Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll197. Sitzung, 4. Oktober 2017 / Seite 126

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Ich habe mir die gesamte Diskussion angehört und habe mir heute früh gedacht, zum Welttierschutztag, ich bin vielleicht der Einzige, der heute schon Tiere betreut, gepflegt und gefüttert hat. Heute in der Früh bin ich mit dem Auto auf der Himmelreichkreuzung im Stau gestanden, weil unzählige Arbeiterinnen und Arbeiter pflichtbewusst zur Arbeit gefahren sind. Um halb 7 Uhr bin ich bei der Einfahrt zur A 1 in Linz im Stau gestan­den, weil dort so viele Arbeiterinnen und Arbeiter zur Arbeit fahren, um das tägliche Brot zu verdienen und das Steuergeld für diesen Staat und für dieses Bildungsbudget. Da, glaube ich, müssen wir manche Diskussionen, die wir heute gehört haben, ins rechte Licht rücken.

Das ist einfach weit, weit weg von der Praxis. Hier wird herumlamentiert, hier wird wahl­gekämpft. Ich komme dann noch zu einer politischen Bewertung. Kollege Julian Schmid hat mir eigentlich ein Stichwort gegeben, worüber ich gar nicht sprechen wollte.

Ich muss in aller Deutlichkeit sagen: Wenn wir heute hier in dieser Breite die Bildung ansprechen und diskutieren, sollten wir einen Vergleich mit der Praxis ziehen. 22 Jahre lang bin ich im Bezirksschulrat gesessen und 24 Jahre lang war ich Kindergarten-, Sport- und Schulreferent. Ich weiß aus zahlreichen praktischen Fällen, weiß aus zahl­reichen Diskussionen, Elternabenden, Elternforen, was wirklich diskutiert wird und wie sich die Lehrer bemühen, wie sich die Lehrervertreter bemühen, wie sich die Klassen­vertreter bemühen. Ich glaube, auf dieser Basis sollten wir, wenn wir der Sache etwas Gutes tun wollen, auch diskutieren.

Es wäre interessant, was unsere Vorgängergenerationen, die, scheinbar völlig ungebil­det, eine großartige Leistung erbracht haben, dieses Land in diese hervorragende Si­tuation gebracht haben, sagen würden, wenn sie diese Diskussion hören würden.

Kollege Schmid hat zur Bildung von Lehrlingen, zur dualen Lehrlingsausbildung ge­sprochen. Ja, wenn wir den Lehrberuf aufwerten wollen, wenn wir den Lehrberuf wert­schätzen wollen, dann müssen wir ihn auch so diskutieren, aber nicht sagen: Was? Du gehst in eine Lehre? Du studierst gar nicht? (Abg. Steinhauser: Wer sagt denn das? Das sagt ja niemand!) Ja, wir haben da noch eine Redewendung, mit der wir das von Haus aus schon in zwei Richtungen spalten.

Es gibt großartige Beispiele. Ich bin mit vielen Firmenchefs in Verbindung und weiß, welch großartige Arbeit hier geleistet wird, von den Lehrlingen in den Lehrberufen, aber auch von den Firmenchefs – ich glaube, das sollten wir nicht vergessen –, die bereit sind, wieder neue Fachkräfte auszubilden, und es wird dann eventuell das duale Sys­tem durch ein zusätzliches Studium, Abendstudium noch ergänzt.

Ich wollte aber natürlich auch noch, weil heute Demokratie angesprochen wurde, be­sonders vom Kollegen Pilz, eine kleine politische Bewertung machen. Wir sind eigent­lich am Überlegen – und unsere Anwälte prüfen das –, die Wahl anzufechten. Wie wird das Volk, wie werden die Bürger informiert, wenn man ständig die Großparteien be­wirbt, wenn man ständig mit Steuergeld inseriert, wenn man sich seitenweise Redak­tionsbeiträge kauft? (Der Redner hält eine kleinformatige Zeitung in die Höhe.) Das ist zufälligerweise das Landwirtschaftsministerium. Das hat unbedingt jetzt in der „Heute“-Zeitung inserieren müssen. Doppelseitig, den größten Schmarren, den ich jemals gele­sen habe, den Masterplan Landwirtschaft. Es steht auch kein Wort über Bauern drin­nen, denn die sind in der ÖVP schon abgeschrieben, die gibt es gar nicht mehr. Da liest man früher etwas über Urlaub am Bauernhof, die haben alle nur mehr den Urlaub im Kopf. Aber doppelseitige Einschaltungen, Kolleginnen und Kollegen – so kauft man sich Beiträge, und so informiert man die Wähler. Und wo bleibt die Demokratie?

Herr Kollege Pilz, du hast zwar immer an dich gedacht, aber ganz vergessen, dass es da noch vier, fünf Gruppierungen gibt, die dasselbe demokratische Recht in Anspruch nehmen würden, das Volk zu informieren. Auch wir würden gerne sagen, mit welchen


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