Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll33. Sitzung, 29. Juni 2018 / Seite 56

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16.42.56

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Lieber Kollege Gudenus, Sie haben gesagt, es gibt keinen 12-Stun­den-Tag; all das, was die Gewerkschaften und Kammern sagen, ist eine Lügenpropa­ganda, entspricht der Unwahrheit. (Abg. Gudenus: Na, ganz sicher nicht! Das haben Sie gesagt!) – Sie haben das nicht? – Ich verstehe dann nicht, wieso in diesem Initiativ­antrag (ein Schriftstück in die Höhe haltend) Folgendes steht:

„In § 4b Abs. 4 wird die Zahl ‚zehn‘ durch die Wortfolge ‚fünfmal pro Woche bis zu zwölf’ und die Wortfolge ‚nicht überschreiten‘ durch ‚betragen‘ ersetzt.“ – Das heißt, ich habe da den 12-Stunden-Tag. Und weiter: „In § 7 Abs. 5 letzter Satz sowie § 8 Abs. 1 und 2 wird jeweils das Wort ‚zehn‘ durch das Wort ‚zwölf‘ ersetzt.“

Wenn es also keinen 12-Stunden-Tag gibt, wie Sie es sagen, dann ziehen Sie diesen Antrag zurück! (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ. Rufe bei der FPÖ: Freiwillig!) Wir können ihn hier zerreißen. (Der Redner hält einen Ausdruck des Initiativantrages in die Höhe und zerreißt ihn.) Es gibt ihn nicht. – Oder Sie haben hier am Rednerpult die Unwahrheit gesagt, Kollege Gudenus! (Ruf: Realitätsverweigerung! – Zwischenruf des Abg. Gudenus. Rufe bei der FPÖ: Freiwillig! – Zwischenruf des Abg. Wöginger.) – Kollege Wöginger August, wenn du dir schon von unserem Christian Kern die Arbeits­zeit nicht erklären lässt, wie du es hier gesagt hast, dann erkläre ich sie dir als Arbeiter. (Abg. Höbart: Statt 1,2 ...1,2 Promille offensichtlich!)

Ich erkläre dir, was gesundheitsschädlich ist und was nicht. Ich habe sehr lange als Arbeiter im Schichtbetrieb auch Schwerarbeit geleistet und jeden Schichtrhythmus durchgenommen, meine Damen und Herren, egal ob es eine Dreierschicht, eine Vie­rerschicht oder ein Zwölferradl war. (Abg. Höbart: Er versteht es noch immer nicht!) Ich habe alles durchprobiert beziehungsweise durchprobieren müssen, weil es diese Schichtvarianten gegeben hat. Ich weiß, welche Schichtvariante wirklich körperlich am schwersten war: Es war das Zwölferradl und nichts anderes! Wir haben aber bei uns durch Betriebsvereinbarungen und gute Belegschaftsvertreter Vereinbarungen getrof­fen, sodass wir lange Freizeitblöcke haben.

Man hat am 30. Juni, wenn ich vom heutigen Datum ausgehe, gewusst, wie man am 30. Juni des nächsten Jahres arbeiten wird. Das wird jetzt mit diesem Initiativantrag nicht passieren, weil jetzt der Chef zu mir kommen und sagen kann: Pass auf, du bleibst mir da, ich brauch dich 12 Stunden, denn wir arbeiten just in time, und der Auf­trag muss heute noch hinausgehen!

Ich bringe dir ein Beispiel, lieber August. Da gibt es den Josef aus Nebelberg. Der muss um 3.30 Uhr in der Früh aufstehen, denn um 4 Uhr muss er wegfahren, weil da Abfahrt in die Arbeit ist, weil da der sogenannte Schichtbus weggeht. – Du weißt, dass wir das so nennen. Es gibt einen Pendlersprecher hier im Saal, der das auch bestä­tigen wird. – Da geht der Schichtbus weg, und um 5.30 Uhr kommt er in der Arbeit an. Eine halbe Stunde hat er Zeit, er muss sich umziehen und dann zum Arbeitsplatz be­geben; um 6 Uhr ist Arbeitsbeginn. Um 9.30 Uhr hat er 15 Minuten Pause, natürlich un­bezahlt, denn bezahlte Pausen gibt es ja nicht. Um 12.30 Uhr hat er dann 30 Minuten Mittagspause, selbstverständlich unbezahlt, denn eine bezahlte Mittagspause gibt es ja nicht. Und um 16 Uhr hat er dann wieder 15 Minuten Pause, wenn er 12 Stunden ar­beitet, selbstverständlich unbezahlt, denn bezahlte Pausen gibt es ja nicht.

Um 19 Uhr ist dann Arbeitsende, denn diese eine Stunde Pause, die er hat, muss er natürlich einarbeiten, die kriegt er vom Unternehmen nicht geschenkt. Um 19 Uhr ist Arbeitsende, dann muss er noch duschen gehen, weil er bei der Arbeit schmutzig wird, weil er Schwerarbeit leistet. Um 19.30 Uhr kann er endlich nach Hause fahren und trifft um 21 Uhr zu Hause ein. Er kann gerade noch Abend essen, sich niederlegen, dann


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