Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll7. Sitzung, 31. Jänner 2018 / Seite 87

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Das zentrale Thema bei den Fragen, wer studiert, wie lange jemand studiert und mit welchem Erfolg er studiert, ist die Verbindung der Frage des Unterrichts an unseren Universitäten mit der sozialen Lage der Studierenden in diesem Land. Wir wissen, dass circa 60 Prozent der Studierenden darauf angewiesen sind, neben dem Studium zu arbeiten, Geld ins Verdienen zu bringen. Wer hier in Österreich nicht für eine deutlich bessere soziale Lage der Studierenden sorgt, der muss sich nicht weiter da­rum kümmern, ob die Lernerfolge an der Universität zeitgemäß und adäquat sind.

Ich weiß nicht, wie viele hier im Haus je versucht haben, an einer Universität in diesem Land Studierende zu unterrichten; ich habe das lange genug gemacht. Wenn man sieht, wie die Studierenden von einem Prüfungstermin zum nächsten hecheln müssen, um die Bolognamodule zu erfüllen, und gleichzeitig bemerkt, wie eine Vielzahl von Stu­dierenden tagtäglich, vom Callcenter angefangen bis hin zum Servieren in einzelnen Kneipen und Beisln, bemüht sein muss, zunächst einmal ihren Lebensunterhalt ange­messen zu sichern, dann wird man merken, dass man nur mit der Verbindung von so­zialer Frage und Unterricht überhaupt Aussicht darauf hat, etwas weiterzubringen. (Zwi­schenruf des Abg. Deimek.)

Das heißt, wir lassen gerne mit uns darüber diskutieren, bei Zugangsbeschränkungen angefangen bis hin zu – horribile dictu – Studiengebühren, wenn die Dotierung der Uni­versitäten und der Forschungszentren in Österreich entsprechend erfolgt und wenn zweitens, mindestens ebenso wichtig, für die soziale Lage der Studierenden in diesem Land ausreichend viel gemacht wurde. Da sehe ich weder bei der Vorgängerregierung noch bei der jetzigen Regierung die entsprechenden Anstrengungen. Wir werden das weiterhin fordern und kritisch begleiten. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der Liste Pilz.)

13.07


Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Taschner. – Bitte.

 


13.08.01

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ho­hes Haus! „Alle Sprache ist Bezeichnung der Gedanken, und umgekehrt die vorzüg­lichste Art der Gedankenbezeichnung ist die durch Sprache, dieses größte Mittel, sich selbst und andere zu verstehen.“ – Dieses Wort von Immanuel Kant aus seiner „An­thropologischen Didaktik“ sollte man sich in Erinnerung rufen, wenn man sich die erste, eigentlich sehr unaufgeregt präsentierte, aber sehr bedeutsame Maßnahme unseres Bildungsministers vor Augen führt, wenn man weiß, dass das den Zugang für unsere Kinder nicht nur zur Sprache, sondern auch in die Gesellschaft bedeutet. Es ist tat­sächlich so, dass zuerst die Sprache vorhanden sein muss, um dann die Integration in die Gesellschaft gelingen zu lassen. (Beifall bei der ÖVP.)

Darum ist es gut, dass jene Kinder, die noch nicht genug Deutsch können und nicht genug Deutsch verstehen, in intensiven und in effektiven Kursen innerhalb eines Se­mesters im Allgemeinen beziehungsweise, wenn es lang dauert, innerhalb eines Jah­res so weit gebracht werden, dass sie den Regelunterricht wirklich mitvollziehen kön­nen. Das ist eine dringend notwendige, das ist eine von pädagogischem Sachverstand getragene, das ist eine von Realitätssinn erfüllte Maßnahme, die hoffentlich sehr bald greifen wird, denn die Beispiele, die Karl Nehammer uns dargelegt hat, zeigen, es ist wirklich notwendig, dass dies bald geschieht. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Die Sprache ist das größte Mittel, sich selbst und andere zu verstehen. Die Sprache ist die entscheidende Bedingung dafür, ein gelingendes Miteinander der Kinder, eine er­giebige Verständigung zwischen den Kindern und ihren Lehrerinnen und Lehrern zu er­möglichen.

 


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