14.16

Abgeordnete Dr. Astrid Rössler (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minis­terin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, Zuseherinnen und Zuseher! Das Thema Biodiversität ist schon ausführlich in den Ausschüssen diskutiert worden, und ich möchte mich hier nochmals für den breiten Konsens und auch für die Bereitschaft, gemeinsam die Anträge zu unterstützen, bedanken. Ich freue mich, dass es heute noch einen gemeinsamen Antrag zum Thema Bienen- und Insektensterben gibt. Das zeigt, dass dieses Thema angekommen ist.

Meistens schaut man ja auf das Thema Biodiversität mit dem Fokus auf Zahlen – so viel Prozent der Arten, so viel Prozent der Lebensräume sind gefährdet. Wenn man es umgekehrt macht und fragt, wo es denn besser wird, dann ist die Antwort leider: nur bei 4 Prozent. In der Dekade der Biodiversität der Europäischen Union 2010 bis 2020 sind also nur bei 4 Prozent Verbesserungen eingetreten, aber bei 20 Prozent der Arten ist die Lage schlechter geworden, und bei den Lebensräumen sind es sogar 30 Pro­zent. Der Trend ist also eine ganz, ganz schiefe Ebene, und wir müssen realisieren, dass die Maßnahmen besser werden müssen.

Die Ursachen sind relativ schnell aufgezählt: Flächenversiegelung, Flächenverlust, Flächenumnutzung, natürlich auch Schadstoffeinträge, Nutzungen. Es ist relativ klar ersichtlich, was die Ursachen sind.

Aber: Was ist denn der Nutzen von Ökosystemen? Ist es ein Hobby von Biologen, Arten zu zählen, oder steckt da ein Nutzen, ein Vorteil dahinter, der für die ganze Gesellschaft von größter Bedeutung ist? – Bei der Bestäubung im Obstbau ist es offensichtlich. Die Trinkwasserreinigung und Trinkwasserfilterung durch unsere Böden sind eine absolut lebensnotwendige Funktion intakter Ökosysteme. Hochwasserpuffer von Böden: Die Qualität der Böden bestimmt das Rückhaltevermögen, die verzögerte Abgabe des Wassers sorgt für den Schutz unserer Siedlungen. Nicht zuletzt die Erho­lungsfunktion, insbesondere in den Naherholungsräumen, und die Funktion für den Sport, vom Schwammerlsuchen bis zum Bergsport. Aber natürlich profitieren wir auch von der wunderbaren Schönheit unseres Landes. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Es gibt den direkten Nutzen für den Tourismus, man sieht blühende Wiesen auf jedem Touris­musprospekt. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich möchte aber noch eine andere Sichtweise einbringen: Die Österreichischen Bun­des­forste, die ja relativ viele Flächen bewirtschaften, haben einmal die spannende Frage gestellt: Was verbinden eigentlich Menschen, die in Österreich leben, mit Öster­reich, was taucht da bei ihnen auf? Das war spannend. Was taucht denn bei Ihnen auf, wenn Sie an das Land Österreich denken? (Ruf bei der FPÖ: Berge!) – Ja. Die top vier waren: Berge, Wälder, Seen – Seen waren an vierter Stelle, denn an dritter war die Gemütlichkeit. Was für eine wunderbare Beschreibung unseres Landes: Berge, Wälder, Seen! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Als Nächstes – jetzt kommen noch einmal so schöne Sachen –: Mozart und Donauwalzer auf den Plätzen vier und fünf, Schifahren und Volksmusik auf sechs und sieben, dahinter Gastlichkeit, Heuriger, Kaffeehaus und dann die Dialekte, die regionalen Eigenheiten. 

Das zeigt uns doch eigentlich die Vielfalt einer Gesellschaft, die Vielfalt einer Land­schaft und auch die Vielfalt – die manchmal sehr raue Vielfalt – in einem Parlament, in der parlamentarischen Debatte, mit Sturm und Unwetter, aber das, was sich wechsel­seitig ergänzt, auch im Austausch ist, was auch zusammenarbeitet, die Interaktion in der Natur ist mindestens genauso wichtig und überlebensnotwendig wie die Koope­ration in einem guten Parlament, eine gute parlamentarische Kultur, und deshalb freut es mich sehr, dass heute noch ein neuer Konsens zustande gekommen ist. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Bernhard.)

14.20

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Walter Rauch. – Bitte, Herr Abgeordneter.