Ich bin in der Kreisky-Bildungsgeneration groß geworden und war einer der ersten Nutznießer des eigenen Schulbuchs. Es war ein immenser Fortschritt, dass den Kindern aus allen sozialen Schichten die Möglichkeit gegeben wurde, mit neuen Schulbüchern zu lernen, und heute ist es genauso mit Tablets, Smartphones und Laptops. Das ist aus meiner Sicht entscheidend. (Abg. Kickl: Sitzen doch eh alle in Privatschulen!) Wir wissen, das ist ein soziales Selektionskriterium, wahrlich nicht alle unsere Kinder haben Zugang zu diesen Technologien und damit zu den Bildungsmöglichkeiten, die auch das Internet bietet.
Das ist kein Plädoyer dafür, basale Kulturtechniken zu ersetzen. Lesen, Schreiben und Rechnen werden die Grundtechniken bleiben (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Ah, doch!), aber die Chancen und die Möglichkeiten, die in der Digitalisierung liegen, werden unser Bildungssystem revolutionieren. Deshalb ist aus meiner Sicht Folgendes wichtig: Wir müssen in den Ausbau der Kindergärten investieren, wir müssen mehr Lehrer und Begleitpersonal zur Verfügung stellen, und wir müssen auch konsequent in die Digitalisierung investieren. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich habe heute einen Informatiklehrer getroffen, das war wirklich beeindruckend: Er hat mit den Kindern ein Computerprogramm erarbeitet, mit dem sie Roboter steuern können. Das Faszinierende an dem Kollegen war nicht nur die unglaubliche Freude, die er ausgestrahlt hat, die er an seiner Arbeit, am Umgang mit den Kindern hat, sondern mich hat auch beeindruckt, dass er in Wirklichkeit seinen Urlaub, seine Wochenenden investiert, damit er den Unterricht in dieser Form halten kann. Deshalb, glaube ich, müssen wir auf breiter Ebene dafür sorgen, dass es nicht an Einzelinitiativen hängt, und eine Strategie verfolgen, die von der Hardware bis zur Software und vor allem bis zur Ausbildung und Vorbereitung der Lehrer reicht.
Wenn wir darüber reden, dass die Lehrer im Zentrum unserer Überlegungen stehen müssen, dann müssen wir uns auch ganz klar dazu bekennen, dass wir den Beruf aufzuwerten haben.
Wenn ich in eine Schule gehe, ist eines der ersten Dinge, die ich tue, dass ich zumindest einmal ganz kurz in die Lehrerzimmer hineinschaue. Das ist immer eine heilsame Erfahrung, denn das, was man dort sieht, ist natürlich, dass die Lehrer dort keine idealen Bedingungen haben, um den Unterricht vorbereiten zu können, und vor diesem Hintergrund ist die Investition in Infrastruktur, die den Lehrern die Möglichkeit gibt, ihre Ideen zu entfalten, ein ganz wichtiger Punkt. (Zwischenruf des Abg. Steinhauser.) Das führt auch zu der Frage: Wie schaffen wir es, mehr junge Menschen für den Lehrerberuf zu begeistern?
Ich bin ja nicht der Meinung, dass die Zahlen, die der Kollege von der Lehrergewerkschaft heute genannt hat, eins zu eins zutreffen, aber Faktum ist: Wir stehen vor der Herausforderung, für die Zukunft der Schule ausreichende Ressourcen an Lehrern zur Verfügung zu stellen. Wenn wir das tun wollen, dann bedeutet das: Wir brauchen eine Attraktivierung des Berufs, und dann müssen wir uns dazu bekennen, dass der Lehrer und das Berufsbild des Lehrers einen höheren Stellenwert bekommen müssen.
Die Folge, die sich daraus ableitet, ist, dass es uns darum gehen muss, dass Lehrer die Chance bekommen müssen, mehr Zeit tatsächlich im Unterricht und mit unseren Kindern zu verbringen, und weniger mit Papierkram und Verwaltung konfrontiert werden. Damit sind wir wieder einmal beim Thema Begleitpersonal, denn auch heute habe ich wieder die Erfahrung gemacht: Lehrer werden zur Verfügung gestellt, nicht aber zum Beispiel die Psychologen und die Sozialarbeiter, die man brauchen würde, um mit den 70 Kindern, deren Eltern kaum Deutsch können, umzugehen, Schulprobleme diskutieren zu können. Für diese Ressourcen ist zu wenig Geld, zu wenig Engagement da. Unsere Aufgabe wird es sein, eben diese sicherzustellen, damit die Lehrer sich ihrer Unterrichtsaufgabe besser widmen können.
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