19.44

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Ich werde mir erlauben, zu dem letztgenannten Punkt ein paar Bemerkungen zu machen. Der Rechnungshof prüft bei seinen vielen Kontrollen auch das Beratungs- und Informationsangebot bei der Wahl des richtigen Studiums und hebt dabei lobend hervor, dass auf der einen Seite von der Hochschülerschaft und auf der anderen Seite vonseiten des Ministeriums jetzt – die Bundesregierung hat es versprochen – Aktionen gesetzt und intensiviert werden.

Das ist ein Thema, bei dem man – wenn man es oberflächlich betrachtet – annehmen würde, dass es nur marginaler Natur wäre; aber in Wirklichkeit ist es gar nicht so leicht­gewichtig. Es ist für den Einzelnen tatsächlich nicht leichtgewichtig: Das richtige Studium zu wählen bedeutet ja, eine Weichenstellung für das künftige berufliche Leben zu treffen, und das ist eine sehr wichtige Entscheidung. Es ist aber auch für den Staat wichtig, zu wissen, dass die richtige Studienwahl getroffen wird, damit die Bürgerinnen und Bürger des Staates in Zukunft in ihrer Karriere so viel Geld verdienen, dass der Staat dadurch Erfolge erzielen kann und in dieser Hinsicht auch aufblühen wird.

Es gibt vielleicht drei Kriterien bei der Wahl des richtigen Studiums, die ich erwähnen möchte und auf die man achten sollte. Das eine Kriterium ist die Eignung für dieses Studium, das zweite Kriterium ist die Neigung zu diesem Studium, und das dritte Krite­rium ist der Bedarf, also dass dieses Studium tatsächlich eines ist, das in Zukunft auf zukunftsweisende Arbeit und auf eine erfolgreiche Arbeit hinzielt. (Abg. Leichtfried: Das ist wie wenn man ...!) Den öffentlich interessanten Bereich, den Bedarf, darf ich als Erstes erwähnen, vor Eignung und Neigung – das ist der privat interessante Bereich –, und alle diese drei Kriterien sind ja nicht unabhängig voneinander, sondern sind ineinan­der verwoben.

Was den Bedarf anlangt, möchte ich doch eines erwähnen: Bedenken Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass in China in zwei Studienjahren mehr Ingenieure oder Mint-Absolventen ausgebildet werden als Österreich Einwohner besitzt! Also sind wir in dieser Hinsicht sicherlich gefordert. Der Mint-Bereich ist tatsächlich ein Bereich, bei dem es wesentlich ist, dass wir den Bedarf, der vorhanden ist, darlegen, sodass diese Fächer studiert werden.

Die einzige Möglichkeit, nebenbei gesagt, dass wir gegenüber dem gigantischen Geg­ner – wenn Sie so wollen – oder Kontrahenten China noch bestehen können, besteht darin, dass wir eine Ausbildung im Ingenieurwesen vorlegen, die mehr beinhaltet, als nur Techniker des Wissens auszubilden. Das heißt, wir haben einen Bedarf an Humanities, der auch abgedeckt werden muss. Nur in diesem Zusammenhang wird es gelingen.

Es ist wirklich sehr stark zu fördern, den jungen Damen und Herren darzustellen, dass es auf der einen Seite die Mint-Fächer gibt, die wesentlich zu studieren sind, und dass, sobald irgendwie Eignung und Neigung vorhanden sind, unbedingt dieses Studium zu ergreifen ist, auf der anderen Seite aber die Humanities nicht zu vergessen, denn hinter dem Ingenieur – das Wort kommt ja von Genie – steckt mehr, als nur Techniker des Wissens zu sein, sondern da steckt - - (Abg. Leichtfried – auf Abg. Vogl deutend –: Wir haben ein Genie unter uns! Wobei es nicht immer einfach mit ihm ist, das muss man sagen!) – Ja, bitte, selbstverständlich! Also dann wissen Sie, welche Bedeutung Sie in Ihrem Studium erlangt haben. Man lernt mehr in der Mathematikvorlesung, das ist in den Ingenieurvorlesungen die geisteswissenschaftliche Vorlesung schlechthin. Also Sie lernen da mehr von der Welt als nur, dass Sie Techniker sind, um einen Fortschritt nach dem nächsten zu erzielen – klein, klein –, sondern Sie sind wirklich überblickend.

Das Zweite ist dann Eignung und Neigung. Die Eignung wird ja bei uns im Wesentlichen mit der Matura festgestellt. Wir wissen ja, meine sehr verehrten Damen und Herren – darauf möchte ich auch zu sprechen kommen –, dass bei der Matura noch ein gewisser Nachholbedarf besteht. Noch sind wir nicht am Ziel dessen, wo wir hingelangen wollen. In der Mathematik zum Beispiel ist es ja der Fall, dass man das Gefühl hat: Was in Mathematik bei der Matura verlangt wird, ist nicht das, was Mathematik als solches bedeutet. Da gibt es noch ein Gap zu überwinden.

Um die Eignung wirklich feststellen zu können, müssen wir auch geeignete Instrumente haben, sodass die Eignung als richtige Eignung für das Studium angewandt werden kann – sonst machen wir nämlich die Studierfähigkeit nicht richtig. Sonst wären die Uni­versitäten gezwungen, auf der einen Seite Nullerkurse einzuführen, was ein Verbrauch von Ressourcen ist – ich brauche keine Nullerkurse; ich will Studenten und Studentinnen haben, die bereits dafür geeignet sind, dieses Studium zu ergreifen –, und auf der anderen Seite mit rigorosen Zugangsbeschränkungen zu kommen, die ja auch nicht sinnvoll wären, wenn man möchte, dass die Matura die Studierreife darstellen soll.

Zur Neigung möchte ich sagen, dass sie nur durch die Persönlichkeit der Lehrerinnen und Lehrer hervorgerufen wird. Ich will betonen – Frau Künsberg Sarre hat davon ge­sprochen, dass es da in unserem Schulsystem irgendwie noch krankt –: Das Beste, um dieser Krankheit des Schulsystems zu begegnen, ist die Qualität der Lehrerinnen und Lehrer. Auf die kommt es an, denn sie schaffen Neigungen, sie schaffen die wirklichen Neigungen für das richtige Studium. Da sind wir eigentlich ganz gut aufgestellt. Das wird jetzt sogar noch besser.

Ich möchte darauf zu sprechen kommen: Wir haben heute von dem Achtpunkteplan, der kommen wird, gehört, mit welchem das Digitale in der Schule eingeführt wird. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das bedeutet nicht nur, dass Tablets verteilt werden, sondern es kommt ein wirklich großer Plan. Es ist ein Meilenstein in der Schulgeschichte, der tatsächlich mit jenem Meilenstein vergleichbar ist, von dem gesprochen worden ist, als damals unter Kanzler Kreisky und Unterrichtsminister Sinowatz die Gratisschul­bücher eingeführt wurden. Das ist mindestens in der gleichen Weise zu sehen. Es wird da wirklich etwas geleistet, was weit darüber hinausgeht, dass man nur sagt, man verteilt Tablets, sondern da wird der digitale Unterricht vorwärtsgetrieben, damit wir für die Mint-Fächer besser vorbereiten können.

Das ist sehr klug vorbereitet worden. Frau Kollegin Hammerschmid, das Bessere ist da der Feind des Guten. Wir machen es wirklich besser als es vorher, vor drei, vier, fünf Jahren, geplant war. (Zwischenruf des Abg. Kollross.) Wir werden mit den digitalen Geräten die Neigung der Kinder hervorrufen und die digitalen Geräte aber auch mit den Humanities, von denen ich gesprochen habe, verbinden. Es wird also nicht nur das Digitale allein sein, sondern dieses wird mit dem geisteswissenschaftlichen Umfeld verbunden werden, damit wir dann die jungen Leute haben, die nach der Matura zur Hochschülerschaft hingehen oder in die Institute gehen oder sich vom Ministerium beraten lassen, was die Frage betrifft: Was für ein Studium soll ich ergreifen?, und die dann wissen, dass dieses Studium für sie das richtige ist, weil sie gut vorbereitet worden sind. (Beifall bei der ÖVP.)

19.51

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Karin Greiner. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.