13.57

Abgeordnete Heike Grebien (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte KollegInnen! Wertgeschätzte Zuse­herInnen! Seit vielen Jahren wird zu Recht bemängelt, dass Frauen mit Lernschwierig­keiten und gehörlose beziehungsweise hörbeeinträchtigte Frauen völlig unzureichend über gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen informiert sind. Wie Sie gehört haben, ändert sich das nun, und ich hoffe, Sie werden heute auch mitstimmen.

Wir haben im letzten Gleichbehandlungsausschuss auf grüne Initiative hin diesen Ent­schließungsantrag eingebracht. Kollegin Grünberg hat es bereits angesprochen, aber ich wiederhole es gerne, weil ich glaube, dass es wichtig ist: Diverse nationale und in­ternationale Studien zeigen, dass ein Viertel der Frauen mit Behinderungen zu keinerlei gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen geht und dass lediglich jede neunte Frau mit Behinderung regelmäßig gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nimmt.

Ursachen sind unter anderen fehlende Informationen für Frauen mit Behinderungen in entsprechender Form. Vor allem Broschüren in Leichter und verständlicher Sprache sowie in ÖGS ermöglichen es Frauen mit Behinderungen, sich über gynäkologische Vor­sorgeuntersuchungen zu informieren, nehmen ihnen die Angst vor der ersten Untersu­chung und informieren über entsprechend niederschwellige Beratungsangebote.

Die Bedeutung von Informationsmaterial in Leichter Sprache wird unter anderem durch Ergebnisse einer österreichweit durchgeführten Studie belegt, in der 35 Prozent der be­fragten Menschen mit Behinderungen angaben, sich durch entsprechende Materialien und Broschüren über Sexualität und geschlechtsspezifische Gesundheit zu informieren. Das sage ich auch Kollegin Fürst, die gestern meinte, Broschüren helfen nicht.

Zudem wird ein Drittel der Menschen mit Behinderungen nicht über Sexualität und ge­schlechtsspezifische Gesundheit aufgeklärt. Ich habe bereits in einer Rede einen kleinen Exkurs zum Thema sexuelle Bildung von Menschen mit Behinderungen gemacht. Es ist notwendig, unaufgeregt über Sexualität sprechen zu können, um Unsicherheiten aufzu­lösen und dadurch auch sexuellen Gewalterfahrungen präventiv entgegenwirken zu kön­nen.

Diese Broschüre wird aber auch für Betreuungs- und Begleitpersonen hilfreich sein. Wa­rum? – Ich erkläre es Ihnen anhand eines Erfahrungsberichts einer Betreuungsperson: Ich habe eine Frau mit Lernschwierigkeiten begleitet, mit der ich das erste Mal eine Frau­enärztin aufgesucht habe. Ich war davor natürlich selber schon bei einer Frauenärztin, hatte mir aber vorher nie genau Gedanken darüber gemacht: Was genau wird warum und weshalb gemacht? Welche Krankheiten werden damit verhindert? Warum soll ich meine Brust abtasten, und was soll ich dabei beachten?

Damit meine Kundin gut vorbereitet ist, haben wir dann gemeinsam Broschüren für junge Frauen durchgearbeitet, sie in Gesprächen in Leichte Sprache übersetzt. Mit einer Bro­schüre in einfacher Sprache wäre dies einfacher für uns alle gewesen, und die junge Frau wäre nochmals sicherer in die Untersuchung gegangen und hätte bei Nachfragen auch selbstständig nachlesen können. – Zitatende.

Ein kleiner Sideeffekt, meine Damen und Herren, dieser Broschüre: Es werden damit mehr GynäkologInnen darauf aufmerksam gemacht, dass sie ihr Angebot entsprechend anpassen müssen.

Zum Schluss möchte ich noch besonders hervorheben, dass uns Grünen immer die Ein­bindung der Betroffenen wichtig ist. Auch bei dieser Broschüre werden betroffene Frau­en, sowohl Frauen mit Lernschwierigkeiten als auch Frauen mit einer Hörbeeinträchtigung und gehörlose Frauen, in die Erstellung eingebunden, denn nur so kann die Broschüre auch treffsicher und damit wirksam sein. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Ab­geordneten der ÖVP.)

14.01

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Mag.a Verena Nussbaum. – Bitte, Frau Abgeordnete.