12.53

Abgeordnete Stephanie Cox, BA (JETZT): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ein Willkommen an die Damen und Herren auf der Galerie! Herr Rosenkranz, wenn wir jetzt schon einmal über die Realität sprechen: Es ist einfach so! (Abg. Rosenkranz: Was ist denn schon wieder?!) Was Frau Kollegin Gamon gesagt hat, ist Realität. Sie brauchen da jetzt nicht herumzudiskutieren, es ist einfach so. (Abg. Rosenkranz: Ja eh! Gar nicht! Reden Sie! Ich möchte Ihnen zuhören!)

Frau Schimanek! Warum ist das alles in ein Paket gepackt? Warum gibt es dieses Volksbegehren? – Es ist einfach so, dass wir da viele Baustellen haben. Es ist so, dass wir sehr viele Baustellen haben, die wir gleichzeitig angehen müssen, und nicht nach­einander sagen können: Okay, gut, gleichen Lohn für gleiche Arbeit gibt es nicht – das machen wir morgen! Im Moment ist sexuelle Selbstbestimmung für manche ein Fremdwort – das machen wir übermorgen! – Nein, das muss heute passieren, das muss jetzt passieren! All diese Themen, die darin angesprochen wurden, müssen wir heute angehen, deswegen ist das ein Paket.

Fast eine halbe Million Menschen haben ihre Stimme erhoben. Das sind viele Stimmen von Frauen und Männern, die sich hinter diese Forderungen stellen. Und, Frau Schimanek, ich kann Ihnen Ihre Befürchtung nehmen, ich glaube, es ist auch ein bisschen arrogant, zu sagen, dass diese Personen nicht verstehen, was da drinsteckt. (Abg. Schimanek: Nicht alle gewusst haben, habe ich gesagt!) – Inhaltlich nicht verstanden haben, was sie unterschreiben, das haben Sie gesagt, und ich glaube, das ist nicht ganz fair, wenn Sie das dieser halben Million Menschen vorwerfen. (Beifall bei JETZT, SPÖ und NEOS.)

Genau diese Stimmen dürfen nicht ignoriert werden, diese Stimmen behandeln wir hier im Plenum als ersten Schritt, dann in den Ausschüssen und dann auch wieder hier. Es wird darum gehen, dass wir nicht sagen können, was jetzt oft von den anderen Fraktionen kam: Nein, ich kann nicht hinter allen Forderungen stehen! Das werden wir dann sehen. Wir werden etliche Anträge zu den einzelnen Punkten einbringen und wir werden dann schauen, ob Sie noch immer sagen: Wir stehen nicht dahinter!

Da geht es um etwas! Es geht, wie meine Kolleginnen zuvor bereits gesagt haben, darum, dass wir nicht nur Frauen stärken, sondern wir erheben unsere Stimmen, wie das Frauenvolksbegehren gesagt hat, für unsere Großmütter und Mütter, für uns, für unsere Kinder und Enkelkinder, für all jene, die uns nachkommen, und wir sind stark. Meine Damen und Herren, es ist ganz, ganz wichtig, dass wir hier gemeinsam stark sind, weil wir die Zukunft gemeinsam gestalten. Vor allem jene von Ihnen, die Sie hier immer wieder den Begriff Volk für sich reklamieren, sollten dieses Volk auch ernst nehmen, wenn es sich politisch zu Wort meldet. Und das passiert genau hier beim Frauenvolksbegehren.

Um noch einen weiteren Punkt herauszunehmen: Es gibt eine Forderung, die mir sehr wichtig ist, nämlich eine gesetzliche Verankerung einer geschlechtersensiblen Aus­bildung aller PädagogInnen. Es ist ganz, ganz wichtig, gerade wenn es um den Bereich der Informatik, der Mathematik geht, um den Mint-Bereich, wie er genannt wird – da sind Frauen unterrepräsentiert. Wir leben in einem digitalen Zeitalter, daher ist es extrem wichtig, dass Frauen auch mitprogrammieren, mitbestimmen, denn Maschinen und Computer werden unsere Zukunft sehr stark mitbestimmen, und daher ist es ganz, ganz wichtig, dass in diesem Bereich mehr Frauen vertreten sind. Das beginnt aber schon in der Schule, dass wir die Mädchen dafür sensibilisieren.

Es gab vor Kurzem einen Artikel im „Standard“, dass laut einer Studie neun von zehn Schülerinnen berichten, dass ihnen von einem Technikstudium abgeraten wird. – Das darf im Jahr 2018 nicht die Realität sein, dass Frauen, dass Mädchen sagen – und das sind 90 Prozent –, eher nur etwas Sozial-Kommunikatives oder Frauenspezifisches studieren zu wollen. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir Frauen und junge Mädchen ermutigen, in einen Bereich zu gehen, der bis jetzt Männerdomäne war. Es ist ganz, ganz wichtig, sie dazu zu ermutigen. Und ja, das ist auch in dem Frauen­volksbegehren verpackt, denn da geht es um gendersensible Sprache, da geht es um Schritte, die wir bereits im Bildungssystem verankern müssen. (Beifall bei JETZT und SPÖ.)

Es ist auch ganz wichtig, dass man das auf einer wirtschaftlichen Ebene betrachtet, weil es ja ein wichtiger Punkt nicht nur für manche Fraktionen, sondern für uns alle ist. Würden wir zum Beispiel im Mint-Bereich mehr Frauen fördern und würden wir erreichen, dass dort mehr Frauen vertreten sind, was würde passieren? – Nicht nur, dass wir auf mehr Talent zugreifen könnten, auf mehr Kompetenz, auf mehr Wissen, es wäre laut einer Studie der Europäischen Union auch so, dass man bis 2050 auf EU-Ebene das BIP um 3 Prozent erhöhen könnte. Es handelt sich um 610 Milliarden Euro bis 2050, und das ist eine Summe, die man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen muss. Wenn wir jetzt anfangen, in diesem Bereich Frauen zu fördern, wirkt sich das dermaßen auf unsere Wirtschaft aus – das kann man nicht leugnen –, dazu muss man aber jetzt im Bildungssystem ansetzen.

Genau das ist im Frauenvolksbegehren als nur eine der vielen Forderungen verpackt, und deswegen habe ich es auch unterstützt und werde es auch weiterhin unterstützen. Es beinhaltet viele Forderungen, zum Beispiel Stereotypen in Medien und Werbung. Das ist ein riesiges Problem, was wir in diesem Bereich für Stereotypen haben.

Ebenso: Gender Pay Gap. – Das ist kein Fremdwort, das ist Realität.

Weiters: Gewalt an Frauen. – Das ist auch Realität.

Genau das alles müssen wir jetzt anpacken; es ist Zeit. Das sind große Baustellen, und all diese Baustellen müssen wir gleichzeitig angehen. Deswegen werden wir dieses Frauenvolksbegehren auch weiter behandeln, und deswegen ist das jetzt erst der Anfang. (Beifall bei JETZT und SPÖ.)

12.59

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Chris­toph Stark. – Bitte.