Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll165. Sitzung / Seite 170

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sich die im Bericht gewählte Berechnungsmethode – besonders die Einbeziehung von Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen und nicht ganzjährige Vollzeitbeschäftigungsver­hältnissen – negativ auf das durchschnittliche Einkommen auswirkt. Laut Bericht gab es in Österreich rund 846 500 ganzjährig Teilzeit- und 2 105 000 ganzjährig Vollzeit­beschäftigte. Das entspricht einem Teilzeitanteil von 34,5 Prozent – Kollegin Greiner hat das schon entsprechend aufgegriffen.

Festzuhalten ist auch, dass die Zahl der Teilzeitbeschäftigungen in den letzten Jahren stark zugenommen hat – von 2004 bis 2015 um rund 50 Prozent. Klar erkennbar ist auch, die Teilzeitbeschäftigung ist weiblich. Rund 81,8 Prozent der ganzjährig Teilzeit­beschäftigten sind weiblich, hingegen beträgt der Frauenanteil bei den ganzjährig Vollzeitbeschäftigten nur 34,5 Prozent. Teilzeitbeschäftigte verdienen natürlich weniger als Vollzeitkräfte, und wenn man das Einkommen – wie im Bericht – pro Kopf berech­net, drückt das natürlich den statistischen Schnitt und damit das Durchschnittsein­kommen der davon betroffenen Gruppen. Daraus zu schließen, dass wir wirklich ärmer werden, wie im Bericht auf den ersten Blick dargestellt wird, ist meiner Meinung nach nicht nachvollziehbar, vor allem auch unter dem Aspekt, dass laut Umfragen 85 bis 90 Prozent freiwillig in Teilzeit arbeiten – und nicht deshalb, weil sie keinen Vollzeitjob bekommen.

Sehr geehrte Damen und Herren, durch die im Bericht gewählte Methode der Pro-Kopf-Berechnung des durchschnittlichen Einkommens ergibt sich oftmals ein verzerr­tes Bild. So ist die daraus resultierende Aussage, dass die Gehaltsschere in Österreich weiter aufgeht, unter Berücksichtigung aller Erläuterungen dieses Berichtes in diesem Zusammenhang differenziert zu sehen. Ich möchte daher den Vorschlag, den „Die Presse“ gemacht hat, aufgreifen, die den Umstieg von der Pro-Kopf-Betrachtung auf eine Zwei-Jahres-Betrachtung auf Basis von Einzelverläufen vor­schlägt. Diese Alter­native wurde im Rechnungshofbericht auch bereits angeführt und ergab ein wesentlich anderes Gesamtbild, so wie es auch „Die Presse“ schreibt: „Die Reallöhne sind dann in jedem Jahr gestiegen, oft auch kräftig. Und der Vergleich von ‚hohen und niedrigen Einkommen zeigt, dass sich diese (...) nicht auseinan­derent­wickeln, sondern relativ gleichförmig wachsen‘“. – Das ist also eine wesentlich andere Sichtweise.

Sehr geehrte Damen und Herren, dieser Bericht ist ein sehr umfassender, und ich bedanke mich bei allen, die an seiner Erstellung mitgewirkt haben.

Mit einer persönlichen Forderung möchte ich schließen: Der Bericht zeigt, dass trotz punktueller Verbesserungen Frauen bei gleicher Leistung weiterhin weniger verdienen als Männer. Setzen wir alles daran, dass auch in dieser Frage Gerechtigkeit einkehrt! – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Schimanek.)

17.14


Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Angerer. – Bitte.

 


17.15.03

Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Herr Präsident! Frau Rechnungshofpräsidentin! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Ich glaube, so verzerrend ist der Bericht nicht, sondern er ist eigentlich eindeutig und bestätigt das, was viele Arbeiterinnen und Arbeiter in Österreich spüren, dass nämlich die Kluft zwischen Gutverdienern und Wenigverdienern massiv auseinandergeht. (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Kollegin Greiner hat es schon erwähnt: Der Reallohnverlust für die Gruppe der Arbeiter hat in den Jahren von 1998 bis 2016 13 Prozent betragen. Das heißt, die Infla­tion ist um 13 Prozent höher als der Lohnanstieg dieser Arbeitnehmergruppe. Auf der anderen Seite sind aber die Gutverdiener diejenigen, die in großem Ausmaß pro­fitieren, und es sind vor allem die Beamten, die in diesem Zeitraum 26 Prozent Ein-


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