19.04

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrter Herr Bundesminister! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Als ich mein Lehramts­studium Deutsch und Geschichte abgeschlossen hatte, bin ich zum Stadtschulrat ge­gangen, um mich – wie das damals geheißen hat – für das Probejahr anzumelden. Ich bin dort – das war noch im Palais Epstein – durch die Gänge geirrt, habe die vermeint­lich richtige Stelle gefunden, bin dort hineingegangen und wollte mich anmelden.

Eine der ersten Fragen an mich war, welcher Partei ich denn angehöre – noch bevor ich überhaupt irgendein Formular, von denen es zahllose gegeben hat, um sich fürs Probejahr anzumelden, auszufüllen hatte. Das hat mich etwas verblüfft. Der Hinter­grund war: Je nachdem, bei welcher Partei man war – ich war damals bei keiner –, war ein anderer Beamter zuständig. Wie ich von AbsolventInnen zum Beispiel der Akade­mie der bildenden Künste höre, hat sich das in den Bildungsdirektionen bis heute nicht wirklich geändert.

Also: Wir alle wissen, dass die Schulen ein parteipolitisch besetzter Bereich sind, und ich glaube, es macht keinen Sinn, das zu leugnen. Wir sollten daran arbeiten, dass das anders wird, dass es viel mehr um Qualifikation und Interesse geht.

Lassen Sie mich aber einen Punkt nennen, der uns auch nach den Regierungsver­handlungen – wir haben das ja gemeinsam mit Heinz Faßmann verhandelt – immer noch schmerzt: das ist die Frage der Einführung der Schule der Zehn- bis 14-Jährigen, wobei ich immer von der Schule der Sechs- oder sogar Fünf- bis 14-Jährigen spreche.

Sie wissen: Wir hätten das gerne. Wir wissen: Die ÖVP ist diesbezüglich skeptisch. Vielleicht können wir uns aber – das steht nicht im Regierungsprogramm – während der nächsten fünf Jahre, in dieser Legislaturperiode, gemeinsam mit anderen – den NEOS, der SPÖ; ich glaube, die FPÖ will das gar nicht – darüber verständigen, dass wir das zumindest in Vorarlberg machen. (Zwischenruf des Abg. Sieber.) Es gibt eine wunderbare Studie der Fachhochschule Vorarlberg über die Einführung dessen in Vor­arlberg. Es gibt einen Allparteienbeschluss in Vorarlberg, es stehen wirklich alle Par­teien hinter dieser Idee. Es wurde eine komplizierte Konstruktion gefunden, wie diese Form eingeführt werden kann. Wenn man diese komplizierte Konstruktion gesetzlich anwendet (Abg. Loacker: Warum habt ihr das nicht ins Regierungsprogramm verhan­delt?), wird es in Österreich nie zu einer Gesamtschule beziehungsweise einer Schule der Zehn- bis 14-Jährigen kommen.

Vielleicht können wir uns aufraffen – dazu brauchen wir wirklich nicht Frau Wiesinger, sondern die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung –, uns gemeinsam an einen Tisch setzen und einen Versuch starten. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

19.07

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Nurten Yılmaz. – Bitte.