Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll33. Sitzung, 29. Juni 2018 / Seite 85

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Ich möchte zum Schluss kommen. Was mich sehr interessiert, ist: Der neue Herr ÖGB-Präsident befindet sich ja an sich als Mitglied dieses Hauses hier im Nationalrat. Mich wundert, warum er seine großen Töne eigentlich nur außerhalb des Parlaments von sich gibt und nicht hier ans Rednerpult kommt. Sie haben noch Restredezeit: Kommen Sie! Stellen Sie sich! Reden Sie! (Beifall bei FPÖ und ÖVP. Abg. Wittmann: Hoch­mut kommt vor dem Fall!)

18.18


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek. – Bitte.


18.18.27

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Frau Präsidentin! Mitglieder der Bun­desregierung! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht kehren wir, fast am Ende dieser Sitzung, doch zu dem zurück, worüber wir heute reden wollen.

Es ist, was es ist, liebe Kolleginnen und Kollegen: Es ist ein Arbeitszeitverlängerungs­gesetz, das vorgelegt wird, und nichts anderes. Da kann man noch so versuchen, den Menschen Kübel voller Sand in die Augen zu streuen, da kann man noch so vehement versuchen – wie der Herr Bundeskanzler das gerade gemacht hat –, zu sagen: Fle­xibler wollen wir werden.

Flexibel sind wir jetzt; verlängert werden soll in Zukunft, und das ist das, was Sie vorle­gen. Ob Sie jetzt mit einem Abänderungsantrag das eine oder andere noch verändern, tut nichts zur Sache. Es sind schwerste Eingriffe in das Arbeitsruhegesetz (Zwischenruf des Abg. Hafenecker), und es sind schwerste Eingriffe in das Arbeitszeitgesetz, denn man kann einseitig anordnen und darf zwar Nein sagen, aber was hat Frau Hartinger-Klein, die Sozialministerin, dazu gesagt? – Na, wenn das nicht klappt, dann sehen wir uns halt vor dem Arbeits- und Sozialgericht wieder.

Das ist genau das, was Sie vorhaben: dass die Leute sich vor das Arbeits- und Sozial­gericht begeben müssen, wenn sie einmal, zweimal oder vielleicht sogar dreimal sa­gen: Ich kann diese Überstunden nicht machen. (Abg. Schimanek: Aber geh, so ein Blödsinn!)

Wir befinden uns heute in einer modernen Arbeitswelt, die wir alle nicht geschaffen ha­ben, sondern die auf uns zugekommen ist, und wir als PolitikerInnen haben es in un­serer Verantwortung nicht geschafft, die Rahmenbedingungen in dieser Arbeitswelt so anzupassen, dass Familienleben auch entsprechend stattfinden kann, die Kinderbe­treuungssituation anzupassen, all das anzupassen, was eigentlich notwendig wäre, da­mit man überhaupt die Möglichkeit hat, flexibel oder auch länger zu arbeiten, wenn Ar­beitnehmerinnen und Arbeitnehmer, so wie sie das jetzt auch schon vereinbart haben, das wollen.

Das, was in Zukunft per Gesetz möglich wird, ist einseitig, das kann man nicht ableh­nen, ohne dass die Gefahr besteht, dass man vielleicht in einem Unternehmen dann nicht so gut angeschrieben ist, ohne Angst haben zu müssen, den Arbeitsplatz zu ver­lieren. Deswegen lehnt man die längere Arbeitszeit dann nicht ab, und es wird nicht da­nach gefragt werden, wie beispielsweise alleinerziehende Mütter oder Väter das mit ihren Kindern schaffen können.

Es ist nicht gelöst, wie wir die Kinderbetreuungsplätze ausbauen, schon gar nicht, wie man einen Rechtsanspruch schafft; all das wären Voraussetzungen für eine moderne Arbeitswelt, damit das Rundherum auch passt, damit Familienzeit auch gelebt werden kann. Es ist nicht gelöst, wie Menschen mit Behinderungen, die längere Ruhezeiten, längere Erholungszeiten benötigen, es unter diesen Bedingungen auf dem Arbeits­markt schaffen sollen, einer Arbeit nachzugehen. Und es ist absolut nicht gelöst, wenn


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