Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll188. Sitzung / Seite 37

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Wenn wir heute auf Südtirol schauen, so dürfen wir mit Freude feststellen: Das Land südlich des Brenners ist eine der wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen Europas. Die Autonomie ist aber work in progress, Anpassungen an die Zeit sind sinnvoll und möglich, aber nur, wenn alle Beteiligten zustimmen. Und dazu gehört auch die Re­publik Österreich, die die Schutzmachtfunktion auch weiterhin mit allem Nachdruck ausüben wird. Das ist uns allen, glaube ich, einhellig wichtig. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)

Der größte Reichtum Südtirols sind für mich neben der Natur und der Kultur und der Kulturlandschaft vor allem die kulturelle und sprachliche Vielfalt. Wenn ich in Südtirol geboren und dort aufgewachsen wäre, würde ich zwar in eine muttersprachliche Schule gehen, aber ich würde zweisprachig aufwachsen. Nach fünf Jahren wechsle ich in eine Mittelschule, in eine Gesamtschule, in der auch behinderte Kinder mit unter­richtet werden, Kinder aus allen sozialen Schichten, und wenn ich Glück habe, spreche ich mit 14 Jahren vielleicht sogar vier Sprachen: Deutsch, Italienisch, Englisch, Ladi­nisch.

Das ist ein Reichtum, den man als solchen auch sehen und begreifen muss. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.) Diese Chance der Zwei­sprachigkeit, der Mehrsprachigkeit ist in Europa ein riesiger Startvorteil.

Aber auch das Aufeinandertreffen der alpenländischen Kultur mit jener der Italiener ist eine Bereicherung. Jeder, der in Südtirol ins Restaurant geht, weiß um die Vorzüge der alpenländischen Küche, die sich mit den Vorzügen der italienischen Küche verbindet. (Beifall bei den Grünen.)

Und wenn man auf Architektur, Mode, Design, Lebensart blickt, dann sieht man auch diese Verbindung zwischen dem Alpenländischen, das natürlich prägend ist, und den italienischen Einflüssen, die noch dazu europäisch inspiriert sind.

Ich komme zum Schluss: Was als sehr schwammiges Gruber-De-Gasperi-Abkommen auf zwei Seiten begonnen hat, ist nach einem langen Prozess ein sehr detailliertes Autonomiestatut geworden, von dem man mit Fug und Recht heute wohl als Magna Carta Südtirols sprechen kann. Die drei offiziellen Sprachgruppen des Landes haben viel an Misstrauen abgebaut, aber vieles bleibt auf diesem Weg der Verständigung noch zu tun.

Wenn wir den Willen zur Einigung, der in Südtirol gelebt wurde und zum Erfolg geführt hat, politisch leben, ist jedenfalls viel mehr möglich, als viele denken. Kleingeisterei und ewig gestriges Denken sind Gift für das fruchtbare Miteinander von Mehrheit und Minderheit. Vielmehr sind Toleranz und Offenheit füreinander der Nährboden, auf dem die Region Tirol-Südtirol-Trentino weiterwachsen kann und weiterhin Vorbild für Auto­nomien in der ganzen Welt sein kann.

Auf diesem Weg wünsche ich der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino alles Gute. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ, ÖVP und NEOS.)

9.44


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster: Herr Klubobmann Dr. Strolz. – Bitte.

 


9.44.12

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzte Regierungsmitglieder! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Freunde aus Südtirol! Herr Landeshauptmann! Herr Altlandeshauptmann! Liebe Präsidentin! Lieber Präsi­dent! Das ist tatsächlich ein freudvolles Jubiläum: 25 Jahre Streitbeilegung vor den Vereinten Nationen. Südtirol ist zu einem Leuchtturm für ein gelingendes Miteinander geworden, ein respektierter Leuchtturm, der weltweit strahlt. Ich kann mich erinnern, ich war vor 20 Jahren in Hongkong und wurde dort auf Südtirol angesprochen und


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