10.05

Abgeordnete Maria Großbauer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause und auf der Galerie! Ich freue mich wirklich sehr, dass ich meine heutige Rede so posi­tiv starten kann, denn unser Entschließungsantrag zur verstärkten musischen Bildung wurde im Kulturausschuss von allen Fraktionen einstimmig angenommen. Ich freue mich wirklich sehr darüber. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Wir sind uns also einig, dass Musik im Musikland Österreich einen besonderen Stel­lenwert hat – und in manchen Bereichen wieder mehr Stellenwert bekommen soll, zum Beispiel in Volksschulen, wo immer weniger, mancherorts gar nicht mehr gesungen oder aktiv musiziert wird. Digitale Medien sind sicher eine wichtige Ergänzung in die­sem Bereich, können aber natürlich nicht der einzige Inhalt in einem Musikunterricht oder Kunstunterricht sein.

Wir sind uns also einig, dass gerade das Singen bei Kindern in jungen Jahren sehr viel bewirken kann. Es stärkt das Gemeinschaftsgefühl, das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein, und ermöglicht das Erlebnis, Teil eines Gesamterfolges zu sein – übrigens viel mehr als im Sport, der mehr den Wettbewerb in den Vordergrund stellt. Das Singen stärkt aber gleichzeitig auch die Persönlichkeit jedes einzelnen Kindes. Das Singen funktioniert, ohne dass man Sprache beherrscht oder versteht, und man braucht ei­gentlich gar nicht so viel dazu, denn die Stimme haben wir alle mitbekommen. Was wir natürlich schon dazu brauchen, sind Pädagoginnen und Pädagogen, die auch musisch gut ausgebildet sind, die Freude und Begeisterung weitergeben können. Ich glaube, nicht jeder muss eine Kadenz aufschreiben können, aber Singen kann sehr vielen Spaß machen.

Wir sind uns also einig, dass musische Fähigkeiten, egal ob im Singen oder am Ins­trument, auch andere Schlüssel- und Querschnittskompetenzen unterstützen: Lern­kompetenz, soziale Kompetenz, Kulturbewusstsein, Ausdrucksfähigkeit, Kritikfähigkeit, Zuhören, kritisches Denken, Kreativität, wie auch von meiner Kollegin genannt, Pro­blemlösung und Initiative.

Wir sind uns also einig, dass die Schnittstellen und die Kooperationen von Kinder­gärten, Schulen, Pädagogischen Hochschulen, Kunstuniversitäten, Musikschulen, Ver­einen wie Blasmusikverband, Chorverband und allen anderen kulturellen Vereinigun­gen, Institutionen und Initiativen weiter gestärkt werden sollen. Nur zusammen und ab­gestimmt ermöglichen sie ein starkes Angebot für unsere Kinder und Jugendlichen.

Wir sind uns also einig, dass musische Bildung, also analoge Fähigkeiten und Künste, in einer digitalisierten Welt noch wichtiger wird. Ich sage immer, Kunst ist wie Küssen, das muss man spüren und erleben.

Wir sind uns also einig, dass musische Bildung nicht nur neue Künstlerinnen und Künstler hervorbringt, sondern auch ein interessiertes Publikum. Was wäre Kunst ohne Publikum, ohne Reaktion? Vor allem aber bringt musische Bildung Menschen mit Em­pathie hervor – eine wichtige Eigenschaft für unsere Gesellschaft.

Ich möchte Ihnen ein kurzes Beispiel einer Initiative bringen, ein sehr, sehr schönes Projekt, vielleicht kennen Sie es: Superar. Superar ist eine 2009 gegründete Initiative von Konzerthaus, Wiener Sängerknaben und Caritas, die Kindern und Jugendlichen zwischen drei und 30 Jahren Chor- und Orchesterunterricht anbietet, ein ganz groß­artiges Projekt. Vorbild dafür war das Projekt El Sistema des Dirigenten Gustavo Dudamel, der in Südamerika aus Straßenkindern Orchestermusikerinnen und -musiker gemacht hat.

Superar gibt es in Österreich derzeit in Wien, Graz, Salzburg und Vorarlberg und es leistet Unglaubliches, vor allem auch für Kinder aus Familien, die von Armut betroffen sind, die sich Musikunterricht sonst nicht leisten könnten, für Kinder aus bildungsarmen Haushalten. Wer das einmal erlebt hat, was für Freude diese jungen Menschen haben und was für eine positive Energie dabei herauskommt, ist wirklich zu Tränen gerührt. (Beifall bei der ÖVP.)

Einige dieser Kinder sind sogar bei den Wiener Sängerknaben aufgenommen worden, haben es ins Musikgymnasium geschafft, ein Bub war sogar einer der drei Knaben in Mozarts „Zauberflöte“ in der Wiener Staatsoper. Das ist kein Drehbuch, sondern das echte Leben.

Wir sind uns also einig, dass es nicht nur viele solche Initiativen braucht, sondern dass auch der Bund eine große Verantwortung und eine Chance in diesem Bereich hat. Mu­sik verbindet, und diese positive Kraft wollen wir einfach in unserer Gesellschaft haben. Deswegen darf ich abschließend noch einen Abänderungsantrag zu unserer Entschlie­ßung aus dem Kulturausschuss einbringen:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Maria Großbauer, Dr. Walter Rosenkranz, Mag. Thomas Drozda, Claudia Gamon, MSc (WU), Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen

zum Bericht des Kulturausschusses (119 d.B.) betreffend den Entschließungsan­trag 221/A(E) der Abgeordneten Maria Großbauer, Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Impulse im Bereich der musischen Bildung und des Musikun­terrichts (TOP 2)

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die dem Ausschussbericht (119 d.B.) beigedruckte Entschließung wird wie folgt ge­samt geändert:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für EU, Kunst, Kultur und Me­dien sowie der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird ersucht, gemeinsam mit den Bundesländern Möglichkeiten für Impulse in der musischen Aus­bildung bzw. des Musikunterrichts auszuloten und im 1. Halbjahr 2019 dem Parlament einen Bericht darüber zu übermitteln.“

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Ich hoffe sehr, dass wir auch im Plenum einstimmig bleiben können, und ich bitte Sie alle um Ihre Unterstützung. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

10.11

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Seien wir froh, dass wir uns in einem künstlerisch ausgestalteten Hohen Haus aufhalten dürfen, in dem wir die Kunst besonders spüren!

Der Antrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Gamon. – Bitte.