Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll188. Sitzung / Seite 154

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Ich bedanke mich abschließend bei allen Elternvertretern, Schülervertretern, der Ge­werk­schaft, beim Ministerium, natürlich auch bei den Lehrern, die immer dabei mitge­holfen haben, dieses Paket umzusetzen. In diesem Sinne: Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

15.39


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Peter Wurm zu Wort. – Bitte.

 


15.39.11

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Werte Zuseher zu Hause! Frau Minister Hammerschmid, ich muss Sie jetzt doch aus Ihrer Traumwelt, in der Sie lange gewesen sind, in die Realität Österreichs zurückholen und darf Ihnen auszugsweise das E-Mail einer jungen, engagierten Lehrerin aus Wien vorlesen:

Sehr geehrter Herr Wurm! Ich bin Lehrerin an einer Volksschule in 1120 Wien, hierbei handelt es sich um eine der vielzitierten Brennpunkt-Schulen mit einem beinahe 90-prozentigen Anteil an SchülerInnen mit einer anderen Erstsprache als Deutsch. Bevor man zum Unterrichten kommt, muss vor allem eines seitens der Lehrperson geleistet werden: Erziehungsarbeit. Was in vielen Elternhäusern nicht mehr stattfindet – gemeinsame Zeit verbringen, das Spielen, das Miteinander-Reden, zusammen essen, dem Kind bei Hausübungen helfen, kindgerechte Ruhezeiten einhalten, für gesunde Ernährung sorgen, vorlesen; man möge die Liste vervollständigen –, muss zwangs­läufig von den schulischen Betreuungspersonen kompensiert werden.

Sie haben keine Vorstellung davon, was das in der Realität bedeutet, wenn man als Lehrerin Bildungsziele erreichen und gleichzeitig Kindern Bitte und Danke beibringen muss, wenn man Kinder alphabetisieren und gleichzeitig wegen starker Zahn­schmer­zen trösten muss, wenn man für Sattelfestigkeit bei den Malreihen sorgen und gleich­zeitig dem Geld für den Klassenausflug nachlaufen muss, und das Ganze 25 Mal.

Soziales Lernen gestaltet sich heutzutage schwieriger, als dies noch zu meiner Schulzeit der Fall war, unter den gegebenen Voraussetzungen: Kinder beherrschen die Unterrichtssprache nicht, haben besondere Bedürfnisse, sind verwahrlost. – Und so weiter und so fort. Das auf eineinhalb Seiten einer Lehrerin.

Das Fazit dieser Lehrerin zu Ihrem Reformpaket: Das von der Regierung geplante Autonomiepaket ist ein Sparpaket. Dieses wird uns bei den täglichen Herausfor­de­rungen am Schulstandort, an Brennpunktschulen oder sonderpädagogischen Einrich­tungen nicht helfen, ganz im Gegenteil. Worum geht es? Um Verbesserungen, die bei jedem einzelnen Kind ankommen sollen. Ich sehe jedoch nicht, wie das mit diesem Paket gelingen soll. – Zitatende.

Das ist der Brief einer Lehrerin, und das ist keine FPÖ-Wählerin, noch nicht, vielleicht wird sie es noch. Wenn man jetzt überlegt, dass von der Lehrerseite – und zwar vor allem von ÖVP-Lehrern, SPÖ-Lehrern, Lehrern aus den Reihen der Grünen – gegen diese Bildungsreform mobil gemacht wird, dann kann man sich leicht ausrechnen, dass das keine Bildungsreform ist, die unseren Kindern genau in diesen Problemfällen pädagogisch weiterhilft. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Lugar.)

Ich habe sie letztes Mal auch schon bereits hergezeigt, die BIFIE-Studie 2016 über die Lesekompetenz in österreichischen Pflichtschulen: 60 Prozent der Schüler in Neuen Mittelschulen können nicht oder nur rudimentär lesen, in den AHS sind es übrigens erschreckenderweise 17 Prozent. Man könnte diese Liste vervollständigen. Leider Gottes haben wir in dem Bereich der Pflichtschulen wirklich ein desaströses Ergebnis, deshalb – nur eine Maßnahme von vielen – bringe ich folgenden Antrag ein.

 


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