Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 48

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Süd, aber (eine Ausgabe der „Daily Mail“ in die Höhe haltend) die „Daily Mail“ schrieb bereits über die Schlange, die Großbritannien beschämt. Da geht es darum, dass man in England gar nicht zum Hausarzt kommt, man muss vier Wochen warten. (Abg. Neu­bauer: In Österreich auch! Sechs Wochen für den Augenarzt!) Bei mir muss man ge­nau eine halbe Stunde oder eine Stunde warten, aber sicher nicht vier Wochen. Wenn Sie mir das nicht glauben: Im „Guardian“ steht, 58 Millionen englische Patienten warten mehr als eine Woche und es sei eine nationale Schande. – Da muss man schon genau hinschauen.

Leute erklären mir, dass in Holland die Zentren – 216 Zentren – so toll sind. – Ich habe nichts gegen Zentren, die sind ein Zusatzangebot. Wenn aber die österreichische Haus­arztmedizin von manchen – ich sage: von manchen – schlechtgeredet wird und es heißt, wir brauchen Zentren und diese können dann der Firma Porr oder wem auch im­mer gehören, dann möchte ich sagen: Also ich möchte niemandem gehören, ich möch­te Angehöriger eines freien Berufs sein, ich möchte für meine Patienten da sein. Man muss auch sagen: 216 Zentren in Österreich bei 2 300 Gemeinden, das heißt, dass man 2 000 Gemeinden den Hausarzt wegnimmt. – Also diese Diskussion möchte ich nicht gerne führen, wir werden sie aber freundschaftlich führen und auch eine gute Lösung finden, glaube ich.

Jetzt komme ich zum Thema Prävention: Prävention ist wichtig. Ich sage allen meinen Patienten – und da sitzen ja auch einige Patienten –, 80 Prozent der Herzinfarkte wären vermeidbar, wenn man weniger rauchen würde, den Blutdruck einstellen würde, das Cho­lesterin genau einstellen würde, sich gesund ernähren würde – Mittelmeerkost – und sich vor allem bewegen würde. Ich habe heute schon meine Bewegung gemacht, ich bin mit dem Rad hierhergefahren, und da komme ich immer an dem Denkmal, von dem Victor Adler und Ferdinand Hanusch herunterschauen, vorbei: Das ist eine hohe Ver­antwortung, und in 40 Jahren wird es vielleicht ein Denkmal für Herrn Stöger oder Frau Pamela Rendi-Wagner geben. (Heiterkeit auf der Regierungsbank und bei Abgeordne­ten der SPÖ. – Ruf bei der FPÖ: Ein Größeres!)

Wir planen heute für das Morgen und für das Übermorgen, und wir sollten die Themen richtig ansprechen. Es geht zum Beispiel nicht um die Frage, Zentren ja oder nein. Wir haben 4 000 Hausärzte, und es werden immer weniger. Warum? – Man bekommt 40 Pro­zent weniger bezahlt, im Spital ist man allen im Weg, die Lehrpraxis findet nicht statt. – Wir dürfen nicht zulassen, dass wir eine Debatte über Zentren führen, die ungefähr so wichtig ist wie der Rückspiegel meines Autos, während uns die Ärzte ins Ausland da­vonrennen. Ich glaube, da müssen wir sehr, sehr genau hinschauen.

Ich komme zum Schluss: Die Wartezeiten sind ein Thema, aber ich glaube, MRT-War­tezeiten sind gar nicht so sehr das Problem. Meine Patienten warten vier Monate auf einen Termin für eine Schilddrüsenuntersuchung, ein Termin bei einem Psychiater ist akut nicht möglich. Das heißt, wir müssen schauen, ob die Versorgung überhaupt gegeben ist, und wir müssen auch schauen, ob der Arzt das überhaupt leisten kann, denn mei­ner Meinung nach ist die Qualität ganz entscheidend, das Vieraugenprinzip. Es geht nicht darum, ob man in einem Zentrum oder in einem Spital arbeitet, es geht immer um das Vieraugenprinzip.

Zu mir hat noch nie ein Patient gesagt, er wolle ins Spital oder er wolle in ein Zentrum, sondern es wird gefragt: Wo ist der Beste, und hat der Zeit für mich? Das waren immer die entscheidenden zwei Fragen, und denen müssen wir als Gesundheitspolitiker uns stellen, denn: Was nutzt die Behauptung, dass wir die beste Herzinfarktversorgung ha­ben, wenn es keine Psychiatrieversorgung gibt? – Da müssen wir hinschauen!

Und jetzt sage ich noch etwas: Die österreichische Sozialversicherung leistet einen ver­dammt guten Job, und die Ärzte leisten einen verdammt guten Job! Ich muss immer wieder sagen, im internationalen Vergleich haben wir wirklich ein sehr, sehr gutes Sys-


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