22.28

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Die Erhöhung des Frauen­anteils in Vorständen börsennotierter Unternehmen: Meine Damen und Herren, welchen Effekt können Quoten haben? – Ich glaube, sie können einen großen Effekt haben, und genau darum geht es in dieser Studie, nämlich um zu schauen: Was können wir daraus lernen?

Es gibt in den börsennotierten Unternehmen nur 7,9 Prozent Vorständinnen, Frau Kolle­gin. Der größere Teil der AbsolventInnen von Fachhochschulen, von Universitäten sind Frauen, und die haben die wesentlich besseren Noten. Ich finde, es ist ein Schaden an der Volkswirtschaft, den wir produzieren, wenn wir diese Frauen dann zu Hause in Teilzeit sitzen lassen und nicht die Rahmenbedingungen schaffen, die sie vielleicht brauchen, um ihr Wissen auch anzuwenden. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Zur Quote: Ja, es hat in den Aufsichtsräten schon funktioniert. Von 19 Prozent sind wir auf 28 Prozent gekommen, aber anscheinend hat der Effekt, den wir uns erhofft hätten, dass das dann auch in den Vorständen nachzieht, leider nicht eingesetzt.

Deswegen ist für mich die Quote als befristeter Motor notwendig. Das ist nicht die Meinung unseres gesamten Klubs, glaube ich, aber ich bin mittlerweile hundertprozentig dieser Meinung und eine totale Befürworterin. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP sowie bei den Grünen. – Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.)

Oft hören wir von Frauen, dass man sich diesbezüglich distanziert, dass man sagt, man kann mit Anstreifen nur verlieren, es ist besser, nichts zu sagen. Ich frage mich schon, ob dieses Distanzieren unsere Handlungsmaxime oder einfach ein opportunistisches Handeln für sich selbst ist, indem man sagt, man ist dort hingekommen.

Man muss auch sagen: Auch wir hier – ein größerer Teil – sind wegen einer Quote hier, egal ob von einem Bundesland kommend oder aus einem unserer Bünde kommend. Vor Sebastian Kurz gab es kein Reißverschlusssystem. Ganz viele von uns sind deswegen erstmals auf diesem Ticket. Auch bei uns in der ÖVP war der Frauenanteil wesentlich kleiner. Ich glaube aber auch, dass diese Frauen sich bei der nächsten Wahl behaupten können, sie haben aber einmal die Chance bekommen müssen, dort überhaupt hinzu­kommen. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie des Abg. Bernhard.)

Ich sehe die Quote als unsere moralische Verpflichtung, weil wir privilegiert sind. Ich sehe sie deswegen als unsere Verpflichtung, Rahmenbedingungen zu schaffen, um Frauenkarrieren zu ermöglichen – auf Zeit befristet –, denn die Frage ist, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Ich möchte in einer gerechten Gesellschaft leben, in der Leistung und Qualifikation zählen – selbstverständlich Frau Kollegin. Das geht schon mit der Berufswahl einher. Meine Kollegin Therese Niss hat da ein tolles Programm bezüglich Mädchen und Mint initiiert. Es geht um Reduktion der Teilzeit, darum, zu schauen, dass die langen Karenzzeiten kürzer werden, darum, Karriere und Familien­leben zu vereinbaren. Da geht es auch darum, haushaltsnahe Dienstleistungen steuer­lich zu entlasten. Es gibt ganz viele Sachen, die wir machen müssen.

Ja, es wird diese Probleme geben, und ich verstehe auch die Herrschaften, die sagen, sie finden keine Frau. Das ist kein Problem, denn dann sollen sie meiner Meinung nach eine Ausgleichszahlung leisten, damit wir solche Frauen entwickeln können, damit diese Karrieren zumindest in drei, vier, fünf Jahren stattfinden. Ich verpflichte niemanden. Wir können das auch anders lösen, aber zumindest muss einmal ein Anreiz da sein. Wir müssen solidarisch in Zukunftskarrieren investieren.

Meine Herren, mein Wunsch an Sie alle, die Sie hier, aber auch zu Hause sitzen: Wir brauchen euch dazu, denn ihr seid der Motor, die Motivatoren und im Moment schluss­endlich die Ermöglicher, denn egal wo Jobbesetzungen entschieden werden, die Shareholder, die Eigentümer, die Aufsichtsratsvorsitzenden seid zum Großteil ihr. Ohne euch wird es also nicht gehen, denn bei euch liegen momentan noch diese Entschei­dungen.

Kollege Kassegger hat es ja letztes Mal im Ausschuss gesagt, wie Sie jetzt. Wenn Sie wirklich sagen, es geht um Leistung und Kompetenz, dann muss ich Sie schon fragen, warum Sie in einer Parlamentsfraktion mit, ich glaube, 30 Abgeordneten fünf Frauen haben. Sie sagen entweder, dass in Ihrer Welt sechsmal so viele Männer kompetent sind oder die Männer sechsmal so kompetent wie eine Frau sind. (Beifall bei Abge­ordneten der ÖVP, bei den Grünen sowie des Abg. Bernhard.  Abg. Zanger: Wir sind eine Familienpartei!) – Na, Sie sind ganz bestimmt einer der Kompetentesten in Ihrer Fraktion. (Heiterkeit der Abg. Pfurtscheller.)

Ich stehe voll auf gescheite, auf toughe und smarte Frauen, ich bin ein Riesenfan von erfolgreichen Frauen und bin wunderbar froh, dass ich nicht in Ihrer Welt zu Hause bin.

Eines sage ich Ihnen auch noch: Wenn Sie Ihren großen Weltschmerz bezüglich Über­fremdung endlich beenden wollen, dann müssen Sie diese gescheiten Frauen, die an der Uni waren, diese gescheiten Frauen, die da wirklich ihr Bestes gegeben haben, moti­vieren, dass sie mehr Kinder bekommen. Dann werden Sie die Rahmenbedingungen mit uns schaffen müssen, weil sonst das Projekt nichts werden wird.

In diesem Sinn vielen, vielen herzlichen Dank. Ich weiß, Sie sehen mich jetzt wahr­scheinlich als Feministin, aber das trage ich dann mit Stolz und Dankbarkeit. – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie des Abg. Bernhard.)

22.33

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Ragger. – Bitte.