Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 34

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Wir sind voll, aber nicht mit onkologischen Patienten. Wir bekommen, sobald wir ein frei­es Bett haben, Patienten von allen Stationen hereingeliefert.

Das sind Missstände, die man doch nicht einfach so hinnehmen kann, und da gehört angesetzt, und es ist letztlich auch Aufgabe der Bundesministerin als oberste Aufsichts­behörde, den Genossinnen und Genossen in Wien zu erklären, dass diese Gesund­heitspolitik jedenfalls ein Irrweg ist. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abgeordneten Loa­cker und Schenk.)

Tatsache ist nämlich, dass immerhin ein Viertel aller Patienten in Wien zu Hause ist. Das heißt, ein Viertel aller Patienten hat eine schlechte Gesundheitsversorgung. Da wer­den Ambulanzen gesperrt, Spezialambulanzen auf Nimmerwiedersehen zugemacht, es gibt überfüllte Betten, überfüllte Gänge, Wartezeiten von bis zu sechs Stunden, und letztendlich kommt es auch zum Aushungern des Kassenarztes. Es gibt, ich weiß nicht, Sie haben es auch nicht erwähnt, zahllose Bezirke in Österreich, wo es beispielsweise keinen Kinderarzt mit Kassenvertrag mehr gibt, wo es keinen Augenarzt, keinen HNO-Arzt mit Kassenvertrag mehr gibt, wo die Patienten gezwungen sind, ob sie möchten oder nicht, zu einem Wahlarzt zu gehen.

Wir sind doch mittendrin in dieser Entwicklung, da können Sie sich doch nicht hierher­stellen und sagen: Das wollen wir nicht, das müssen wir aufhalten! – Die Patienten sind bereits dazu genötigt, zu bezahlen. Diese Entwicklung ist im Gange. Sie können sie nur umkehren, aber Sie werden sie nicht umkehren, indem Sie die Schraube noch weiter anziehen und noch stärker versuchen, PHC-Zentren zu installieren, sondern Sie wer­den sie nur dann umkehren können, wenn Sie endlich auch einmal in Kontakt mit dem Hauptverband treten, wenn da Verhandlungen stattfinden, damit die Kassenärzte ent­sprechend und adäquat entlohnt werden. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Franz.)

Es ist doch schaurig, mitansehen zu müssen, dass mitten im 10. Wiener Gemeindebe­zirk – und das ist eine von den Gegenden, über die Sie geschrieben haben, dass die Lebenserwartung dort nicht besonders hoch ist, dass dort nicht die besonders reichen Menschen leben – ein Zahnarzt keinen Nachfolger für seinen Kassenvertrag findet. Da müssen doch alle Alarmglocken schrillen, bitte schön, wenn man nicht einmal mehr in einer solchen Gegend einen Zahnarzt mit Kassenvertrag findet!

Das ist der Wahnsinn, und das sind die Probleme, die wir im Gesundheitssystem ha­ben – denn was wird dort passieren? Was soll denn diese soziale Schicht dort machen, die sich gar keinen Wahlarzt leisten kann? – Diese Menschen werden einfach noch viel weniger zum Arzt gehen, das heißt, die Folgekosten werden noch viel höher werden. Da, meine Damen und Herren, da, Frau Bundesminister, gehört angesetzt, da müssen wir endlich handeln! (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Franz.)

Wir haben mindestens eine Dreiklassenmedizin: nämlich jene, die sich nichts leisten können, jene, die sich den Wahlarzt teilweise auch absparen, und jene, die privat zum Arzt gehen. Wir müssen schauen, dass wir insbesondere für die mittlere Klasse und die Kassenpatienten unser Gesundheitssystem wieder ein bisschen auf Vordermann bringen und diese Fehlentwicklungen zurücknehmen.

Es ist heute schon gesagt worden – ich glaube, vom Herrn Vizekanzler –: Wir haben ein Problem mit der Abwanderung von Jungärzten. – Ja, das stimmt, und dass wir zu we­nig ausbilden, mache ich Ihnen jetzt nicht zum Vorwurf, denn da wird es auch einen Dia­log zwischen dem Gesundheits- und dem Wissenschaftsressort geben müssen, dahin gehend, warum die Quote der Medizinstudenten eigentlich so gering ist; aber das ist die eine Frage.

Die nächste Frage ist, und diese fällt wieder unter die Zuständigkeit des Gesundheits­ressorts: Warum wandern denn junge, ausgebildete Mediziner ab? – Das hängt ja da-


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