Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll59. Sitzung, 29. Jänner 2019 / Seite 67

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wirklich nicht, warum das nicht möglich ist. (Beifall bei JETZT. – Abg. Kitzmüller: Frau Abgeordnete, aufpassen! Jetzt wird es gemacht!)

Ich möchte hier auch noch etwas erwähnen, denn vielleicht ist dem Ganzen ja noch et­was Positives abzugewinnen – ich versuche es zumindest –: Am Ende des Tages – das sehen wir, wenn wir uns die zwei Presseaussendungen anschauen – hat die FPÖ erkannt, dass es ein Problem mit der Hausarztversorgungen gibt, und hat die SPÖ er­kannt, dass es ein Problem in der zukünftigen Hausarztversorgung gibt. Nur: Wer das noch nicht erkannt hat – nicht in der letzten und nicht in der aktuellen Regierung –, ist Ihr Koalitionspartner, die Österreichische Volkspartei. (Ruf bei der ÖVP: Wieso?)

Diese leugnet so wie ihr Vorsitzender des Hauptverbandes, Herr Dr. Biach, bis heute, dass es überhaupt ein Problem gibt. Ich möchte Ihnen das zitieren. Im „Morgenjournal“ am Montag hat Biach gesagt, „dass es keine Versorgungsprobleme gebe“ – die 129 ös­terreichweit unbesetzten Hausarzt- und Landarztstellen existieren in seiner Welt an­geblich überhaupt nicht – „und appellierte, die Kirche im Dorf zu lassen. [...] Österreich habe die zweithöchste Ärztedichte in der EU“.

Das ist wiederum eine Halbwahrheit, denn es werden da Turnusärzte und Wahlärzte mitgerechnet. Das ist wiederum nicht die Wahrheit, die da der Bevölkerung vermittelt wird. Es wird wieder ein Bild verklärt. Ich möchte Ihnen also wirklich dazu gratulieren – Ihnen als Garant des Leugnens in den letzten Jahren und auch in dieser Regierung –: Herzliche Gratulation an die ÖVP, dass wiederum eine Situation verkannt und eine Chance vergeben wird, Verbesserungen zu schaffen! (Beifall bei JETZT.) – Der Vorsit­zende des Hauptverbandes hat ja ein deutliches Wort mitzusprechen, was diese Situa­tion betrifft.

Um vielleicht den Bogen dahin zu spannen, wie die Realität wirklich ausschaut – es ist keine Panikmache nötig, es ist auch kein Leugnen der aktuellen Situation nötig –: Die aktuelle Realität sieht so aus, dass wir Hausärzte und insbesondere auch Kinderärzte brauchen, und zwar konkret im ländlichen Bereich. Die Zahlen sind genannt worden, 40 Prozent aller Hausärzte sind über 60 Jahre und nur 8 Prozent unter 45 Jahren. Ja, es gibt Gemeinden, in denen überhaupt kein Hausarzt mehr tätig ist. Ja, das sind Pro­bleme, aber da braucht es keine Panikmache, sondern da müssen wir uns nur gemein­sam an einen Tisch setzen und darüber reden.

Um auch konkrete Vorschläge machen zu können, habe ich bei Praktikern nachge­fragt. Und wer wäre ein besserer Praktiker als ein Hausarzt selbst? Ich habe den Ös­terreichischen Hausärzteverband kontaktiert und mir eine Stellungnahme dazu einge­holt, was denn wirklich die Probleme sind, warum Ordinationen in Landgemeinden ge­schlossen werden.

Ein Beispiel, das sehr bezeichnend war, war: ohne Patienten kein Geld. – Ich glaube, es ist für alle nachvollziehbar, dass Ordinationen in Städten, das heißt in urbanen Re­gionen, mehr Zulauf und mehr Frequenz haben als jene in ländlichen Regionen. Das dürfte uns allen klar sein. Das heißt auf der einen Seite, es braucht einen Ausgleich für Landärzte, für Hausärzte, die im ländlichen Bereich tätig sind. Das wurde erkannt. Ich hoffe, dass diesbezügliche Maßnahmen auch folgen.

Der Hausärzteverband schlägt hiezu vor – Hausapotheken werden immer schwerer möglich, weil durch den Ausbau öffentlicher Apotheken die Hausapotheken einfach entsprechend rückgebaut werden –, einen Landarztzuschlag in der Erstattung durch die Krankenkassen vorzusehen. Frau Ministerin, ich bitte Sie, diesen Vorschlag unbe­dingt ernst zu nehmen und mitzunehmen, weil das unter anderem eine Möglichkeit sein kann, wie man diesem drohenden Mangel wirklich entgegenwirken kann.

Auf der anderen Seite sind regionale Initiativen keine Leistung dieser Bundesregierung, wenn sich also ein Bundesland dazu entscheidet, ganz konkret Anschubfinanzierungen


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