Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll33. Sitzung, 29. Juni 2018 / Seite 22

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nen. Je länger der Durchrechnungszeitraum ist, umso wahrscheinlicher wird es, dass die tägliche Arbeitszeit, die über acht Stunden hinausgeht, nicht als Überstunde be­zahlt werden muss.

o            Somit ist künftig eine zuschlagsfreie 60-Stunden-Woche möglich.

o            In Hinkunft wird auch die Anzahl der betroffenen AN deutlich steigen, weil Gleit­zeit mit den einzelnen AN persönlich und nicht mehr über BV vereinbart werden kann.

o            Alle Menschen mit All-Inklusive-Verträgen, das sind laut Statistik Austria rund 15 % aller ArbeitnehmerInnen, müssen fürs selbe Geld mehr arbeiten. Bisher 50 Wo­chenstunden, künftig 60 Wochenstunden.

•             Freizeitraub: Keine Zeit mehr für die Familie

o            Die Arbeitszeit wird nicht flexibel, nur länger. Im Vorschlag steht kein Wort zu Freizeit, Wahlmöglichkeit oder langen Wochenenden.

o            Bisher musste der Chef begründen, warum 12 Stunden notwendig sind, jetzt muss der/die Arbeitnehmer/in die angeordneten Überstunden ablehnen!

o            Auch Arbeit am Wochenende kann leichter angeordnet werden. Künftig müssen sich die ArbeitnehmerInnen rechtfertigen, wenn sie am Wochenende nicht arbeiten wollen und die privaten Interessen werden mit den betrieblichen abgewogen.

o            Dazu kommt, dass der/die Arbeitnehmer/in, die nicht in echter Gleitzeit arbeitet, nicht über ihre/seine Arbeitszeit entscheiden kann, vielmehr geht der Unternehmer nach dem betrieblichen Bedarf vor. Da wird die Aussage der Regierung, dass die Men­schen Arbeit und Familie besser abstimmen können, zur Farce.

o            Die von Schwarz/Blau behauptete Freiwilligkeit der Mehrarbeit ist in der realen Arbeitswelt nur schwer umsetzbar. Dafür fehlen nämlich die entsprechenden Regelun­gen im Gesetz. So findet sich kein einziger Rechtsanspruch auf Zeiteinteilung oder Zeitausgleichverbrauch!

•             Gesundheitsraub: Lang arbeiten macht krank und führt zu Unfällen.

o            Ab der 10. Arbeitsstunde geschehen die meisten Arbeitsunfälle.

o            Nach 12 Stunden Arbeit wird auch der Heimweg zur Gefahr. Rund eine Million Pendler, die mit dem Auto zur Arbeit fahren, sind länger als eine Stunde täglich un­terwegs. Für sie gilt also nicht der 12-Stunden-Tag, sondern mindestens 13 Stunden Belastung täglich.

o            Je länger die Wochenarbeitszeit, desto mehr Herz-Kreislauf-Beschwerden.

o            Burn-out-Risiko steigt, wenn man regelmäßig länger als 40 Stunden arbeitet.

o            Über 55 Wochenstunden: Schlaganfallrisiko steigt um 33 Prozent.

o            Über 55 Wochenstunden: Herzinfarktrisiko steigt um 13 Prozent.

Was bedeutet diese Regelung ganz konkret:

Herr Kloiber ist Zimmerer. Er schrieb allen Fraktionen des Hohen Hauses folgendes:

„Wissen Sie eigentlich welchen Belastungen dieser Arbeitnehmer in seiner Arbeit aus­gesetzt ist (Temperaturen um die 30 °C, Arbeitshöhe, schwere körperliche Arbeit, …)?

4:30     Aufstehen (Toilette, Frühstück)

5:00 – 6:00      Fahrt zur Arbeitsstelle

6:00 – 18:45    Arbeitszeit (1/4 Stunde Jausenzeit, 1/2 Stunde Pause)

18:45 – 19:45  Fahrt nach Hause

 


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