Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll186. Sitzung, 19. Juni 2017 / Seite 84

HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite

In der Klasse eines meiner Kinder ist die Klassenbeste eine Tschetschenin. Ohne dieses Schulmodell hätte diese Tschetschenin nie ihren Bildungsweg machen können. Sie wird wahrscheinlich an der Universität landen, das wäre ohne diese Schule nie mög­lich gewesen. In dieser Schule sitzen Kinder und Enkelkinder prominenter ÖVP-Poli­tiker neben Arbeiterkindern und neben Kindern türkischer Standler. Und ich sage euch: Alle werden ihren Weg machen, dieses Modell funktioniert! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Walter Rosenkranz: Also, wenn es prominente ÖVP-Politiker sind, können sie ma­ximal ...!)

Und denjenigen, die hier teilweise das Hohelied auf das Gymnasium singen, möchte ich sagen: Redet mit Eltern und stellt euch der Realität! Es gibt im Gymnasium Schul­klassen, wo 80 Prozent Nachhilfe nehmen müssen. Da gibt es Familien, die unter Strom stehen, weil sie nicht wissen, wie sie ihre Kinder durch die Schule bringen sollen. Ja, die, die Geld für Nachhilfe haben, oder die, die Bildung haben, schaffen es irgendwie. Die Kinder, die diese Unterstützung nicht bekommen, werden aussortiert. So läuft es in der Realität.

Dann gibt es Schulen, Gymnasien, in denen zwischen der 5. und der 8. Klasse die Hälfte der Schüler hinausgeprüft wird. Die starten in der 5. Klasse mit 25 Kindern und sind in der 8. Klasse bei 15. (Zwischenruf des Abg. Mölzer.) Diese Gymnasien sind dann stolz, dass sie bei der Zentralmatura eine sensationelle Quote haben, nämlich derer, die die Zentralmatura schaffen. Diesen Gymnasien muss man sagen: Ihr irrt, ihr braucht nicht stolz zu sein! Eure Aufgabe ist es nicht, Bildungskarrieren zu beenden, sondern zu entwickeln! – Diesen Problemen müssen wir uns stellen! (Beifall bei Grünen, SPÖ und NEOS.)

Zur FPÖ: Vertretet eure WählerInnen besser! Jede Studie sagt: Wer ins Gymnasium kommt, folgt den finanziellen Möglichkeiten und dem sozialen Status der Eltern. Wer angeblich und vermeintlich – bei euch glaube ich es eh nicht – für die Menschen mit kleinen Einkommen eintritt, der muss für die gemeinsame Schule sein, weil genau jene Kinder von Eltern mit kleinen Einkommen aussortiert werden. Die Eliten, die kommen ins Gymnasium, und das sind die, die ihr eigentlich vertretet.

Nächster Punkt: Da stellen sich FPÖ-Politiker her und sagen: keine Experimente und keine Versuche mit Kindern! – Ich lade euch ein, in die Schule zu gehen. (Abg. Mölzer: Das ist ein Experimentieren!) Ein Versuch, ein Experiment ist, wenn man im Chemie­unterricht zwei Stoffe miteinander mischt. (Abg. Walter Rosenkranz: Aber bei den zwei Substanzen kann es zu ziemlichen Explosionen kommen!) Ein Modell ist, wenn man im Werkunterricht ein Modell herstellt, das im Kleinen zeigt, was im Großen möglich ist. Das ist kein Versuch, sondern es folgt einem konkreten Plan, und das ist die gemein­same Schule! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Nächster Punkt: Uns wurde bei den Verhandlungen mit der FPÖ gedroht. Ich sage euch: Mit der FPÖ kann man uns nicht drohen, denn dort, wo Verantwortung beginnt, beginnt der Fluchtweg der FPÖ, und zwar in die andere Richtung. (Beifall bei den Grünen.)

Zu den NEOS: Ich habe euch immer als Verbündete gesehen, aber was ihr heute ge­zeigt habt, das waren Kapriolen, die ihr da geschlagen habt. Matthias Strolz beruft eine Sondersitzung ein unter dem Titel: Reform gescheitert – Skandal! Dann wird bekannt, es gibt doch eine Reform, auf „orf.at“ steht: Strolz kritisiert vorab die Einigung. – Da hat er noch gar nicht gewusst, was drinnen steht, aber schon die erste Pirouette geschla­gen. (Abg. Walter Rosenkranz: Das ist ein Lügner-Populist, ein Wahnsinn!)

Dann kommt Kollegin Gamon raus, ihr Kritikpunkt ist: Ihr könnt doch nicht heute, wo es den Dringlichen Antrag gibt, so knapp vorher eine Einigung beschließen! – Ja, was sol­len wir tun? Sollen wir sie verschieben? (Abg. Walter Rosenkranz: Also keine Koalition mit den NEOS!) Also das ist absurd. Ich sage euch: die NEOS, eine Oppositionspartei auf der Suche nach Aufmerksamkeit, dazu sind diese Pirouetten gut, die ihr hier abzieht.

 


HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite