Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll7. Sitzung, 31. Jänner 2018 / Seite 95

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Aufgrund der Migration stehen wir nun aber vor ganz neuen Herausforderungen. Neue Kulturen, andere Mentalitäten und ein anderer Bezug zur Leistungsbereitschaft be­schäftigen uns vor allem in den ersten Schuljahren massiv und sind eine Herausforde­rung für eine erfolgreiche Integration. Wer zu uns kommt und hier bleiben will, muss unsere Kultur, unsere Gesetze, unsere Gepflogenheiten leben. Voraussetzung dafür sind die entsprechenden Sprachkenntnisse. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Da können wir gar nicht früh genug anfangen, denn Kinder, die nicht unsere Sprache sprechen, können auch nicht an unserem Leben teilhaben. Fehlende Deutschkenntnis­se dürfen nicht dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler dem Unterricht nicht folgen können und von Beginn an in Isolation geraten. Deutschkenntnisse sind Voraus­setzung für ein Miteinander und nicht verhandelbar.

Sehen wir uns die Fakten an: Für fast ein Viertel der Schülerinnen und Schüler im ös­terreichischen Schulsystem ist Deutsch nicht mehr die Umgangssprache, und das stellt uns vor große Herausforderungen. In diesem System, meine Damen und Herren, sind die Lehrerinnen und Lehrer die größten Helden. Sie stehen nämlich tagtäglich in den Schulklassen und müssen mit dieser Situation umgehen. Glauben Sie mir, es ist eine beträchtliche Herausforderung, einen Unterricht für jene Kinder zu gestalten, die Deutsch sprechen, und gleichzeitig jenen Kindern Deutsch beizubringen, die dem Un­terricht in unserer Sprache nicht ausreichend folgen können. Die Lehrerinnen und Leh­rer, die jeden Tag mit dieser Herausforderung konfrontiert sind, müssen wir in ihrer Ar­beit stärker unterstützen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Das Beherrschen der Unterrichtssprache ist der Grundstein und die Voraussetzung für eine erfolgreiche Schullaufbahn von Anfang an. Bei mir daheim lebt seit sechs Mona­ten ein 17-jähriger Austauschschüler aus Oregon, USA. Er ist sehr motiviert und kann den Alltag sprachlich bereits gut bewältigen. Er stößt aber an seine Grenzen, wenn es um Textverständnis geht, wenn es ums Schreiben geht, und zwar ganz einfach des­halb, weil ihm das Grundgerüst der deutschen Sprache fehlt. Nach drei Monaten hat er mich gebeten, ihm einen Deutschförderlehrer zu organisieren, damit er dieses Grund­gerüst, die Grammatik, von Grund auf richtig lernt.

Im Sinne einer erfolgreichen Integration, im Sinne eines friedlichen Miteinanders be­grüße ich den Fokus der neuen Bundesregierung auf die Vermittlung der Kernkompe­tenzen Lesen, Schreiben und Rechnen.

Parallel dazu gilt es, Talente und Interessen von Schülerinnen und Schülern zu fördern und mögliche Defizite auszugleichen. Das geht aber nur, wenn die Kinder der deut­schen Sprache mächtig sind. Mit der Einführung von Deutschförderklassen hat Herr Bildungsminister Faßmann einen wichtigen Schritt gesetzt, denn das Beherrschen der Unterrichtssprache ist der Grundstein und die Voraussetzung für eine erfolgreiche Schullaufbahn bis hin zu einer soliden Berufsausbildung.

Deutschförderklassen stehen daher für Einbindung, nicht für Ausgrenzung. Ausge­grenzt werden jene Kinder, die nicht genug Deutsch können und sich aufgrund ihrer Kommunikationsprobleme nach und nach zurückziehen, nicht nur im Unterricht, son­dern auch im sozialen Leben. Die Deutschförderklassen bewirken genau das Gegen­teil: Nur wer die deutsche Sprache versteht und spricht, kann sich artikulieren, kann am täglichen Leben teilhaben, kann dem Unterricht folgen, kann eine Berufsausbildung machen und gut integriert sein. Das heißt, für eine erfolgreiche Integration von Kindern und Jugendlichen ist das konsequente Erlernen der deutschen Sprache unverzichtbar. Herr Bundesminister Faßmann, ich danke daher für Ihre, für deine besonnene Sach­politik. – Danke vielmals. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

13.35

 


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