Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll7. Sitzung, 31. Jänner 2018 / Seite 73

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Schüler und Schülerinnen sollen daher – und das ist eine Maßnahme, die vorgesehen ist – vor dem Eintritt in die Regelschule über genügend Deutschkenntnisse verfügen, um dem Unterricht sofort folgen zu können. Seiten- und Quereinsteiger, aber auch Kinder, die aus dem Kindergarten kommen, werden oft als außerordentliche Schüler eingestuft, weil ihre Deutschkenntnisse nicht ausreichen.

Das von meiner Vorgängerin implementierte Modell habe ich weiterentwickelt. Ein we­sentliches Kennzeichen davon ist die Schaffung von Deutschförderklassen für jene Kinder, die aufgrund ihrer fehlenden Kompetenz in der Unterrichtssprache dem Unter­richt nicht folgen können. Ob sie dem Unterricht folgen können oder nicht, soll mit ei­nem standardisierten Sprachtest festgestellt werden, der eine treffsichere Diagnose des Sprachniveaus gewährleistet.

Deutschförderklassen bekommen Lehrpläne, das ist eine Form der Intensivierung. Die Deutschförderklassen haben ein Stundenausmaß von 15 Stunden in der Grundstufe und 20 Stunden in der Sekundarstufe I. Die restlichen Stunden werden gemeinsam mit den anderen Kindern verbracht, in jenen Fächern, die vielleicht weniger sprachsensibel sind, wie Turnen, Zeichnen und Musik. Ich will, dass es auch eine gewisse Gemein­samkeit mit den Kindern in einer Regelschulklasse gibt. Das theoretisch Erarbeitete soll auch in der konkreten Kommunikation mit den Gleichaltrigen erprobt werden. (Bei­fall bei ÖVP und FPÖ.)

Die Deutschförderklassen sind semesterweise organisiert. Wenn die Kenntnisse ent­sprechend verbessert worden sind und Schüler und Schülerinnen dem normalen Un­terricht folgen können, dann sollen sie so schnell wie möglich – aber eben auch so kompetent wie nötig – dorthin wechseln.

Wenn wir Schüler und Schülerinnen aus diesen Deutschförderklassen in die Regelklas­sen überführen und übergeben, dann lassen wir sie nicht allein: Die Deutschförder­kurse sollen daran anschließen. Das bedeutet eine schrittweise Zurücknahme der För­dermaßnahme und eine schrittweise erweiterte Teilnahme am Regelunterricht.

Ich darf in diesem Zusammenhang auch gleich eine Ankündigung machen: Wenn es gelingt, ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr zu implementieren, insbesondere für jene, die besondere Deutschförderung benötigen, dann werden wir in diesem Be­reich viel gewinnen. Wir sehen heute bei Sprachstandsfeststellungen bei Drei- bis Sechsjährigen, dass insgesamt bei 30 Prozent ein Sprachförderbedarf besteht. Und auch dann, wenn die Kinder den Kindergarten absolviert haben, bleiben noch immer viele, die nicht über genügend Deutschkenntnisse verfügen, um dem Unterricht unmit­telbar folgen zu können. Sie werden dann als außerordentliche Schüler eingestuft.

Es ist mir ein Anliegen, dass alle Kinder, die im Rahmen eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres geschult und trainiert werden, die Volksschule, wenn es geht, ohne Startnachteile beginnen können. Insgesamt ist es mir auch ein Anliegen, dass der Kin­dergarten als eine erste Bildungseinrichtung, so wie die École maternelle in Frankreich, verstanden wird. Dazu ist sicherlich mehr notwendig als nur die Akademisierung der Ausbildung von Kindergartenpädagogen und -pädagoginnen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Wir haben in diesen ersten Wochen, in denen ich als Minister tätig sein durfte, auch noch weitere Maßnahmen gesetzt: Wir haben uns Rundschreiben und Erlässe angese­hen und haben geschaut, inwieweit sie notwendig sind. Wir haben auch den zwingen­den Eintritt in die neue Oberstufe etwas verschoben, um letztlich Zeit für eine Eva­luierung zu gewinnen. Wir bauen selbstverständlich auch das Ministerium, welches sich aus zwei Ministerien zusammensetzt, entsprechend um. Das alles ist wichtig, aber ich referiere hier zum Thema „Die Zukunft Österreichs sichern durch Bildung und Wis­senschaft“, und da möchte ich ein bisschen gehaltvoller bleiben.

 


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