Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll199. Sitzung / Seite 328

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Wie verrückt die Welt ist, zeigt vielleicht der folgende Vergleich. Wenn der Liter Motoröl heute bis zu 40 € kostet – ein Liter Motoröl! –, damit man die Garantie für das Auto behält, und der Liter Speiseöl 2 bis 3 € kostet, dann wissen wir, wie die Welt aus den Fugen geraten ist.

Dieses Bild (auf die am Rednerpult stehende Tafel zeigend, auf der eine Orang-Utan-Mutter mit Baby vor einem gerodeten Waldstück zu sehen ist) zeigt natürlich den Regenwald und was die Regenwaldrodung für die Tierwelt, für die Menschen bedeutet. (Der Redner dreht die Tafel um; zu sehen ist ein überfülltes Schlauchboot im Meer.) – Da sind wir bei der Asyldiskussion. Das sind die Flüchtlingsboote, das sind die Wirt­schaftsflüchtlinge, die dort nicht leben können. Pro Stunde werden 1 000 Hektar Regenwald gerodet. Das ist nicht nur eine klimatische Katastrophe, sondern auch eine Katastrophe für die Wohnbevölkerung. Da jetzt in Indonesien die Fläche nicht mehr reicht, ist man bereits in Afrika angekommen. Die Kontinente werden zerstört.

Es ist eine sehr interessante Feststellung, wenn heute gesagt wurde: Es gibt 450 gly­pho­satfreie Gemeinden. Das gibt es einmal überhaupt nicht, das kann sich maximal auf die Anwendung in Österreich beziehen. Wir aber wissen, dass wir in jeder Gemeinde das Palmöl in den Lebensmitteln, in den Kosmetika, in den Reinigungs­mitteln und überall haben.

Ich denke auch an das Ausufern des Eingreifens der Politik, wenn man sagt, man diskutiert den Bräunungsgrad der Pommes frites und der Schnitzel, aber man unterhält sich nicht darüber, in welch gefährlichem Frittierfett das herausgebraten wird. Ich glaube, das bestätigt das vorhin Skizzierte ebenfalls.

Kollege oder Präsident Strasser, jetzt zu sagen, wir sind am richtigen Weg, „Schau drauf, wo‘s herkommt!“: Seit 2009 wird das Qualitätsgütesiegel-Gesetz vertagt. Wer hindert jemanden daran, ordentlich zu kennzeichnen? – Ich kenne keine Kollegin, keinen Kollegen, die/der sich dagegen wehrt zu wissen, dass sie/er in der Kenn­zeichnung erkennt, was drinnen ist, dass sie/er eine Garantie hat. Dazu brauchen wir nicht wieder neue Gütesiegel. Wir haben einen Etikettendschungel: 150 verschiedene Gütesiegel. Da braucht es nichts Neues. Wir müssen nur einmal das Gesetz umsetzen. Das Qualitätsgütesiegel-Gesetz würde das mit einem Schlag beenden.

Der letzte Punkt, den ich damit noch aufzeigen möchte: Das Palmöl steht im direkten Zusammenhang mit dem Aussterben des ländlichen Raumes. Davon ist nicht nur die Milchproduktion betroffen. Es ist immer der falsche Ansatz zu meinen, dass wir hier nur von der Milchfettproduktion reden. Nein, da ist die Schweinewirtschaft betroffen, da ist die Ackerwirtschaft betroffen. Wir müssen wissen, mit diesen Palm- und Kokosfetten kann man noch weitergehen, damit werden heimische Fette, die auch am Land, am Acker wachsen, Rapsöl, Sonnenblumenöl, substituiert. Das ganz Gefährliche daran ist, dass das Fett natürlich mit brutalster Chemie erzeugt wird.

Es gibt Statistiken, die klipp und klar zeigen, dass im selben Ausmaß, in welchem die Regenwaldabholzung steigt, auch die Glyphosatproduktion steigt. Das ist ein Megageschäft, wenn mit massivem Kunstdüngereinsatz 30 Jahre lang produziert wird. Danach sind die Böden tot. Man sieht das bei den Dokus. Das ist ja furchtbar, was da angestellt wird.

Ich möchte mich an dieser Stelle wirklich bei allen Fraktionen bedanken, dass nach diesem zähen Ringen und immer wieder Aufzeigen – von manchen schon sehr belächelt – die Botschaft angekommen ist, und hoffe, dass diese Thematik in der nächsten Legislaturperiode intensiv weiterbearbeitet wird. Denn die Gefahr ist: Wir sehen jetzt die ersten Inserate von Supermärkten wieder in den Zeitungen, die mit einem Produkt, das palmölfrei ist, werben, aber 800 Produkte mit Palmöl im Regal haben. 

 


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