Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll167. Sitzung / Seite 107

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sind, darunter auch sehr vielen Köche und Köchinnen. Wir sollten das anders angehen und uns anschauen, was es wirklich braucht, um den Beruf attraktiver zu machen. Was braucht es, um Köche und Köchinnen aus Ostösterreich in die Tourismusregionen des Westens und des Südens zu bringen? Was braucht es, um den Lehrberuf Koch attrak­tiver für junge Menschen zu machen? Und was braucht es, damit junge Menschen, die die Lehre absolviert haben, dann auch den Beruf ausüben, denn man sollte nicht un­terschätzen, wie viele schon gleich nach dem Lehrabschluss aussteigen.

Der von uns entwickelte Vorschlag wirkt sich in zwei Richtungen aus: Zum einen sagen wir, dass Saisonarbeit extrem und nur sehr, sehr schwer mit einem Familienleben zu ver­einbaren ist. Auch der Wechsel: Saison, Arbeitslosigkeit, eine neue Stelle suchen, und das wieder und wieder und wieder, ist etwas, was sehr vielen Menschen zunehmend schwierig und mühsam erscheint.

Unser Ziel ist es also – und das haben wir auch schon in anderen Debatten recht aus­führlich dargelegt –, mehr Ganzjahresjobs zu bekommen. Unser Vorschlag wäre, auch im Tourismus ein Ganzjahresarbeitszeitmodell zu etablieren, das so funktionieren soll, dass man in den intensiven Saisonzeiten Arbeitszeit anspart, mit entsprechenden Zu­schlägen für Mehr- und Überstunden, und diese dann in den weniger intensiven Pha­sen abbauen kann, dabei aber durchgehend beschäftigt bleibt. Das könnte für viele Un­ternehmen sogar kostenneutral funktionieren, wenn sie bisher die Zuschläge arbeits­rechtsadäquat ausbezahlt haben. Wo das nicht der Fall ist, sollten Unternehmen durch entsprechende Förderungen dabei unterstützt werden, wenn sie solche Ganzjahresjobs schaffen. (Beifall bei den Grünen.)

Darüber hinaus wollen wir aber noch mehr Anreiz für die Mobilität vor allem von Ost nach West schaffen. Es braucht dafür vor Ort eine Infrastruktur, denn es ist einfach nicht attraktiv, irgendwo in einem Hotel auf einem Berg oder im hintersten Tal in einem Zim­mer zu leben. Wir wollen, dass sich Tourismusregionen, die Gemeinden von Touris­musregionen zusammenschließen und schauen, was sie brauchen, damit sich Touris­muspersonal fix ansiedelt. Es braucht dafür adäquaten Wohnraum für ganze Familien. Es braucht Kinderbetreuungseinrichtungen, die auf die Arbeitszeiten im Tourismus ab­gestimmt sind. Es braucht eine Verkehrsinfrastruktur, die es ermöglicht, dass man eben auch um 23 Uhr noch von seinem Job nach Hause kommt, nämlich dorthin, wo man mit seiner Familie lebt, et cetera, et cetera. Es geht also um regionale Entwicklungspro­gramme, um das Ansiedeln von Tourismuspersonal zu attraktivieren.

Unser dritter Ansatz berücksichtigt, dass nicht überall die Saisonarbeit in eine Ganzjah­resarbeit umzuwandeln sein wird. Es kann auch sein, dass in gewissen Lebensphasen Saisonarbeit durchaus attraktiv ist, wenn man jung ist, noch keine Familie hat, aber für die Gründung einer solchen eine Zeit lang zurücksteckt, sich einfach auf diesen Turbo einlässt, um Mittel anzusparen. Wenn also junge Menschen bereit sind, sieben, zehn Jah­re intensiv im Tourismus zu arbeiten, wollen wir ihnen garantieren, dass sie danach ei­ne zweite Ausbildung für einen Beruf machen können, der eine bessere Vereinbarkeit mit dem Privatleben erlaubt. Es ginge um einen Fonds, der sie dann, wenn sie bereit sind, das zu tun, mit 28, 30 dabei unterstützt, etwas anderes anzufangen. – Das wären unsere Lösungsvorschläge.

Leider nur mehr ganz kurz zum Antrag betreffend Aus- und Weiterbildungen für junge Erwachsene: Es soll in die Richtung Ausbildungsgarantie für junge Menschen gehen. Ich gebe zu bedenken – und darum geht es in diesem Antrag –, dass junge Menschen zwischen 20 und 25 eine andere Lebensrealität haben als unter 18-Jährige. Das sind junge Hilfsarbeiter, die bereits 1 200 €, 1 500 € verdient haben, die nicht mehr zu Hau­se wohnen, in Beziehungen sind, vielleicht mit Anfang 20 schon ein Kind haben. Die kön­nen es sich nicht leisten, auf die Lehrlingsentschädigung zurückzufallen, wenn sie dann mit 23 eine Lehre beginnen. Wir möchten, dass solche jungen Menschen, die sich spä-


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