Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll55. Sitzung, 12. und 13. Dezember 2018 / Seite 145

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die wichtigste Stellschraube für ein selbstbestimmtes Leben eines jungen Menschen, ist in Folge auch die wichtigste Stellschraube für ein gesundes Leben für einen jungen Menschen, wie wir aus den Studien wissen. Daher muss jedes Kind die Chance auf die beste Bildung haben, egal wer seine Eltern sind, egal woher sie kommen, egal welchen Namen sie tragen. (Beifall bei SPÖ und JETZT.)

Wir wissen aus den Studien sehr genau – und hier nehme ich als die wichtigste Studie in diesem Feld jene der OECD heraus –, dass Bildung in Österreich viel zu sehr und viel zu stark vererbt wird. Da sind wir fast Schlusslicht in der OECD. (Abg. Neubauer: Sie waren Ministerin!) Die Geburtsurkunde bestimmt in Wahrheit die Bildungskarrieren eines jungen Menschen.

Was es braucht, ist Chancengerechtigkeit: Chancengerechtigkeit, die die Talenteförde­rung, die Potenzialförderung von jedem einzelnen Kind in den Mittelpunkt stellt, und Chancengerechtigkeit, die sich über modernste Pädagogik definiert. Das sind nicht die Leistungsgruppen, sondern modernste, innovative Pädagogik, neue Lehr- und Lernfor­men, begeisterte Pädagoginnen und Pädagogen, die super ausgebildet und auf die Herausforderungen, die sie erwarten, vorbereitet sind; das sind ganztägige Schulen und eine Zuteilung der Mittel, die über einen Chancenindex definiert ist.

Ein zukunftsorientiertes Bildungssystem kennzeichnet einen modernen Staat, eine mo­derne Gesellschaft und vice versa. Das sollte man zumindest meinen.

Der Herr Bundesminister hat gesagt, das Bildungssystem ist eigentlich in einer relativ guten Verfassung – das war so sinngemäß Ihr Wording –, aber anstatt die gesetzten Maßnahmen jetzt konsequent weiterzuverfolgen, sie zu evaluieren, zu verbessern und daran zu arbeiten, schmeißt man ganz, ganz vieles einfach weg, nämlich ohne Evaluie­rung.

Ich denke an die Einführung der Deutschklassen: Man hat es nicht einmal der Mühe wert gefunden, die ganze Sprachstartförderung zu evaluieren, sondern man hat ge­sagt, das macht man in separierten Deutschklassen, das geht angeblich viel besser – die Evidenz dazu fehlt aber.

Oder ich denke an die Neuen Mittelschulen: Die Neuen Mittelschulen wurden 2012 ein­geführt. Das war ein völliger Umbruch im System, weil da der AHS-Lehrplan hinterlegt wurde. (Abg. Bösch: Etikettenschwindel!) Das war eine völlig neue Art des Unterrich­tens: über Binnendifferenzierung und ganz gezieltes Eingehen auf jedes einzelne Kind, auf die Potenziale und Talente eines jeden einzelnen Kindes. Das ist eine völlige Um­stellung des Schulsystems gewesen. (Abg. Haider: Jetzt wird mir klar, warum das Schulsystem so ist, wie es ist!) Man hat das 2015 evaluiert. Und was die FPÖ jetzt so gerne macht, ist, immer so Einzelsätze aus der Evaluierung herauszunehmen. Man sollte sie schon sinnerfassend und ganz lesen, um die Neuen Mittelschulen ehrlich zu beurteilen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Bösch: Ja, sinnerfassend lesen sollten die Kin­der können! Das haben Sie sichergestellt, dass das nicht mehr der Fall ist!)

Da gibt es ganz viele, die wirklich gute Arbeit machen, und ganz tolle Pädagogik, die dort passiert. (Abg. Haider: Zehn Jahre rote Minister – totales Versagen! – Abg. Neu­bauer: Das ist eine Selbstanklage, diese Rede!)

Also ich erwarte, dass hier evaluiert wird und bildungswissenschaftlich fundiert gearbei­tet wird. Das Pädagogikpaket, das wir heute vorgestellt bekommen haben und das hier beschlossen wurde, basiert eben nicht auf bildungswissenschaftlichen Evidenzen, son­dern es wurde schlichtweg parteipolitisch verabschiedet. (Abg. Schimanek: Sie haben nie Parteipolitik in der Schule gemacht!)

Die Beantwortung der Anfrage der NEOS war ja super entwaffnend und einmal mehr, ganz, ganz ehrlich, Herr Bundesminister: Wenn Sie nach bildungswissenschaftlichen


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