. Über 200 Millionen Flüchtlinge sind auf dem Weg, auch immer mehr Afrikaner.

Ich war von der medialen Berichterstattung der UNESCO wirklich enttäuscht. Es wird gesagt (die Tafel mit dem Balkendiagramm umdrehend, wodurch das Foto eines unterernährten Kindes sichtbar wird): Hilfe, 1,4 Millionen Kindern in Afrika droht der Hungertod! – genau wir sind aber die Verursacher. Das ist an Falschheit nicht zu überbieten! Wir müssen uns längst dessen bewusst sein, welche Auswirkungen unser Tun und unser Handeln vor Ort für die regionale Zivilbevölkerung hat. Wir nehmen ihnen nicht nur die Heimat, wir nehmen ihnen – und das bestätigt der Konzern­be­richt 2015 – durch diese Zentralisierung in der industriellen Lebensmittelproduktion auch jede Überlebenschance dort. (Beifall bei Team Stronach und Grünen.) Ich denke, es ist berechtigt, dass diese Leute sich dann als Flüchtlinge auf den Weg machen und natürlich versuchen, dieses Europa zu erreichen.

Wenn man weiß, dass bei Palmöl sogar mit Qualitätsgütesiegeln gehandelt wird, wenn man weiß, dass 90 Prozent – 90 Prozent! – illegale Rodungen im Spiel sind (Abg. Pirklhuber: ... europäische Banken!) – richtig, Herr Kollege Pirklhuber! –, und wenn man weiß, dass da auch deutsche Banken investieren und der Hauptinvestor die britische HSBC mit 16,5 Milliarden ist – mit 16,5 Milliarden US-Dollar! –, dann wissen wir, welche Größenordnungen wir hier diskutieren, dann wissen wir, Herr Minister, dass hier anzusetzen ist.

Ich denke in diesem Zusammenhang ganz besonders an das Pariser Klimaabkommen, wo man zwar wieder von den Treibstoffen und von der Kohlebesteuerung gesprochen hat, letztlich dieses wesentliche Thema aber nicht berücksichtigt hat.

Beispielsweise sind durch die Produktion im Lebensmittelbereich die Konsumentinnen und Konsumenten europa- und weltweit betroffen, und wir füttern sie mit diesem giftigen Glyphosat, das wir hier manches Mal oberflächlich diskutieren. Über die Agrarproduktion füttern wir das den Menschen direkt. (Abg. Pirklhuber – in Richtung Bundesminister Kurz weisend –: Er spielt lieber am Smartphone! Er spielt lieber am Smartphone, statt dass er zuhört! – Bundesminister Kurz: Ich kann beides!) – Er hört zu.

Die Leute essen dieses Glyphosat direkt mit dem gesunden Pflanzenöl. Das ist unverantwortlich! Kolleginnen und Kollegen, hier besteht höchster Handlungsbedarf! Und (auf das Foto am Rednerpult weisend) diese Bilder kann man ja gar nicht oft genug anschauen, wenn sie auch noch so fürchterlich sind. Ich bin einfach betroffen, dass das negiert wird.

Ich bin betroffen, wenn ich in den Medien von dem berühmten Haze lese, der bei der Brandrodung entsteht, bei der Tausende Hektar gerodet werden. Ich habe jetzt wieder mit einem Zeugen gesprochen, der selber 25 Jahre drüben war und Safaris organisiert hat. Der hat gesagt, dass man sich nicht vorstellen kann, welches Umweltverbrechen da passiert, dass bei dieser Brandrodung nicht nur der wertvolle Sauerstoff verbrannt wird, sondern auch wertvoller Boden, zudem aber bei solchen Brandrodungen auch bis zu 100 000 Tote vor Ort zu beklagen sind! Wir reden hier nicht von 100 000 Tieren, die getötet werden. Und deshalb besteht höchster Handlungsbedarf! Ich glaube, hier gilt es anzusetzen. Das ist ein Thema, das alle berührt.

Herr Minister, ich glaube, es wäre eine Riesenchance, wenn Österreich hier die Vorreiterrolle übernimmt, auch puncto Ernährungssouveränität, die auch in Europa bereits gefährdet ist. Man hört, dass in Norddeutschland auch die größten Agrarfarmen


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