aufgaben für Kinder oder pflegebedürftige Erwachsene wahrzunehmen. Bei den 15- bis 64-jährigen Männern geben nur fünf Prozent die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Erwachsenen als Beweggrund an. Viel mehr Gewicht haben Bildungsambitionen: 28,8 Prozent der Männer üben einen Teilzeitjob aus, weil sie eine schulische oder berufliche Aus- oder Fortbildung ab-solvieren. Nicht einmal ein Fünftel der Männer (18,2 Prozent) und Frauen (17,6 Prozent) wollen keine Vollzeitbeschäftigung (vgl. WIFO 2017).
"Die Verfügbarkeit,
Zugänglichkeit und Bezahlbarkeit hochwertiger Betreuungseinrichtungen
für Kinder ist ein Schlüsselfaktor, der es Frauen, aber auch
Männern mit Betreuungspflichten ermöglicht, am Erwerbsleben
teilzunehmen. Eine hochwertige frühkindliche Betreuung, Bildung und
Erziehung ist ferner ein wichtiges Instrument, um gegen eine mögliche
soziale Benachteiligung von Kindern vorzugehen; darüber hinaus ist sie der
kognitiven und sozialen Entwicklung von Kindern von frühem Alter an
förderlich", folgert auch die EU-Kommission in ihrem Bericht zu
den Barcelona-Zielen im
Jahr 2018.
Österreich hinkt, was zur Verfügung stehende Kinderbetreuungsplätze für unter Dreijährige betrifft, immer noch anderen EU-Staaten hinterher. EU-weit wurde das Barcelona-Ziel, wonach zumindest für jedes dritte Kind unter drei Jahren ein Betreuungsplatz zur Verfügung stehen soll, von zwölf Mitgliedstaaten erreicht – Österreich ist nicht darunter. Dieses Ziel hätte schon 2010 erreicht werden sollen.
Auch was Öffnungszeiten und
Schließtage betrifft, ist die aktuelle Situation in Österreich
nicht zufriedenstellend. Außerhalb Wiens hat mehr als die Hälfte
aller Kinderbetreuungseinrichtungen mehr als fünf Wochen im Jahr
geschlossen (51,2 Prozent) – das heißt, dass nicht einmal die
Hälfte aller Kinderbetreuungseinrichtungen es Alleinerzieher_innen
ermöglichen, erwerbstätig zu sein und keine private Kinderbetreuung
organisieren zu müssen. Auch was die Öffnungszeiten der
Kindertagesheime angeht, zeigt sich ein deutliches Stadt-Land-Gefälle:
Knapp die Hälfte der Betreuungseinrichtungen außerhalb Wiens (47,2
Prozent) schließt bereits vor 16 Uhr, fast ein Drittel (rund
32 Prozent) sogar vor 15 Uhr. Knapp die Hälfte der Betreuungseinrichtungen
in Österreich hat täglich weniger als acht Stunden geöffnet
(vgl. Kindertagesheimstatistik, Statistik Austria).
Ein Ausbau von Kinderbetreuungs- und -bildungseinrichtungen ist vor allem auch dann geboten, wenn man flexiblere Arbeitszeitmodelle einführen möchte. Will man Arbeitnehmer_innen mehr Flexibilität ermöglichen, dann muss man auch Rahmenbedingungen schaffen, die die bestmögliche Aufteilung der vorhandenen Zeit sicherstellen. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen kann nur unter der Bedingung funktionieren, dass bei Bedarf ausreichend Infrastruktur und Hilfe zur Verfügung steht. Dafür ist ein sicherer Platz in einer Kinderbetreuungseinrichtung Grundvoraussetzung.
Ziel muss es sein, für jedes Kind einen Betreuungsplatz zur Verfügung zu stellen, und zwar ab dem ersten Kindergeburtstag. Durch einen so geschaffenen Rechtsanspruch entsteht kein Zwang für Arbeitnehmer_innen, ihr Kind frühest möglich einer entsprechenden Betreuungseinrichtung zu überlassen. Es wird lediglich die Möglichkeit für all jene geschaffen, die Betreuungsplätze wollen oder brauchen. Dadurch gewährleisten wir ein hohes Maß an persönlicher Freiheit und Chancen-gerechtigkeit für alle. Sowohl für Kinder als auch für Eltern. Wenn eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten mit einem Ausbau von Infrastruktur, die Eltern mehr Möglichkeiten bietet, diese Flexibilität auch bestmöglich für sich umzumünzen, einhergeht, erhöht sich die Lebensqualität.
Damit ein Rechtsanspruch auch sinnvoll ist, müssen Betreuungsplätze vor allem für unter Dreijährige weiter ausgebaut werden. Dem Ziel, mehr Betreuungseinrichtungen für alle Kinder zur Verfügung zu stellen, hat sich auch die Bundesregierung in ihrem Regierungsprogramm verschrieben: "Zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf
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