Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll197. Sitzung, 4. Oktober 2017 / Seite 121

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Liebe Kollegen, noch ganz kurz zum Antrag vom Kollegen Walser. Es wurde vom Vor­redner schon gesagt, ich möchte auf zwei, drei andere Schwerpunkte hinweisen. Ich meine, wir haben ausreichend Studien, die wichtig und wertvoll sind und auch in Zu­kunft weitergeführt werden sollen. Ich meine, die Bildungswissenschaft ist ausreichend eingebunden.

Es geht darum, diese Ergebnisse auch einmal zu lesen – auch das möchte ich vielen sagen. Wir produzieren viele Studien, verlangen sie, wenn ich jedoch mit einzelnen Leu­ten darüber reden möchte, stelle ich fest, sie haben sie gar nicht gelesen, gar nicht an­geschaut. Bitte, lesen Sie die Dinge, die Sie selber verlangen und zitieren, auch im De­tail durch, dann tun wir uns sehr viel leichter, wenn wir bildungspolitisch miteinander dis­kutieren wollen!

Der zweite Bereich: Ich habe einen Schwerpunkt, bei dem es mich immer sehr schmerzt, wenn ich ihn anspreche. Ich sage das auch als langjähriger Lehrer, Schulleiter, Vater dreier Kinder und – um die Opa-Runde abzuschließen – in der Zwischenzeit auch als Opa, der Enkel mitbetreut, wenn er ein bisschen Zeit hat. Es geht dabei um einen Punkt, bei dem man tatsächlich sieht, dass das, was in den Studien der OECD, international und anderer hervorgebracht wird und bei dem wir die Hebel ansetzen müssen – worauf ich auch als Schulleiter sehr stark hingewiesen habe, es aber dennoch schmerzt, es fest­zustellen –, stimmt, nämlich dass Kinder, wenn sie die Schule verlassen, nicht ausrei­chend lesen, schreiben und rechnen können. Das ist sicherlich ein Grundproblem, und da brauchen wir gar nicht sehr viele neue Wege zu gehen oder zu beschließen, das muss am Schulstandort entschieden und verbessert werden.

Es kann nicht sein, dass jemand, wenn er die vierte Klasse Volksschule verlässt, bes­ser lesen kann als zwei Jahre später in der Mittelschule – auch das zeigen Untersu­chungen –, weil es nicht mehr gefördert und nicht mehr entsprechend gemacht wird.

Es müssen diese Grundkompetenzen bis zum Abschluss der Schule, bis zu einem Bil­dungsabschluss in der Mittleren Reife, die kommen soll, entsprechend gefördert und ge­fordert werden. Das fehlt, da müsste man den Hebel ansetzen.

Ich möchte, weil es ziemlich sicher meine letzte Rede zum Bereich Bildungspolitik ist, die mir auch von Berufs wegen sehr am Herzen gelegen ist, vier Bereiche herausstrei­chen, von denen ich glaube, dass sie für die Zukunft entscheidend und wichtig sind und wo niemand – egal, wie die kommende Regierung zusammengesetzt sein wird – daran vorbeikommt. Das ist die Frühpädagogik, die Frühkinderziehung. Ich habe viele Beispiele im Laufe der Jahre gebracht. Den Rucksack, den unsere Kleinsten mit in die Schule bringen, kann das Schulsystem, wie es jetzt aufgebaut ist, nicht abbauen. Den schleppen sie mit, bis sie dann beim AMS landen. Daher ist die Früherziehung, die Kin­dergartenbetreuung wichtig. Der erste Bildungsweg ist der Kindergarten, und nur dort können wir die entscheidenden Chancen bieten. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Das Zweite ist und bleibt – und das sage ich aus tiefster Überzeugung –: Genau das, was katholische Privatschulen haben, eine ganztägige Betreuung, ein gesundes Mittag­essen, Abwechslung, Sport, Freizeit, Kultur, das wollen wir allen Kindern bieten, genau das wollen wir auch für das öffentliche Schulsystem haben. Wir brauchen eine ganztä­gige Betreuung, die den Namen verdient, mit Qualität und entsprechend ausgebildeten Pädagogen. (Beifall bei der SPÖ.)

Da bin ich beim nächsten Bereich, das ist die frühe Selektion. Kollegin Karl hat das richtig auf den Punkt gebracht: Wir würden eigentlich nicht eine gemeinsame Schule, sondern ein Gymnasium für alle brauchen; die beste Schule der 10- bis 14-Jährigen, nicht aufgeteilt in fünf teure Bereiche, Sonderschule, AHS, Hauptschule, Mittelschule und die ganzen Bereiche, sondern wir brauchen hier eine innere Differenzierung mit bes-


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