Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zur 10. Anfrage, das ist jene der Abgeordneten Cox. – Bitte.

Abgeordnete Stephanie Cox, BA (JETZT): Aller guten Dinge sind drei. – Meine dritte Frage: Es gibt eine Studie von EIGE, die besagt, dass es bei einer Schließung des Gendergaps im Mint-Bereich – wir haben es schon gehört, Mathematik, Informatik, Na­turwissenschaften und Technologie; es geht also vor allem um diesen Bereich – bis 2050 EU-weit zu einer Erhöhung des Pro-Kopf-BIPs um 3 Prozent käme. Da spreche ich von 610 Milliarden Euro, das ist ja doch eine ziemliche Summe.

Jetzt ist von der FH Oberösterreich eine Studie herausgekommen, die besagt, dass neun von zehn jungen Frauen berichten, dass ihnen abgeraten und eher zu frauenspe­zifischen Berufen geraten wird. Dadurch trauen es sich circa 75 Prozent eigentlich nicht zu, zum Beispiel ein Informatikstudium zu machen.

Dazu meine Frage, da Sie ja auch vom Masterplan Digitalisierung gesprochen haben:

91/M

„Wird das Ermutigen von Frauen, einen MINT-Bildungsweg einzuschlagen, auch Teil des Masterplans Digitalisierung sein?“

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Die Ermutigung von Frauen, in den Mint-Bereich zu gehen, ist mir ein ernsthaftes und auch ein ernst zu nehmendes Anliegen, das ist überhaupt keine Frage. Ich weiß aber auch wie Sie, dass diese Überwindung von geschlechtsspezifischen Stereotypen – so­zusagen, unter Anführungszeichen, „Frauen sind für Mint-Fächer nicht geeignet“; was überhaupt nicht stimmt, denn ich habe unglaublich talentierte Studentinnen gehabt, die mathematisch begabt waren, wirklich ausgezeichnet – ein langer Prozess ist, an dem wir gemeinsam arbeiten müssen. Mein Haus arbeitet daran.

Wir haben auch im Rahmen der Hochschulkonferenz abermals einen Leitfaden heraus­gegeben, wir haben insbesondere auch die Fachhochschulen aufgerufen, die relativ ungünstige Geschlechterproportion durch aktive Maßnahmen zu verändern. Die Uni­versitäten informieren mit dem Projekt Frauen in die Technik und versuchen, aktiv Wer­bung zu betreiben.

Ich würde Sie ersuchen: Wenn Sie wirklich ernsthafte Hinweise darauf haben, dass Be­ratungsinstitutionen Frauen raten, nicht in technische Berufe zu gehen, dann sagen Sie es mir! Darüber müssen wir reden, auch mit jenen, die das tun.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Bitte.

Abgeordnete Stephanie Cox, BA (JETZT): Sie haben gemeint, es ist ein Prozess – natürlich ist es ein Prozess, aber der muss irgendwann auch beginnen, und die Schule ist beispielsweise ein guter Ort dafür.

Deswegen noch einmal die Frage: Wird beim Masterplan Digitalisierung konkret etwas getan? Es gibt beispielsweise Projekte, bei denen man haptisch der Technologie nä­hergebracht wird, etwa durch Robotik oder durch eigenes Erstellen von technischen Materialien. Ist das auch im Masterplan Digitalisierung beinhaltet?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Wir werden sicherlich solche Querschnittsangelegenheiten – und Genderangelegen­heiten sind Querschnittsangelegenheiten, die quer durch unterschiedliche Disziplinen gehen – machen müssen, denn ich bin mit dieser ungleichen Proportionalität im Be­reich der Mint-Fächer genauso unzufrieden wie Sie. Da vergeben wir tatsächlich eine Chance. Wir brauchen die Einzelbeispiele, Projekte, die wir vor den Vorhang stellen, aber wir brauchen eben auch eine grundsätzliche Förderung in den Beratungsinstitu­tionen, Studienberatung, sodass Frauen verstärkt in die Mint-Fächer kommen.