Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll188. Sitzung / Seite 175

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16.37.35

Abgeordnete Claudia Angela Gamon, MSc (WU) (NEOS): Sehr geehrte Frau Prä­sidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die Änderungen, die hier am Tisch liegen, sind prinzipiell sehr zu begrüßen und in unterschiedlichen Bereichen auch schon längst überfällig. Ich möchte mich jetzt im Anschluss an die Debatte zur Bildungsreform in meiner Rede ganz besonders mit dem Thema Quereinsteiger beschäftigen.

Wir haben in den letzten Wochen sehr oft von diesem Thema des LehrerInnenmangels oder des auf uns zurollenden dramatischen LehrerInnenmangels gehört, in diversen Zeitungsberichten, Journalen und so weiter. Gerade in diesem Bereich, nämlich dass wir es vereinfachen, dass Menschen relativ flexibel die Möglichkeit haben, aus der Praxis, aus ihrem Beruf in den Beruf LehrerIn zu wechseln, geht uns dieses Gesetz absolut nicht weit genug.

Wir müssen uns auch einmal darüber unterhalten, welches Bild wir eigentlich vom Leh­rerInnenberuf haben wollen beziehungsweise welches gerade in unserer Gesellschaft vorherrscht, denn unserer Meinung nach ist es nicht mehr zeitgemäß und auch nicht mehr dem entsprechend, was junge, erfolgreiche Menschen mit einem Universitäts­abschluss dazu bringen würde, diesen Beruf aufzunehmen, für ein, zwei Jahre in diesen zu wechseln und an einer Schule zu unterrichten.

Wir glauben, dass der Beruf für QuereinsteigerInnen geöffnet werden sollte, nicht nur quasi als Notlösung, damit wir mit dem LehrerInnenmangel, auf den wir ja zugehen, der unweigerlich kommen wird und auf den wir auch nicht vorbereitet sind, weil wir keine Lösung haben, umgehen können, sondern weil wir grundsätzlich der Meinung sind, dass das Einbringen von unterschiedlichen Sichtweisen und Lebenserfahrungen in die Schulen unglaublich gut wäre, dass die Schülerinnen und Schüler wahnsinnig davon profitieren könnten, wenn sie von Menschen mit einem breit gefächerten Erfahrungsschatz unterrichtet werden können.

In diesem Gesetz geht das aber noch nicht weit genug, und es wird nicht dazu führen, dass mehr QuereinsteigerInnen die Möglichkeit haben, LehrerInnen zu werden. Das kann man auch aus diversen Stellungnahmen herauslesen, zum Beispiel von der Industriellenvereinigung oder auch von der Institution Teach For Austria, die sich genau damit beschäftigt und ihre jungen LehrerInnen, QuereinsteigerInnen ganz besonders in die Schulen schickt, in denen auch Kinder mit speziellen Bedürfnissen sind, die noch viel mehr solche LehrerInnen brauchen, die einen ganz anderen Zugang zum Leben haben, die mit beiden Beinen im Leben stehen und ihnen vielleicht auch ganz andere Erfahrungen mitgeben können.

Wir müssen, wenn wir schon von Quereinstieg reden, auch über Ausstiegs­möglich­kei­ten sprechen, denn darüber reden wir sehr selten. 99 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer, die jetzt an den Schulen unterrichten, haben eine Berufslaufbahn, die heißt: Schule, Lehramtsstudium und dann wieder in die Schule. Da kommen sie nicht mehr raus – einmal Lehrer, immer Lehrer. Das ist aber, glaube ich, auch für viele, die den Beruf ausüben, sehr unbefriedigend und kann, glaube ich, niemanden glücklich machen. Wir müssen versuchen, dass es ganz normal wird, dass Leute mit unter­schiedlichem Hintergrund an die Schulen gehen und dort unterrichten können, und dass wir ihnen, wenn sie das Gefühl haben, dass sie ihr Lebensweg irgendwo anders hinzieht, dass sie noch gerne etwas anderes in ihrem Leben machen würden, als nur Lehrerin und Lehrer zu sein, auch die Möglichkeit dazu geben. Dafür müssen wir gemeinsam mit dem AMS ein zeitgemäßes Konzept ausarbeiten. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

16.40


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl. – Bitte.

 


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