Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll188. Sitzung / Seite 76

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Mit diesem Gesetz wird heute eine aus meiner Sicht hoch wichtige, notwendige Weichenstellung für die Zukunft unseres Gesundheitssystems umgesetzt. Mit diesem Gesetz sichern wir nicht nur das Gesundheitssystem von morgen in Österreich ab, wir sichern damit auch die bestmögliche Gesundheitsversorgung für die Menschen in Österreich ab.

Warum brauchen wir diese Weichenstellung und diese Veränderung, diese Weiter­entwicklung im Bereich der Primärversorgung? – Wir wissen aus Umfragen, aber auch direkt von Patientinnen und Patienten, was sie sich wünschen. Sie wollen längere Öffnungszeiten, Erreichbarkeit ihrer Hausärztinnen und Hausärzte auch zu Tagesrand­zeiten. Sie wünschen sich mehr Zeit im Gespräch mit ihren Ärztinnen und Ärzten. Sie wünschen sich auch, nicht sinnlos durch das Gesundheitssystem geschickt zu werden, von A nach B, von einer Therapeutin zur nächsten oder von einem Arzt zur nächsten Ärztin.

Wir wissen auch von den Ärztinnen und Ärzten, was ihre Bedürfnisse, ihre Anforde­rungen und Wünsche an moderne, zeitgerechte Arbeitsbedingungen sind. Sie wün­schen sich, im Team zu arbeiten. Sie wünschen sich, in multiprofessionellen Teams zu arbeiten, gemeinsam mit VertreterInnen anderer Gesundheitsberufe, mit Psychothe­rapeutInnen, SozialarbeiterInnen, PsychologInnen, DiätologInnen und so weiter. Und sie haben Ansprüche, was ihre Work-Life-Balance betrifft; das sind andere Ansprüche, als sie Kolleginnen und Kollegen noch vor 30 Jahren hatten. Es sind Ansprüche betreffend flexiblere Arbeitszeiten, und da geht es auch um viele Frauen in der Ärzteschaft, die diese Ansprüche zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorbringen.

Genau um diese Bedürfnisse herum, um die Bedürfnisse der Patienten und Patien­tinnen und auch der Gesundheitsberufe, wurde ein neues Gesetz gebaut und ein neues Gesetz konstruiert, genau um diesen Bedürfnissen und Bedarfen von heute und auch für morgen gerecht zu werden.

Eines wurde schon erwähnt: Wir haben auch eine gemeinsame Herausforderung, die heißt: Wir wissen, dass bis 2025 mehr als die Hälfte aller Hausärztinnen und Hausärzte das Pensionsalter erreichen wird. Wir können nicht bis 2025 warten, um dieser Situation zu begegnen. Wir müssen heute, acht Jahre vorher, sinnvolle Rahmenbedin­gungen schaffen, um dieser Situation gegenzusteuern, um den Hausärzteberuf, den Hausärztinnenberuf so attraktiv zu gestalten, dass Kollegen und Kolleginnen sich hiervon angezogen fühlen und Freude haben, diesen Beruf in Zukunft zu ergreifen und damit die wichtige Säule in der Primärversorgung für die Patientinnen und Patienten heute und morgen abzusichern. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

Bei dieser modernen, neuen, zeitgemäß weiterentwickelten Versorgungsform geht es nicht nur um die reine Behandlung; das ist mir auch wichtig. Es geht nicht nur um den kurativen Ansatz, es geht auch darum, dieses erweiterte Spektrum in Richtung von mehr Gesundheitsförderung, Prävention und Vorsorge ganz stark ins Blickfeld zu nehmen, in das Versorgungs- und Angebotsspektrum für die Menschen aufzunehmen. Das gelingt auch durch die Multiprofessionalität, die in diesen Zentren vertreten ist. Wir müssen Primärversorgung breiter als bisher denken, das geht weit über die rein ärztliche Versorgung hinaus.

Es ist durch die Rahmenbedingungen, die wir in diesem Gesetz festgehalten haben, erstmals wirklich festgehalten und möglich, dass wir sagen, Patientinnen und Patienten müssen von einem Team betreut werden, einem Team um den Hausarzt. Dazu ge­hören neben den Ärzten natürlich vor allem die pflegerischen Berufe, die therapeu­tischen Berufe bis hin zu SozialarbeiterInnen, ErnährungsberaterInnen. Das ist genau das, was zum einen ältere, chronisch kranke PatientInnen mehr brauchen und in Zu-


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