Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll165. Sitzung / Seite 136

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den Jugendbericht ernst nehmen, und wenn ich mir die Präsenz hier im Saal ansehe, so bin ich als Großvater von 14 Enkeln sehr betroffen. (Zwischenrufe bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Zanger.) – Ja, die Familienpartei ÖVP ist am lautesten, genau. Euch werde ich heute noch auf die Probe stellen. Ihr könnt heute, beim nächsten Tagesordnungspunkt, noch beweisen, wie ihr den Familienstandpunkt vertretet.

Jetzt hätte ich ganz gerne etwas zum Kollegen Schmid gesagt, da ich irgendwie erschüttert bin, dass ein junger Abgeordneter so ein negatives Bild zeichnet. Ich habe ja immerhin vier verheiratete Kinder. Wenn ich mir anschaue, wie wir diesen Jugendbericht im Familienausschuss diskutiert haben, so war das eigentlich sehr aussagekräftig. Die Experten, die da gesprochen haben, waren lauter Jungpolitiker. In Oberösterreich endet das mit dem Landeshauptmann. Da plant man von der politi­schen Wiege, von der Jungen ÖVP weg die eigene Karriere. Bei den einen hat der Abgeordnete gesprochen, bei den anderen der Wissenschafter. Die einzige Jugend­liche, die aus Erfahrung, aus dem Leben geredet hat, habe ich mitgebracht, das war Marlene Winter, eine Köchin, die eine duale Ausbildung macht, Köchin und Matura.

Sie hat eigentlich ganz positiv gesprochen. Das war ja höchst interessant. (Abg. Eßl: Ist die freiwillig gekommen?) Sie hat gesagt, die Angebote für die Jugend seien großartig und hat auch darum gebeten, dass sich die Jugend mehr einbringt und mehr anbietet und nicht nur fordert, wie wir es gerade gehört haben.

Schauen wir uns das an: Am Land draußen sind die Bedingungen schwierig, wir wissen, was zu leisten ist, wenn man eine Karriere mit Lehre anstrebt. Die Jugend­lichen sind in der Früh bereits am Weg zur Arbeit, kommen oft erst spät abends nach Hause, die Lehrlingsentschädigung ist nicht groß. Darüber hinaus sind manche dann noch bei einem Verein ehrenamtlich engagiert, helfen zu Hause im Betrieb – egal ob gewerblicher Betrieb oder Landwirtschaft – oder im elterlichen Wohnhaus mit. Wenn man sieht, wie zufrieden diese Leute sind, dann dürfen wir die Lage nicht so düster zeichnen.

Wenn jemand das harte Los, zu studieren, wählt, dann wird er halt mit den Mietwoh­nungen, die da angeboten werden, auskommen müssen. Da können wir jetzt nicht sagen, wir müssen wahrscheinlich Studentenresidenzen bauen – die würden noch ein bisschen teurer werden! –, sondern wir müssen die Realität, glaube ich, mit dem nötigen Augenmaß betrachten. Das ist da ganz wichtig. Ich bin besonders bei den Jugendlichen sehr zuversichtlich. (Beifall der Abg. Dietrich.) Danke.

Kollege El Habbassi hat es angesprochen: Ich glaube, dieser Zeitraum von 14 bis 30 Jahren ist zu weit gegriffen, um von Jugendlichen zu sprechen. Ist ein 27-, 28-Jähriger jugendlich? Ich glaube, man sollte bei der Begriffsdefinition ein bisschen straf­fer vorgehen. Natürlich ist das eine Gruppe von 1,6 Millionen Menschen, aber ich glaube, wenn man mit 16 Jahren wählen will, wenn man sich mit 16 als mündiger Demokrat empfindet, dann muss man auch früher in das Erwachsenenleben entlassen werden.

Die Jugendarbeitslosigkeit wurde angesprochen: 10,6 Prozent ist viel zu hoch, in Deutschland sind es 7,5, ich glaube, das Ziel wäre 0 Prozent – mit einigen Ausnah­men. Das wäre zu schaffen, wir haben genug Firmen, die Arbeitsplätze anbieten. Was überhaupt noch nicht gesagt wurde: Ein Arbeitsplatz oder ein Studienplatz ist für Jugendliche sehr wichtig, um Sinn und Zweck zu finden und eine Aufgabe zu haben. Wir sehen in manchen europäischen Staaten bereits Jugendrandale, die fast nicht mehr in den Griff zu bekommen sind. Was entsteht, wenn Jugendliche keine Aufgabe haben? – Vorrednerinnen und Vorrednern haben schon von kriminellen Vereinigungen gesprochen. Ich glaube, es ist das Schlechteste, wenn Jugendliche aus dem sozialen Netz fallen – sie kommen dann schwer wieder zurück, können schwer wieder integriert


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