Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 140

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zwar auch für Menschen, die im ländlichen Raum arbeiten und tätig sind. Das funktio­niert hinten und vorne nicht! Im ländlichen Raum werden bald vielleicht nur noch ein paar Menschen übrig bleiben und, wie anderswo die letzten paar Indianer, dann als Tou­ristenattraktion herumhüpfen.

Das ist bei uns in der Südsteiermark eine Tragödie! Wir wissen nicht, wie wir dieses Problems Herr werden. Das Regionalmanagement diskutiert, aber es wird nirgends et­was umgesetzt. Jenen, die Ideen haben, gibt man nicht das Geld, damit sie etwas be­wegen können, und ohne Geld gibt es bekanntlich keine Musi.

Ich habe mir aber trotzdem Gedanken gemacht, und Kollege Pirklhuber hat das schon angesprochen: In dem Bericht steht ganz klammheimlich – ich habe es viermal gele­sen; ich traue mich gar nicht, das vorzulesen –: TTIP ist eine tolle Geschichte. Wir müs­sen nur warten, bis Trump weg ist, dann können wir wieder weiterreden. (Zwischenruf des Abg. Pirklhuber.) Ich habe es jetzt etwas salopp formuliert, aber genau das steht drinnen!

Was bedeutet denn TTIP? – Ich habe mir erlaubt, das an drei Punkten festzumachen. Ich habe infolge der letzten Ausschusssitzung mit Schweinebauern gesprochen. Sie haben gesagt, es gibt eine leichte Entspannung am Schweinefleischmarkt. Ich darf Fol­gendes sagen: 1995 hatten wir einen Schweinebestand von 3,7 Millionen, 2015 waren es nur noch 2,7 Millionen. 1995 gab es in der Steiermark 30 000 Halter mit 1 Million Schweinen, jetzt haben wir nur noch 6 225 Halter mit 755 000 Schweinen. 1999 betrug der Bestand an Zuchtschweinen in Österreich 344 000, 2016 waren es nur noch 241 000.

Selbstversorgungsgrad: USA: 154 Prozent, Kanada: 218 Prozent, EU-Schnitt: 117 Pro­zent, Österreich: 103 Prozent. Die USA produzieren 11,2 Millionen Tonnen Schweine­fleisch, Kanada produziert 1,8 Millionen Tonnen Schweinefleisch. – Daran sieht man schon, wie toll TTIP sein kann. Daher geht es um konkrete Maßnahmen. Die Maßnahmen fan­gen schon damit an, den Selbstversorgungsgrad in der EU, der ja eine Gigantonomie ist, zu reduzieren. Dazu haben mir die Bauern Folgendes gesagt: Alle Länder, deren Produktion über dem Selbstversorgungsgrad der EU liegt, müssen abstocken. Minus 3 Prozent Produktion bringt 15 Prozent höhere Erlöse. Das ist ein konkreter Vorschlag.

Man spricht natürlich auch das Russlandgeschäft an, das hier überall so bagatellisiert wird, dabei ist das nach wie vor eine Katastrophe für unsere Bauern. Man sagt, man soll Steuerreformen gerade für ländliche Betriebe andenken und einen Ausgleich von Marktverwerfungen vornehmen. Man erwähnt alles, was man in den Ausschüssen schon gehört hat. Man greift heutzutage auf die Herkunftsbezeichnung zurück, und ja, auch das Tierwohl wird angesprochen, aber Tierwohl bedeutet hier wohl Menschenwohl, denn mit Tieren hat das in Wirklichkeit wenig zu tun.

Jetzt kommt aber der Punkt, der Sie vielleicht interessiert: Klare Zielformulierung und mehr Rechtssicherheit für die Produktion, Investitionsschutz.

Allein das Gutachten bezüglich Luft, Lärm, Gesundheit, Wasser: Das sind Kosten von 20 000 € bis 50 000 €, bevor man überhaupt anfängt, das ist ein Skandal! Das können die meisten gar nicht mehr bewältigen.

Zweiter Punkt, das heiß begehrte Thema Wasser: Wir wissen, dass 5 500 Wasserunter­nehmer Österreich zu 92 Prozent versorgen und dabei Leitungen von ungefähr 80 000 Ki­lometer Länge haben – da hilft der Bund ja gut mit. Dass Österreich ein wunderbares Quellwasser, ein Tiefenwasser hat, ist auch bekannt. Wir wissen aber, dass aufgrund kli­matischer Veränderungen das alles nicht mehr so sicher ist, sondern es müssen weite­re Brunnen gebohrt werden. Aufgrund von Hitzeperioden et cetera wird das Wasser knapp.

Außerdem gibt es in Österreich schon genug Stellen mit hoher Nitratverseuchung, das wird hier ja auch schon teilweise verschwiegen. Schauen wir uns die Daten zu den Ni-


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