Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 55

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Daher hat sich unsere Arbeit für Frauen nicht daran zu orientieren, was wir für die Frau­en wollen, sondern wir müssen uns fragen, was die Frauen in den jeweiligen Berei­chen, in denen sie tätig sind, brauchen. Und daher, Frau Bundesministerin, ist das Ge­spräch nicht nur mit uns vonnöten, sondern auch mit den Frauen in den Gemeinden, in den Bezirken. Wir ÖVP-Frauen tun das, wir reden mit den Frauen draußen und bekom­men dann oft ganz andere Vorstellungen, ganz andere Meinungen zu hören, konträr zu dem, von dem wir oft glauben, es realisieren zu müssen.

Ein weiterer Aspekt, der mir sehr wichtig ist: Wir müssen uns auch ganz stark dafür einsetzen, dass strukturelle Ungleichheiten aufhören. Körperliche Arbeit wird nach wie vor besser bewertet als die Arbeit im Pflegebereich und im helfenden Bereich, aber ge­nau in diesem Bereich sind vermehrt Frauen zu finden. Das heißt, es braucht eine ge­nerelle Neubewertung der Arbeit. Ich hoffe sehr auf Ihr Engagement in diesem Bereich.

Ich bin sehr dankbar, Frau Bundesministerin, dass Sie heute auch die Gewalt ange­sprochen haben. Mir geht es nicht nur um die Gewalt im öffentlichen Raum, um die Ängste und Sorgen von jungen Mädchen und Frauen, wenn sie sich im öffentlichen Raum be­wegen, eben aufgrund der kritischen Situation, die wir im Lande haben. Mir geht es ge­nauso um die häusliche Gewalt, denn – Sie haben es heute schon gesagt – jede fünf­te Frau ist von Gewalt betroffen, ob in sexueller Hinsicht, ob in körperlicher Hinsicht, auch kleine Mädchen. Da können wir nicht länger zuschauen!

Ich darf daher ersuchen, Frau Bundesministerin, dass Sie, so wie wir das schon vor Jahren hatten, gemeinsam mit den Medien wieder eine Kampagne starten – eine Kam­pagne für mehr Sicherheit für Frauen, eine Kampagne, die für entsprechenden Re­spekt Frauen gegenüber sensibilisieren soll und der breiten Bevölkerung, die ja mittler­weile auch sehr stark von kulturell anders geprägten Frauen und Männern durchzogen ist, bewusst machen soll, welcher Respekt Frauen in Österreich entgegenzubringen ist. Ich bitte Sie, Frau Ministerin, dass Sie in diese Richtung tätig werden.

Ein weiterer Punkt, der mir sehr am Herzen liegt – ich gehe ganz kurz in den Gesund­heitsbereich –, ist die Gendermedizin. Sie wissen das natürlich aus Ihrer Tätigkeit: Wir haben jetzt zwar eine Rektorin in diesem Bereich, das ist begrüßenswert, aber wir brau­chen auf dem Gebiet der geschlechtsspezifischen Medizin eine rasche Weiterentwick­lung. Wir brauchen eine wesentlich effizientere Forschung und Ausbildung. Es geht da­bei nicht nur um unterschiedliche geschlechtsspezifische Wirkungsweisen von Medika­menten oder unterschiedliche geschlechtsspezifische Symptomatiken bei Erkrankun­gen wie Herzinfarkt und Diabetes. Es ist hoch an der Zeit, dass wir wirklich alles tun, um in diesem Bereich weiterzukommen. Es geht nicht nur um die Ausbildung der Ärzte, nicht nur darum, Gendermedizin für alle einzufordern, sondern es geht auch darum, in Schwerpunktkrankenhäusern entsprechende Genderabteilungen zu installieren.

Wir brauchen das, und ich bin sehr zuversichtlich, sehr geehrte Frau Bundesministerin, dass Sie sich als Medizinerin gerade auf dem Gebiet der Gesundheit entsprechend ein­bringen werden.

Ich weiß natürlich, dass die Gesundheitsministerin nicht alle Hände in ihren Entschei­dungen frei hat, aber ich glaube, wir sollten auch diese Fesseln endlich durchschnei­den und sprengen – auch wenn das vielen nicht gefällt, wo immer sie sitzen mögen.

In diesem Sinne, Frau Bundesministerin, alles Gute! (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der SPÖ.)

11.06


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Gamon. – Bitte.

 


11.06.32

Abgeordnete Claudia Angela Gamon, MSc (WU) (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Mit dem Weltfrauentag und dem bald kom-


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