Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll59. Sitzung, 29. Jänner 2019 / Seite 50

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ger: ... in der Mitte! – Abg. Belakowitsch: ... ein paar dazwischen! – Neuerlicher Zwi­schenruf des Abg. Wöginger.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Wir wissen – das ist schon erwähnt worden und wird heute noch ein großes Thema sein, und als Ärztin bin ich froh über diese Nachricht –, die Bevölkerung wird immer älter, unsere Lebenserwartung steigt. Das ist die gute Nachricht. Das bedeutet aber am Ende des Tages, dass schon nächstes Jahr eine hal­be Million Menschen in Österreich älter als 80 Jahre sein werden. Was geht damit ein­her? – Sie werden älter, sie werden kränker, multimorbid, sie sind pflegebedürftiger (Zwischenruf bei der FPÖ), und die Anzahl der demenzerkrankten Personen wird in Österreich auch in den nächsten Jahren sehr stark steigen.

Frau Gesundheitsministerin, Sie wissen auch, in den nächsten Jahren wird mehr als die Hälfte der Ärzte und Ärztinnen das Pensionsalter erreichen, und Sie wissen, die Si­tuation ist bei den Ärzten mit Gebietskrankenkassenverträgen noch gravierender; dort sind es mehr als die Hälfte, 55 Prozent, die in den nächsten Jahren in Pension gehen werden. Und wenn wir uns die Situation bei den Fachärzten und Fachärztinnen an­schauen, dann zeigt sich, es sind 60 Prozent, die das Pensionsalter erreichen werden.

In einem Bild gesprochen: Die Lunte brennt von zwei Seiten. Auf der einen Seite braucht die alternde Bevölkerung immer mehr Ärzte, denn das bedeutet auch mehr Krankheit und das bedeutet, dass mehr medizinische Betreuung gebraucht wird. Auf der anderen Seite brennt die Lunte, weil die Ärztinnen und Ärzte altern; das bedeutet: in Zukunft weniger Hausärzte, weniger Kassenärzte, und das bedeutet: weniger medi­zinische Betreuung. Das ist eine Diskrepanz.

Das war nicht immer so. Die Zeiten haben sich diesbezüglich in den letzten Jahrzehn­ten, vor allem in den letzten 20 Jahren, ganz gravierend geändert. Seitdem ich meine Ärzteausbildung beendet habe, hat sich viel getan. Damals hat man als junge Ärztin oft jahrelang auf einen Kassenvertrag gewartet, jahrelange auf einen Turnusplatz gewar­tet, Stichwort Ärzteschwemme.

Letzte Woche waren viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister hier bei uns im Par­lament zu Besuch, und ich habe mit ihnen intensive Diskussionen geführt. (Abg. Bela­kowitsch: ... voriges Jahr machen sollen!) Ich habe zum Beispiel von der Bürgermeis­terin aus Sankt Valentin erfahren, dass eine seit Anfang Oktober freie Stelle in Sankt Valentin – seit Anfang Oktober, das ist nicht lange – fünf Mal ausgeschrieben werden musste – fünf Mal! –, und das Ergebnis ist: keine einzige Bewerbung eines Arztes oder einer Ärztin. (Abg. Belakowitsch: Sind keine ausgebildet worden in den letzten Jah­ren? Haben Sie nicht dafür gesorgt? Also offensichtlich ...!)

So, jetzt frage ich mich: Ist Sankt Valentin ein so kleiner Ort, ist das eine so kleine Ge­meinde? – Nein, ganz im Gegenteil: Sankt Valentin ist eine gut gelegene, an den Ver­kehr angebundene Gemeinde, und die Verwunderung ist groß, dass es nicht einmal gelingt, dort Ärzte zu bekommen. Es findet sich kein einziger, der diese Ordination übernehmen möchte. Das bedeutet für die Patientinnen und Patienten in Sankt Valen­tin, dass sie kilometerlange Wege auf sich nehmen müssen (Abg. Belakowitsch: Schämen Sie sich!), um zu einem Arzt zu kommen. (Abg. Belakowitsch: Und was ha­ben Sie dagegen gemacht? – Zwischenruf des Abg. Zanger.) Wissen Sie, was das für eine achtzigjährige Patientin bedeutet, wissen Sie, was das für Eltern bedeutet, die mit einem hoch fiebernden Kind oft lange Wege auf sich nehmen müssen, um zum Arzt in der nächsten Gemeinde oder in die Ambulanz des nächsten Spitals zu kommen? – Nein, ich denke, Sie wissen es nicht (Abg. Haubner: Wir sind näher ...!), oder Sie wol­len es nicht wissen und Sie haben keine Vorstellung davon, wie die Lebensumstände der Menschen in diesem Land sind. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Cox. – Abg. Gudenus: Wer hat regiert? – Abg. Deimek: Dank Herrn Stöger haben wir bei uns im Bezirk ...!)

 


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