16.17

Abgeordnete MMMag. Gertraud Salzmann (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister Faßmann! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie und vor den Medien daheim! Es freut mich, dass ich bereits am ersten Tag, am Tag der Angelobung, zu Ihnen sprechen darf. Es ist für mich eine Ehre, als Abgeordnete tätig sein zu dürfen.

Als Juristin und Pädagogin bin ich seit vielen Jahren im Bildungsbereich tätig und bringe eine lange Unterrichtserfahrung in verschiedenen Schularten mit ein, einerseits in der APS, aber auch in der BHS, der berufsbildenden Schule, und seit mehr als 20 Jahren an einer Langform des Gymnasiums in Zell am See. Ich komme aus dem schönen Pinzgau.

Die zentralen Themen der Bildung sind mir somit als Lehrerin, als Mutter von zwei erwachsenen Kindern, als Klassenvorständin und nicht zuletzt auch als Schulrechtlerin sehr bekannt. Die schriftliche Reifeprüfung mit der zentralen Aufgabenstellung vor allem in Mathematik, Englisch und Deutsch ist ein Thema, das Schüler, Eltern und Lehrer sehr beschäftigt und auch sehr bewegt – und das nicht nur jetzt in der Hoch­phase der Reifeprüfung, in der wir derzeit sind. An vielen Schulen werden derzeit die mündlichen Reifeprüfungen abgelegt, auch mein Sohn ist nächste Woche dran. Wir wissen das alle, und wir kennen das nur zu gut.

Die Reifeprüfung ist deshalb auch so heiß umstritten, weil sie die letzte abschließende Prüfung ist, die eben wirklich die Eintrittskarte in den tertiären Bildungsbereich, zu den Fachhochschulen und Universitäten, mit sich bringt.

Nach nunmehr drei Durchgängen der zentralen schriftlichen Reifeprüfung ist es an der Zeit und berechtigt – und Sie, Herr Minister, haben das bereits angekündigt –, hiezu wirklich einen Nachdenkprozess einzuleiten, nachzudenken über dieses Modell, das jetzt drei Jahre gelaufen ist, und es wirklich gut zu prüfen, gut zu analysieren. Wir müssen uns die Stärken und die Schwächen dieses Modells vor Augen führen, wir müssen sehr verantwortungsvoll und, wie ich meine, durchaus auch ergebnisoffen in diesen Nachdenkprozess hineingehen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Eines möchte ich hier schon noch anfügen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen: Da einen Schnellschuss zu machen, wäre nicht zielführend und es wäre nicht sehr seriös. In diese Evaluation, Herr Bundesminister, sind tunlichst alle Schulpartner mit einzu­binden. Das Ergebnis sollte eine Verbesserung für die Schülerinnen und Schüler brin­gen. Wir müssen aber aufpassen, dass wir die Schülerinnen und Schüler der nächsten ein, zwei Jahrgänge nicht verunsichern, denn Veränderungen brauchen natürlich auch Vorbereitungszeit.

In diesem Prozess werden wir uns auch die Frage stellen müssen, welche immanenten Ziele die Reifeprüfung verfolgt. Einer Abwertung der Reifeprüfung dürfen wir nicht zu­schauen. Dabei gilt es, einen sehr intensiven Dialog mit den Fachhochschulen und Universitäten zu führen, um klar herauszuarbeiten, welche Anforderungen unsere Schü­lerinnen und Schüler für diverse Studien erfüllen müssen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Österreich hat ein sehr gutes differenziertes Schulsystem. Jeder junge Mensch kann seinen Bildungsweg seinen Talenten und Fähigkeiten entsprechend wählen. Dieses Modell, meine Damen und Herren, ist fast einzigartig und wird mittlerweile in etlichen anderen Ländern kopiert. Ich meine, dass wir die verschiedenen Schultypen durchaus in die Evaluierung miteinbeziehen und schauen müssen, wie wir ihnen auch in der schriftlichen Reifeprüfung gerecht werden können. Das wird eine wichtige Frage sein. Eine Vergleichbarkeit ist auch unter diesem Gesichtspunkt sicherlich zu überdenken.

Ich möchte wirklich meiner Freude darüber Ausdruck verleihen, Herr Minister, dass Sie diesen Nachdenkprozess starten. Sie haben gesagt, es ist sinnvoll, nachzuschärfen, wo das Ergebnis dies anzeigt, und ich kann Ihnen versichern, wir Praktikerinnen und Praktiker sowie die Schulpartner werden diesen Dialog sehr, sehr gerne mit Ihnen führen und ihn auch positiv begleiten. (Beifall bei der ÖVP.)

Somit darf ich im Sinne meines Vorredners Rudi Taschner und auch Ihres Statements, Herr Bundesminister, für meine Partei, die ÖVP, einen Entschließungsantrag einbrin­gen.

Ich darf den Antrag verlesen, werte Kolleginnen und Kollegen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Dr. Rudolf Taschner, Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend „Weiterentwicklung der zentral vorgegebenen Prüfungsaufgaben der Standardisierten Reife- und Diplomprüfung“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird ersucht, die Durch­führung der Standardisierten Reife- und Diplomprüfung einer Analyse zu unterziehen und gezielte Maßnahmen zu entwickeln, um die einer Matura innewohnenden Ziele, unter Berücksichtigung der Besonderheiten der Schularten, und der Praxistauglichkeit der zentral vorgegebenen Prüfungsaufgaben sicherzustellen. Besonderes Augenmerk soll dabei auf Mathematik bzw. Angewandte Mathematik gelegt werden sowie auf die Beurteilungskriterien, die von den Prüferinnen und Prüfern anzuwenden sind.“

*****

Ich bedanke mich. (Beifall bei der ÖVP.)

16.24

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Dr. Rudolf Taschner, Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kolle­gen

betreffend Weiterentwicklung der zentral vorgegebenen Prüfungsaufgaben der Stan­dardisierten Reife- und Diplomprüfung

eingebracht im Zuge der Debatte zum Dringlichen Antrag gem. § 74a Abs. 1 iVm § 93 Abs. 2 GOG-NR der Abgeordneten Matthias Strolz, Kolleginnen und Kollegen betref­fend dringende Reform der Zentralmatura: abgeschlankt, einheitlich, extern ausge­wer­tet und als Sprungbrett für planvolle Schulentwicklung

Mit der Standardisierten Reife- und Diplomprüfung wird dem Verlangen nach einem objektiv nachvollziehbaren Prüfungsmodus Rechnung getragen. Rückmeldungen der Praktikerinnen und Praktiker aus dem Schulsystem zeigen jedoch, dass die konkrete Ausgestaltung der Prüfungsaufgaben, insbesondere im Bereich der Mathematik bzw. Angewandten Mathematik, sowohl den Ansprüchen der Fachleute wie auch den Schü­lerinnen und Schülern vermittelten Kenntnissen und Fertigkeiten nicht genügend ent­spricht. Auch das Beurteilungsschema (Punkteschlüssel) wurde wiederholt kritisch hin­terfragt.

Eine Analyse der Standardisierten Reife- und Diplomprüfung mit Blick insbesondere auf die Rückmeldungen aus der Praxis kann deshalb wertvolle Hinweise liefern, u.a. wie die Aufgabenerstellung nachhaltig verbessert werden kann. Um den Beson­der­heiten des differenzierten österreichischen Schulwesens, insbesondere im Bereich der international anerkannten Berufsbildung, Rechnung zu tragen, müssen dabei auch schul­spezifische Fragen erörtert werden.

Die Einbeziehung der Schulpartner und externer, bisher nicht mit der SRDP befassten Fachleute ist wichtig, um zu einer soliden Gesamteinschätzung gelangen zu können.

Im Regierungsprogramm 2017-2022 wurde ein Bekenntnis zur standardisierten Reife- und Diplomprüfung und zur Notwendigkeit der Überprüfung und Weiterentwicklung ab­gelegt. Modalitäten und Bedingungen sollen unter besonderer Bedachtnahme auf fol­gende Aspekte verbessert werden: Durchführungsbestimmungen, Beurteilung, Zulas­sungs­voraussetzungen (Vorwissenschaftliche Arbeit – VWA / Diplomarbeit) und Be­rücksichtigung des differenzierten Schulsystems und seiner Schwerpunkte.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird ersucht, die Durch­führung der Standardisierten Reife- und Diplomprüfung einer Analyse zu unterziehen und gezielte Maßnahmen zu entwickeln, um die einer Matura innewohnenden Ziele, unter Berücksichtigung der Besonderheiten der Schularten, und der Praxistauglichkeit der zentral vorgegebenen Prüfungsaufgaben sicherzustellen. Besonderes Augenmerk soll dabei auf Mathematik bzw. Angewandte Mathematik gelegt werden sowie auf die Beurteilungskriterien, die von den Prüferinnen und Prüfern anzuwenden sind.“

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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Antrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht damit mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Christian Kovacevic. – Bitte.