Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll188. Sitzung / Seite 38

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gefragt, wie die das gemacht haben. Das wird weltweit mit großer Aufmerksamkeit studiert. Ich habe die Nachfragen von Studierenden auch in Indonesien gehört: Wie machen das die Südtiroler? – Das heißt, hier ist schon etwas gelungen, auf das man stolz sein kann. (Abg. Schieder: Warst du auch schon einmal in Südtirol?)

Andreas, ich bin gerne in Südtirol. Ich bin öfter in Südtirol. Ich schätze Südtirol sehr. Und wenn ich durch Südtirol durchfahre, dann denke ich mir: Welch blühende Landschaften! (Abg. Lopatka: Durchfahren ist schlecht! – Abg. Schieder: Ich bleibe immer stehen!) – Ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit von den Klubobleuten der Regie­rungsparteien! Ich glaube, zuhören ist eine Frage des Respekts. Natürlich: Um irgend­wo anzukommen, muss ich irgendwo durchfahren – das ist schon okay, Herr Lopatka, oder? Wenn Sie erlauben, werde ich nun meine Ausführungen fortführen.

Also: Egal, ob ich in Meran bin, in Bruneck im Pustertal oder in Bozen, das sind blü­hende Landschaften. Ob ich vor dem Schlern stehe, voller Staunen auf die Natur­gewalten in diesem wunderbaren Land, das ist ein blühendes Land, und dieses Blühen hat etwas zu tun mit organisiertem Miteinander. Wenn das nicht organisiert wird – das ist konstante Beziehungsarbeit –, dann wird das nicht blühen. Und dazu gratuliere ich allen, die hier mit kultivieren. Das ist Kultivierarbeit in großem Stil, über viele Jahr­zehnte. Und mir ist völlig klar, da muss man auch dranbleiben.

Wenn wir uns jetzt fragen: Was kann das Vermächtnis dieses Integrationsprozesses für die Herausforderungen sein, die wir in diesen Tagen haben?, dann möchte ich den Fokus auf Aussprüche legen wie: Wir müssen den Brenner zumachen! Es ist noch kein Jahr her, dass der Verteidigungsminister eine Schlagzeile mit der Schließung des Brenners gemacht hat, ich zitiere: „so schnell wie möglich“. Auch der Außenminister hat nicht ausgeschlossen, dass wir den Brenner schließen müssen. – Ich glaube, das ist das Vermächtnis dieses Prozesses der letzten Jahrzehnte, denn wir müssen begreifen: Entweder ist es ein Miteinander oder es artet in einem Gegeneinander aus.

Wenn ich in Brüssel im Drei-Länder-Büro der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino bin, dann wird mir umso mehr bewusst: Auch das ist ein Vorbild in einer Qualität, wie es keine andere Region in Europa bisher geschafft hat. Das heißt, sie sind hier Pioniere. Und ich finde es nicht okay, wenn wir nicht mehr in diese Gemeinsamkeit investieren, sondern wenn wir angesichts der großen Herausforderungen, Herr Außenminister, die wir bei diesen Flüchtlingsbewegungen natürlich haben, derzeit registrieren müssen, dass viele nationalstaatliche Regierungen sagen: Hauptsache, nicht mein Problem!

Es ist doch völlig klar, dass wir die Herausforderungen, die wir hier haben, gemeinsam meistern müssen. Wir können Italien und Griechenland hier nicht allein lassen. Wir können auch nicht sagen, es ist nicht unser Problem, solang es bei denen hängt, denn wenn es lang genug bei denen hängt, werden sie es auch wieder zu unserem machen. Und jetzt können wir es uns aussuchen: Wollen wir in den 28 Nationalstaaten die Probleme jeweils dem Nachbarn zuschieben, oder versuchen wir, sie gemeinsam zu lösen?

„Gemeinsam zu lösen“ setzt den Willen und die Entschlossenheit für ein Miteinander voraus. Und wären dieser Willen und diese Entschlossenheit bei vielen Männern und Frauen vor 25 Jahren und die Jahre davor nicht vorhanden gewesen, dann wäre es nicht zu dieser Streitbeilegung gekommen. Und das ist heute ein Jubiläum, aber es ist gleichermaßen auch ein Mahnmal: Wir sind verpflichtet zum Miteinander, und dazu muss man sich immer wieder neu bekennen. Und das Bekenntnis erkennt man am besten an der Tat: An den Taten sollt ihr sie erkennen.

Abschließend: Ich kann mich erinnern, Herr Durnwalder, ich war vor über 20 Jahren mit dem Akademischen Senat im Felsenkeller in der Laimburg, dem Landesweingut der Südtiroler, und habe damals dieses Selbstbewusstsein dieses Landes begriffen. Ihr


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