Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll186. Sitzung, 19. Juni 2017 / Seite 38

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Ich bin in der Kreisky-Bildungsgeneration groß geworden und war einer der ersten Nutz­nießer des eigenen Schulbuchs. Es war ein immenser Fortschritt, dass den Kindern aus allen sozialen Schichten die Möglichkeit gegeben wurde, mit neuen Schulbüchern zu ler­nen, und heute ist es genauso mit Tablets, Smartphones und Laptops. Das ist aus mei­ner Sicht entscheidend. (Abg. Kickl: Sitzen doch eh alle in Privatschulen!) Wir wissen, das ist ein soziales Selektionskriterium, wahrlich nicht alle unsere Kinder haben Zugang zu diesen Technologien und damit zu den Bildungsmöglichkeiten, die auch das Internet bietet.

Das ist kein Plädoyer dafür, basale Kulturtechniken zu ersetzen. Lesen, Schreiben und Rechnen werden die Grundtechniken bleiben (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Ah, doch!), aber die Chancen und die Möglichkeiten, die in der Digitalisierung liegen, werden unser Bildungssystem revolutionieren. Deshalb ist aus meiner Sicht Folgendes wichtig: Wir müssen in den Ausbau der Kindergärten investieren, wir müssen mehr Lehrer und Be­gleitpersonal zur Verfügung stellen, und wir müssen auch konsequent in die Digitalisie­rung investieren. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich habe heute einen Informatiklehrer getroffen, das war wirklich beeindruckend: Er hat mit den Kindern ein Computerprogramm erarbeitet, mit dem sie Roboter steuern kön­nen. Das Faszinierende an dem Kollegen war nicht nur die unglaubliche Freude, die er ausgestrahlt hat, die er an seiner Arbeit, am Umgang mit den Kindern hat, sondern mich hat auch beeindruckt, dass er in Wirklichkeit seinen Urlaub, seine Wochenenden inves­tiert, damit er den Unterricht in dieser Form halten kann. Deshalb, glaube ich, müssen wir auf breiter Ebene dafür sorgen, dass es nicht an Einzelinitiativen hängt, und eine Strategie verfolgen, die von der Hardware bis zur Software und vor allem bis zur Aus­bildung und Vorbereitung der Lehrer reicht.

Wenn wir darüber reden, dass die Lehrer im Zentrum unserer Überlegungen stehen müs­sen, dann müssen wir uns auch ganz klar dazu bekennen, dass wir den Beruf aufzu­werten haben.

Wenn ich in eine Schule gehe, ist eines der ersten Dinge, die ich tue, dass ich zumin­dest einmal ganz kurz in die Lehrerzimmer hineinschaue. Das ist immer eine heilsame Erfahrung, denn das, was man dort sieht, ist natürlich, dass die Lehrer dort keine idea­len Bedingungen haben, um den Unterricht vorbereiten zu können, und vor diesem Hin­tergrund ist die Investition in Infrastruktur, die den Lehrern die Möglichkeit gibt, ihre Ideen zu entfalten, ein ganz wichtiger Punkt. (Zwischenruf des Abg. Steinhauser.) Das führt auch zu der Frage: Wie schaffen wir es, mehr junge Menschen für den Lehrerbe­ruf zu begeistern?

Ich bin ja nicht der Meinung, dass die Zahlen, die der Kollege von der Lehrergewerk­schaft heute genannt hat, eins zu eins zutreffen, aber Faktum ist: Wir stehen vor der He­rausforderung, für die Zukunft der Schule ausreichende Ressourcen an Lehrern zur Verfügung zu stellen. Wenn wir das tun wollen, dann bedeutet das: Wir brauchen eine Attraktivierung des Berufs, und dann müssen wir uns dazu bekennen, dass der Lehrer und das Berufsbild des Lehrers einen höheren Stellenwert bekommen müssen.

Die Folge, die sich daraus ableitet, ist, dass es uns darum gehen muss, dass Lehrer die Chance bekommen müssen, mehr Zeit tatsächlich im Unterricht und mit unseren Kin­dern zu verbringen, und weniger mit Papierkram und Verwaltung konfrontiert werden. Damit sind wir wieder einmal beim Thema Begleitpersonal, denn auch heute habe ich wieder die Erfahrung gemacht: Lehrer werden zur Verfügung gestellt, nicht aber zum Beispiel die Psychologen und die Sozialarbeiter, die man brauchen würde, um mit den 70 Kindern, deren Eltern kaum Deutsch können, umzugehen, Schulprobleme diskutie­ren zu können. Für diese Ressourcen ist zu wenig Geld, zu wenig Engagement da. Un­sere Aufgabe wird es sein, eben diese sicherzustellen, damit die Lehrer sich ihrer Un­terrichtsaufgabe besser widmen können.

 


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