Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll188. Sitzung / Seite 382

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20.36.12

Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Fekter (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Lieber Kollege Franz (Heiterkeit bei ÖVP, SPÖ und Grünen – Abg. Steinhauser: Regen Sie ihn nicht auf!), also heute bin ich überzeugt worden, warum du nicht mehr in unserer Gesinnungsgemeinschaft Platz hast. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Wittmann: Ich verstehe das auch, dass Sie ihn loswerden wollen!)

Ich persönlich bin Ende der Achtzigerjahre – die Kollegin Wurm hat es erwähnt: vor 27 Jahren – in die Politik gekommen und habe damals auch die Auffassung vertreten: Eine Quote brauchen wir nicht! – Ich bin gemeinsam mit Johanna Dohnal in einer Regierung gesessen, ich als Staatssekretärin, sie als Frauenministerin, und ich war absolut gegenteiliger Meinung von Johanna Dohnal – damals! Darum verzeihe ich es der Kollegin Gamon und ihrer Jugend (Abg. Gamon: Nicht schon wieder! – Abg. Wal­ter Rosenkranz: Das ist sehr diskriminierend!), dass sie gleichfalls glaubt, die Damen und Frauen schaffen alles, sie schaffen alles alleine und man muss sie nicht unter­stützen. (Abg. Walter Rosenkranz: Das ist der ÖVP ...!)

Wir haben es bisher geschafft, dass mehr Frauen Studien abschließen als Männer, wir haben es bisher geschafft, dass wir gesetzlich in fast allen Bereichen die Gleichstel­lung haben (Abg. Stefan: Wenige junge Leute in Aufsichtsräten!) – dies und die Wirklichkeit klaffen aber dramatisch auseinander. Ich habe in 27 Jahren Politik einfach zur Kenntnis nehmen müssen: Es funktioniert halt nicht ohne Quote, auch wenn mir persönlich die Quote unsympathisch ist. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Es gibt immer noch Männer, die glauben: Ja, aber da gibt es ja dann keine Damen!, und: Wo nehmen wir sie denn her? – Und es ist so ein stumpfsinniges Argument, das sei eine Abqualifikation, lieber Kollege! Seien wir ehrlich: Die Frauen, die sich enga­gieren, die den Mentoringprozess für Aufsichtsräte durchlaufen, die in den Aufsichts­räten tätig sind, die sind gut, und zwar meistens besser als so manche Männer, die die Sessel versitzen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen. – Abg. Walter Rosenkranz: Stehen Sie zu Ihren Erfahrungen in der ÖVP!)

Ich persönlich hatte das Glück, dass es Ende der Achtzigerjahre populär wurde, Frauen auch in die Politik zu bringen, und ich bin eine solche Quotenfrau. Ich bin aufgrund dessen, dass wir auch eine Frau gebraucht haben, in den Gemeinderat von Attnang gekommen, und diese Quote hat mich nicht blöder gemacht (Heiterkeit bei ÖVP, SPÖ und Grünen), hat mich nicht schlechter gemacht und hat mich auch nicht weniger motiviert (Abg. Belakowitsch-Jenewein: ... im Umkehrschluss? Aufpassen!), in der Politik engagiert zu arbeiten.

Und ich kann euch eines sagen: Ich habe in allen Funktionen, die ich hatte, dafür Sorge getragen, dass anschließend auch wieder eine Frau zum Zug kommt – außer beim Posten des Finanzministers, da ist es mir nicht gelungen. (Heiterkeit bei ÖVP, SPÖ und Grünen.) – Ja, da hat der Chef damals geglaubt, er kann es besser, aber das war eine andere Geschichte.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch als Quotenfrau kann man hervorragende Arbeit leisten. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Frauen sollen den Zug nehmen, der sich in Bewegung setzt, und das ist ein Zug, der sich für die Frauen in Bewegung setzt. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch-Jenewein.) Dass da jetzt manche natürlich ein bisschen irritiert sind, weil sie um ihre Sessel fürchten, das sehe ich schon auch, speziell bei den Gewerkschaften, Betriebsräten und Arbeitnehmervertretern (Heiterkeit bei der FPÖ – Zwischenrufe bei der SPÖ), denn dort sind auch viel zu wenige Frauen, die diese Quote erfüllen.

 


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