Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll62. Sitzung, 17. bis 19. November 2020 / Seite 547

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Herr Minister, wissen Sie eigentlich tatsächlich, was sich momentan in den Schulen abspielt? – Ich glaube es eher nicht. Ich berichte Tatsachen, und zwar: Dieses Organi­sationschaos im Moment ist unzumutbar. Nach wie vor müssen sich die Schulleiterinnen und Schulleiter Informationen über die Pressekonferenzen einholen – seit März. Zum wiederholten Male erhalten sie Informationen über schwerwiegende Maßnahmenpakete am Wochenende. Handlungsanweisungen kommen über eine E-Mail-Adresse des Ministeriums und nicht mehr von ihren Vorgesetzten. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Sie haben keine befugten Ansprechpartner mehr. Es ist tatsächlich alleine den SchulleiterIn­nen mit ihren Teams zu verdanken, dass der Schulbetrieb trotzdem läuft, wie er läuft, und nicht dem Ministerium. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist unzumutbar, dass die Schulen keine Unterstützung erhalten. Sie haben vor Wochen 1 800 Lehramtsstudierende versprochen, die für Ersatz bei Ausfällen sorgen sollen. Die sind noch immer nicht da. Wie funktioniert das? Wo sind die Testungen? Wo sind die versprochenen FFP2-Masken? Wo bleibt die schriftliche Erläuterung für die Abgeltung der anfallenden Mehrdienstleistungen? – Es fehlt vieles. Die Mehrfach­belastung der Lehrerinnen und Lehrer ist unzumutbar. Sie müssen die Schulgruppen betreuen, sie müssen Vorbereitungen in Papierform treffen, sie müssen das Distance­learning in On­linekursen abhalten, sie müssen bei Ausfällen supplieren, sie müssen psychologische Hilfe für verstörte Kinder zur Verfügung stellen, weil die Beratungs­lehrerInnen abgezo­gen werden. Sie sind an der Belastungsgrenze, und wir haben November – es ist erst seit drei Monaten Schule. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Ich frage Sie jetzt: Welche Vorkehrungen treffen Sie nun, damit die Lehrer nicht bis zum Ende des Schuljahres im Juni verheizt sind? (Zwischenruf des Abg. Vogl.) Sie pro­duzieren derzeit jede Menge ausgebrannte KollegInnen. Die Leiterinnen und Leiter, die Lehrerinnen und Lehrer sind hochbelastet und jeder schaut weg. Es geht da nicht mehr nur um Covid-19, es geht um die allgemeine Gesundheit und es geht um eine ver­lässliche Schule für alle. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist unzumutbar für Eltern, ihre Kinder im Homeschooling zu unterrichten. Das ist nicht ihre Aufgabe und es belastet die Familien. Es ist unzumutbar, dass da momentan auch die Sonderbetreuung nicht greift. Es ist unzumutbar, dass jene Schülerinnen, die in die Be­treuung gehen, in gemischten Gruppen betreut werden. Welchen Sinn macht das? Es wäre doch besser, normale, feste Klasseneinheiten zu lassen. Es ist unzumutbar, dass Schüler zu wenig Betreuung durch die Beratungslehrer und SchulpsychologInnen be­kommen. Sie haben häufiger schwierige Situationen zu Hause. Sie müssen mit Angst, Krankheit, finan­zi­ellen Sorgen und leider auch erhöhter Gewalt umgehen, und hier wird weggeschaut.

Auch die Lehrerinnen und Lehrer müssen das abfedern, weil sie keine Unterstützung haben. Die Frage ist: Wie unterstützen Sie sie in dieser Situation? Es ist unzumutbar für Schülerinnen und Schüler, sich teilweise im Selbststudium Inhalte anzueignen. Jedes Kind hat das Recht auf qualitativen Unterricht, und jedes Kind hat auch das Recht auf Zeit, die ihm gewidmet wird. In den höheren Schulen zum Beispiel, in denen es schon seit Anfang November Distancelearning gibt, müssen sich die Kinder in Mathematik oder Mechanik – 2. Klasse HTL bei meinem Sohn zum Beispiel – Inhalte selbst aneignen. Da möchte ich bei den 200 Menschen, die hier sind, schauen, ob das vielleicht eine Handvoll schaffen würde – und die Kinder sollen es alleine machen. So geht das nicht.

Es sind Punkte, auf die wir seit Monaten hinweisen, Herr Minister, und es ist nicht wahr, dass wir nicht schon früher etwas gesagt haben. Wir haben es immer wieder wiederholt. Der gesamte Bereich läuft gerade komplett aus dem Ruder, und es gibt kein Budget, das ermöglicht, diesen Bildungsrückstand aufzuholen. Es ist nichts drin.

Wenn es in den ersten paar Monaten 2021 zu einem dritten Lockdown kommen sollte: Wie werden Sie damit umgehen, dass 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler dann ein


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