Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll33. Sitzung, 29. Juni 2018 / Seite 41

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ist sichtlich völlig am Herrn Bundesminister abgeprallt. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Bißmann.)

Es ist wirklich faszinierend und ein Ausdruck von seltener Inkompetenz (Zwischenruf bei der FPÖ) – Sie erlauben mir diese Zuspitzung –, wenn man sich die Beispiele an­hört, die Sie da gerade angeführt haben. Sie erwähnen eine leitende Angestellte, die ja sowieso vom Arbeitszeitgesetz ausgenommen ist. (Beifall bei der SPÖ sowie der Ab­geordneten Hoyos-Trauttmansdorff, Loacker und Krisper. – Abg. Heinisch-Hosek: Genau!)

Sie erwähnen Ärzte und deren Arbeitszeiten, die in diesem Hohen Haus vor gar nicht allzu langer Zeit auf 48 Stunden reduziert worden sind; Ärzte haben seit Jahrzehnten ein eigenes Arbeitszeitgesetz. Und Sie erwähnen die Triebfahrzeugführer der ÖBB – und seien Sie mir nicht böse, jetzt wird es richtig skurril und Sie machen mir eine be­sondere Freude, wenn Sie dieses Beispiel erwähnen (Zwischenruf bei der SPÖ) –: Die haben eine 38,5-Stunden-Woche. Die wissen monatelang im Voraus, wann sie ihren Dienst haben. Die kriegen alle Zuschläge, für die Nächte, für die Feiertage, reibungslos bezahlt. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Die haben keine 60-Stunden-Wochen, und bei jeder einzelnen Schicht ist der Betriebsrat dabei (Ruf bei der FPÖ: Das glauben Sie! – Abg. Deimek: Genau!) und schaut dem Management über die Schulter, um zu sehen, was da wirklich passiert. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Deimek: ... seit Sie im Amt waren! – Zwischenruf des Abg. Knes.)

Und seien Sie mir nicht böse: Wenn Sie glauben, dass Ihr Arbeitszeitgesetzvorschlag und der Plan A etwas miteinander zu tun haben, dann glauben Sie auch, dass Karli von Caorle kommt. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Wir leben in einer Zeit der Veränderung, das ist ein Faktum und da gebe ich Ihnen recht, und ich bin auch der Meinung, dass wir über die Arbeitswelt und über die Ar­beitszeit ernsthaft diskutieren müssen. Wir können aber nicht Problemlösungen aus dem 19. Jahrhundert nehmen, um damit die Fragen des 21. Jahrhunderts zu beant­worten. Was Sie hier vorgeschlagen haben, ist ein Modell, das einer Seite alle Vorteile und der anderen Seite alle Nachteile bringt. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Sie verlangen, dass Menschen in unserem Land verfügbar werden, dass sie jederzeit für einen 12-Stunden-Tag und für eine 60-Stunden-Woche zur Verfügung stehen. (Abg. Klinger: Das stimmt ja nicht!) Das ist ein Konzept, mit dem wir uns halt nicht anfreun­den können. (Beifall bei der SPÖ. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Klinger.)

Sie haben in einer Zeit, in der, wie wir wissen, die Technologieentwicklung, die Digitali­sierung, die Roboterisierung Arbeit effizienter und produktiver machen, einen Vor­schlag gemacht, der auf Arbeitszeitverlängerung und nicht auf Arbeitszeitverkürzung hinausläuft. In einer Zeit, in der, wie wir wissen, die Jungen schwer in den Arbeitsmarkt hineinfinden, schwer reguläre Arbeitsverhältnisse bekommen, immer mehr in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten (Abg. Rosenkranz: Wegen Ihrer Bildungspoli­tik!), in der, wie wir wissen, die Quoten der Burn-out-Gefährdeten permanent steigen, kommen Sie her und sagen: Jetzt erhöhen wir den Druck auf die Leute in den Betrie­ben noch einmal! (Beifall bei der SPÖ.)

Wissen Sie, was mir dabei überhaupt nicht gefällt? – Ich bin nicht der Meinung, dass wir die Menschen und ihre Bedürfnisse den Profiten unterzuordnen haben, und ich bin nicht der Meinung, dass der Wert eines Menschen von seinem Kontostand abhängt (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Zadić – Abg. Hafenecker: ...stiftung! – Abg. Hai­der: Da gehen Sie ja mit gutem Beispiel voran!), dass alles, was uns im zwischen­menschlichen Zusammenleben wichtig ist, ein Preisschild bekommen soll.

Wissen Sie, was das Schlimmste ist? – Wir mögen unterschiedliche Menschenbilder haben, wir mögen unterschiedliche Zukunftsbilder haben, aber wenn wir nüchtern ana-


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