Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Guten Morgen, Frau Ministerin! Ich freue mich sehr darüber, dass Sie hier im Rahmen der bisherigen Beantwortungen der Fragen noch einmal sehr klar festgehalten haben, dass Österreich an einer Zeitverwendungs­studie sehr wohl teilnehmen wird. Ich bitte auch die Oppositionspartien, das jetzt endlich zur Kenntnis zu nehmen. Österreich wird das tun, und das ist gut und wichtig so.

Meine Hauptfrage:

30/M

„Welches waren die zentralen Maßnahmen aus frauen- und gleichstellungspolitischer Sicht in den bisherigen Konjunkturpaketen?“

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Ich habe diese Hauptfrage schon beantwortet bekommen, deswegen komme ich gleich zur Zusatzfrage: Frau Ministerin, coronabedingt sehen sich Familien damit konfrontiert, dass schon überwunden geglaubte Rollenbilder wieder zurückkehren. Diesen Befund bestätigen auch mehrere Studien, beispielsweise jene der Ökonomin Katharina Mader von der Wirtschaftsuniversität Wien. Demnach gibt fast die Hälfte aller Mütter an, dass sie während der Coronakrise doppelt so viel Zeit in Kindererziehungsarbeit investiert hat als zuvor, während das bei den Männern nur 30 Prozent getan haben.

Um da einem gleichstellungspolitischen Backlash entgegenzusteuern, schlagen Ökono­minnen und Ökonomen drei sehr zentrale strukturelle Veränderungen vor: Das sind, ers­tens, die Aufwertung von Berufen mit einem hohen Frauenanteil, zweitens, ein Kinderka­renzmodell mit gleichen Zeiten für Mütter und Väter, und, drittens, eine Arbeitszeitver­kürzung bei vollem Lohnausgleich. Meine Fraktion und insbesondere ich als Frauenspre­cherin begrüßen bekanntermaßen alle diese Vorschläge und hegen eine Sympathie da­für.

Welche Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht künftig noch zu setzen, um einem gleichstel­lungspolitischen Backlash durch die Coronakrise entgegenzuwirken?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Bundesministerin, bitte.

Bundesministerin für Frauen und Integration im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Su­sanne Raab: Ich möchte schon einmal sagen, dass ich davon überzeugt bin, dass viele Familien in Österreich die gesamte Coronakrise bisher ausgezeichnet bewältigt haben. Viele Familien sind zusammengewachsen, zusammengestanden und haben im Fami­lienverband auch die schwierige Zeit und die Belastung durch die Coronakrise ausge­zeichnet gemeistert. Ich möchte da den Familien auch danken, natürlich besonders den Frauen, aber auch den Kindern und Jugendlichen, über die sehr selten gesprochen wird. (Beifall bei der ÖVP.) Ein großes Dankeschön an alle Familien!

Ja, man hat vielfach gesehen, dass wieder Frauen ganz schnell diese Aufgabe der Orga­nisation der Familie übernommen haben, dass Frauen besonderen Mehrfachbelastun­gen ausgesetzt sind. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir Frauen uns nicht in die Fünfziger- und Sechzigerjahre zurückkatapultieren lassen, sondern dass wir Frauen alles tun werden, damit wir jetzt, da die staatlichen Unterstützungsstrukturen wieder grei­fen, auch wieder unsere Rolle und unsere Selbstbestimmung in dieser Gesellschaft wahr­nehmen. (Beifall bei der ÖVP.)

Für mich ist das Wichtigste, zum einen, dass jetzt die Arbeitsmarktintegration der Frauen wieder funktioniert, dass Frauen auf demselben Level, auf dem sie womöglich vor der Coronakrise oder in der Coronakrise ihre Arbeit verloren haben, wieder einsteigen, und zum anderen, dass wir auch die Chancen dieser Krise sehen.

Frau Abgeordnete, Sie haben die Zahlen genannt: Viele Männer haben in der Krise auch verstärkt Kinderbetreuung wahrgenommen. Sehr viele Männer, auch viele von Ihnen, haben mir berichtet, dass es eine schöne Zeit war und dass auch der Wert, dass man mehr Zeit mit dem Kind verbringt, ein hoher ist, den man weitertragen möchte, und dass das eine Chance ist. Die zweite Chance, die ich mit der Arbeitsministerin bespreche, ist, wie man Homeoffice in der Zukunft besser gestalten kann, sodass auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt wird.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur 10. Anfrage, jener der Frau Abgeordneten Brandstötter. – Bitte.