Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll188. Sitzung / Seite 36

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zur Verwirklichung eben des Selbstbestimmungsrechts mit allen verfügbaren demokra­tischen Mitteln sicherzustellen.

Natürlich wäre es auch schön, wenn wir die Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler ermöglichen würden, denn sie sind natürlich Altösterreicher und ein Teil unseres österreichischen Vaterlandes. (Beifall bei FPÖ und Team Stronach.) Das wäre auch ein besonderes Zeichen dafür, dass man sich auf uns verlassen kann und dass diese Schutzmachtfunktion gelebt wird.

Natürlich wäre es schön, wenn man endlich bezüglich der Südtiroler Freiheitskämpfer, die damals das Problem richtig ins Bewusstsein der internationalen Gemeinschaft ge­bracht haben, sicherstellen würde, dass die Südtiroler Freiheitskämpfer endlich eine Begnadigung erleben.

Natürlich stehe ich auch nicht an, dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky für seinen Einsatz, der damals wirklich ein ernsthafter und ehrlicher war, zu danken – und natürlich auch allen hier im Hohen Haus bis hin zum verstorbenen Alois Mock, denn jeder hat hier seinen Beitrag geleistet, da oder dort mit einer ein bisschen unterschiedlichen Facette. (Beifall bei FPÖ und ÖVP sowie des Abg. Lugar.) Manchmal hätte ich mir mehr gewünscht, aber trotzdem ist es wichtig, dass wir uns da hoffentlich bei allen Unterschieden im wesentlichen Kern treffen und nicht auseinan­derdividieren lassen. (Beifall bei FPÖ und ÖVP sowie der Abgeordneten Gisela Wurm und Lugar.)

9.38


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Willi. – Bitte.

 


9.38.20

Abgeordneter Georg Willi (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Herren auf der Regierungsbank! Liebe Gäste aus Südtirol und Tirol! Meine Damen und Herren! Ich hatte in der ersten Klasse Gymnasium einen Geografielehrer, der aus Südtirol stammte, und wenn er uns Elfjährige gefragt hat, wohin man kommt, wenn man über den Brenner fährt, und wir geantwortet haben: Nach Italien!, mussten wir uns mit einem Nicht genügend setzen, denn wer über den Brenner fährt, der kommt nach Südtirol.

Diese kleine Geschichte zeigt, wie jene Generation gelitten hat, die die schmerzliche Trennung Südtirols von Tirol mit all ihren ungerechten Abschnitten erlebt hat. Dieser mein Lehrer hat sich als Teil einer unterdrückten Minderheit gefühlt, und dieses Gefühl wollte er uns Jüngeren weitergeben.

Ich selbst gehöre ja noch der Generation an, die das Trennende der Brennergrenze erlebt hat: die Kontrollen, die eine oder andere Schikane, das Schimpfen auf die Walschen, das mit vielen Geschichten unterlegt wurde, damit wir verstehen, was das bedeutet.

Ich habe aber auch hautnah miterleben dürfen, was möglich ist, wenn Politikerinnen und Politiker mit strategischem Denken, mit Respekt und mit Verständnis für die Position des anderen miteinander verhandeln und versuchen, eine Lösung zu finden.

Vor vielen Jahrzehnten hat ein ÖVP-Politiker in einer sehr strittigen Frage in diesem Haus erzählt, wie mühsam es war, eine Einigung zu erzielen, aber er hat gesagt: Über allem stand der Wille zur Einigung! Und ich glaube, es war auch dieser Wille zur Einigung, der letztlich dazu geführt hat, dass nach einem sehr schwammigen, schwachen Pariser Abkommen über das Erste und Zweite Autonomiestatut diese Streitbeilegungs­erklärung 1992 möglich wurde, deren 25. Jahrestag wir heute feiern. Das Autonomie­statut ist heute eine solide Basis, die den heutigen Bedürfnissen der drei im Lande lebenden Sprachgruppen gerecht wird.

 


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