Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll17. Sitzung, 22. März 2018 / Seite 109

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Es geht darum, dass wir die Kolleginnen und Kollegen dann bei der Hand nehmen und fragen: Was brauchst du, damit du diese Veränderung bewältigen kannst?

All diese Zahlen, die vorgelegt worden sind, zeigen es doch ganz deutlich: Es gibt kein Wirtesterben! Es gibt aber ein verändertes Konsumverhalten. Es ist doch nicht so, dass die Leute nicht mehr ins Wirtshaus gehen, weil sie nicht mehr rauchen dürfen, denn das Wirtshaus hat ja auch noch eine ganz andere Funktion. Der Mensch ist ein so­ziales Wesen! Wir wollen uns austauschen, wir wollen in Gemeinschaft sein. Ich glaube nicht, dass die Zigarette das ausschlaggebende Argument dafür ist, dass ich ins Wirtshaus gehe und mich dort mit jemandem treffe. Es wäre Ihre Aufgabe, auch darauf hinzuweisen, die Leute an die Hand zu nehmen und ihnen ihre Ängste zu nehmen.

Was aber macht ihr? (Zwischenruf des Abg. Neubauer.) Was ist denn eure Antwort auf das Ganze? – Ihr sagt: Jawohl, ihr habt recht, ihr werdet sterben, wenn man bei euch im Lokal nicht mehr rauchen darf! Wir werden das Verbot ab 1. Mai verhindern! (Abg. Gudenus: ... generelles Rauchverbot!) – Und im nächsten Satz sagt ihr dazu: Es wird aber ohnehin eine Volksbefragung, eine Volksabstimmung kommen, und dann ist es ohnehin vorbei mit euch.

Was ist das für eine Lösung? – Das heißt, ihr sagt: Drei Jahre lebt ihr noch, und dann müsst ihr ohnehin zusperren. – Das ist keine Antwort auf die echten Sorgen der Leute da draußen! (Beifall bei der SPÖ.)

Das wirklich Traurige dabei ist, dass dieses ganze Theater, das wir hier aufführen, nur der Tatsache geschuldet ist, dass unser Vizekanzler sein Suchtverhalten nicht im Griff hat und deshalb die gesamte Republik zum Passivrauchen verpflichtet! Die Folgen tragen Sie beide gemeinsam. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

14.48


Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Schwarz. – Bitte. (Abg. Neubauer: ... die Luftwerte beim BMW! – Zwischenruf des Abg. Zanger.)


14.48.26

Abgeordnete Gabriela Schwarz (ÖVP): Werte Präsidentin! Werte Frau Minister! Hohes Haus! Sehr verehrte Damen und Herren! Ich stamme aus einer Nichtraucher­familie; weder meine Eltern noch meine Schwester, noch meine Cousins, Cousinen, Tanten, Onkel waren mir rauchendes Vorbild. Ich habe auch nicht in einem Lokal zu rauchen begonnen, sondern mit 16 Jahren am Schulhof. Aber damals war mir nicht klar, dass ich mich von drei oder vier Zigaretten am Tag 25 Jahre später zur Ketten­raucherin mit 40 bis 60 Zigaretten entwickeln sollte. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich habe dann überall geraucht, nicht nur im Büro, sondern auch in Lokalen, vorwie­gend auch daheim und bei Freunden. Rückblickend war ich eine ziemliche Zumutung für meine Umwelt, weil ich keine halbe Stunde ohne Zigarette ausgehalten habe – immer in dem Wissen, dass Rauchen und Passivrauchen selbstverständlich gesund­heits­gefährdend sind. Das, was ich hatte, war Nikotinsucht. Ich habe mich gesund ernährt, ich habe mich bewegt und habe trotzdem immer genügend Argumente gefun­den, warum ich trotzdem rauche.

Ich habe meine letzte Zigarette am 5. Mai 2003 geraucht. Ich habe mich entwöhnt, und zwar ohne Hilfsmittel. Der körperliche Entzug ist relativ rasch gegangen, der mentale Entzug hat Jahre gedauert. Ich habe immer wieder vom Rauchen geträumt und davon, dass man mich erwischt, immer mit schlechtem Gewissen. Als vor zehn Jahren mein Vater verstorben ist, der immer stolz darauf war, dass ich aufgehört hatte und dass ich nicht wieder beginne, wusste ich ganz sicher, ich bin endgültig Nichtraucherin.

 


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